Studieren geht fast nur noch mit Nebenjob

Artikel vom 08.06.2022

Jens Tammen

Berichten aus dem Alltag der Studenten: die Hochschulbotschafter Mohan Jeganathan und Marc Sandmann. Bild: Jens Tammen

„Bei den Nudeln merkt man es besonders.“ Die Inflationsrate liegt aktuell bei rund acht Prozent. Zwei Studenten aus Emden berichten, wie sich die Preissteigerung auf ihr Leben auswirkt.

Alles wird teurer: Energie, Kraftstoffe, Lebensmittel, Mieten, Baumaterial und vieles mehr. Die Inflationsrate liegt aktuell bei rund acht Prozent. Betroffen davon ist jeder. In einer Serie beleuchten wir das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln. Zum Auftakt blicken wir auf die Studenten in Emden.

Marc Sandmann und Mohan Jeganathan studieren an der Hochschule Emden-Leer – der eine Wirtschaftspsychologie und der andere Maschinenbau und Design. Doch beide vereint noch mehr. So sind sie Hochschulbotschafter und geben Studieninteressierten einen Einblick in das Angebot der Hochschule.

Frage nach Finanzierung

In ihrer Arbeit erzählen sie interessierten Schülern aber auch, wie das Leben der Studenten in Emden aussieht. Und bei diesen Gesprächen kommt auch vermehrt die Frage nach der Finanzierung des Studiums. Braucht man zusätzlich einen Nebenjob? Diese Frage müssen sie neuerdings immer öfter bejahen. „Wer heute studieren will und nicht aus reichem Elternhaus kommt, der muss nebenbei arbeiten“, sagt der 21-jährige Marc Sandmann im Gespräch mit dieser Zeitung. Sandmann ist für sein Studium aus dem Raum Cloppenburg nach Emden gezogen. Und damit verbunden ist dann auch gleich die größte monatliche Ausgabe, die das studentische Portmonee belastet: die Miete. Nicht wesentlich anders sieht das beim 27-jährigen Mohan Jeganathan aus, der aus dem Großraum Hameln stammt. Je nachdem, ob man in einem Studentenwohnheim oder auf dem freien Wohnungsmarkt fündig geworden ist, fällt die Miete unterschiedlich hoch aus. Schnell kommen dabei zwischen 250 und 400 Euro im Monat zusammen. „Und es wird schon über Erhöhungen diskutiert“, weiß Mohan Jeganathan zu berichten. Dazu kommen Ausgaben für Handyverträge, Fitnessstudio, Semestergebühren und Lernmaterial.

Schock an der Kasse

Doch den größten Schock erleben auch die Studenten an der Supermarktkasse. „Bei den Nudeln merkt man es besonders, aber auch sämtliche Öle sind kaum zu bezahlen“, sagt Sandmann. Sein Kommilitone Jeganathan nutzt aus diesem Grund in der Woche fast ausschließlich die Hochschulmensa. „Da kann man für kleines Geld gut essen“, sagt er. Beide legen viel Wert auf eine gesunde Ernährung. Doch die Preissteigerung lässt den Einkauf längst nicht mehr zum freudigen Erlebnis werden. „Früher habe ich mehr Zeit in der Obst- und Gemüseabteilung verbracht, heute bleiben Avocado oder Erdbeeren meistens liegen“, schildert Marc Sandmann seinen eigenen Einkauf. Immer öfter geht es auch für ihn nur noch zum Discounter. Beide Emder Studenten kommen zu dem Schluss, dass faire und regionale Produkte für Studenten so gut wie nicht zu bezahlen sind. „Was sehr schade ist“, wie Sandmann hinzufügt.

Halbzeitjobs und mehr

Um angesichts der steigenden Kosten mithalten zu können, gebe es nach ihren Erfahrungen kaum noch Studenten ohne Nebenjob. Und BAföG bekommt auch nicht jeder. Viele müssen nebenbei arbeiten. Und so gibt es Studenten, die 20 Stunden im Monat arbeiten, aber auch welche, die halbtags beschäftigt sind, damit sie über die Runden kommen. Von Existenzängsten unter den Studenten ist ihnen aber bislang nichts bekannt, wie sie betonen. Sandmann und Jeganathan übrigens haben einen der vielen Studentenjobs an der Hochschule ergattert. Damit sichern sie auch ihren eigenen Lebensunterhalt während des Studiums.


 

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