Am Dienstag wurde das LNG-Terminal in Wilhelmshaven nun offiziell als fertiggestellt präsentiert. 200 Menschen samt Niedersachsens Umwelt- und Wirtschaftsministern waren dabei. Was Sie zu den weiteren Plänen wissen müssen.
Als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) im Mai beim ersten Rammschlag für den neuen Flüssiggas-Anleger in Hooksiel fragte, wann das Projekt denn fertig sei, bekam er als Antwort „Am 11.11.“ und hielt das zunächst für einen Faschingsscherz.
Inzwischen wurde der „Faschingsscherz“ zur Realität. Der LNG-Anleger ist fertig und bereits im Dezember wird ein Schiff zur Regasifizierung des verflüssigten Erdgases auf Dauer in Hooksiel festmachen. Die Experten sprechen bei den LNG-Terminalschiffen von FSRU (Floating Storage and Regasification Unit).
Folker Kielgast, technischer Geschäftsführer der niedersächsischen Hafengesellschaft N-Ports, erzählte die Habeck-Episode auf dem Helgoland-Dampfer „Fair Lady“, auf dem zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verwaltung sowie Medienvertreter am Dienstag von Wilhelmshaven aus zum fertigen Anleger nach Hooksiel gebracht wurden.
Voller Stolz berichtete er, wie die Bauarbeiten vorangegangen seien, wie die Statik um das vorhandene Material aufgebaut wurde – jede Phase des Baus intensiv durch einen Prüfingenieur begleitet. Gerührt dankte Kielgast allen am Bau Beteiligten. Für ihn ein besonderes Datum, weil es das Abschlussprojekt seiner beruflichen Tätigkeit darstellte.
Überraschendes Projekt
Holger Banik hatte zuvor als kaufmännischer N-Ports-Geschäftsführer daran erinnert, dass man mit dem Vorhaben ein Projekt gestemmt habe, an das zum Jahresbeginn noch niemand gedacht habe. Planerisch sei die Hafen-Betriebsgesellschaft allerdings „bestens gerüstet“ gewesen. Banik: „Wir waren gut trainiert, mussten aber vom gewohnten Mittelstreckenlauf auf Sprint und Höchstgeschwindigkeit umstellen.“
Das erste Hindernis sei übrigens die nicht einfache Materialbeschaffung gewesen. So sei eine Art „gemischte Lego-Kiste“ entstanden, aus der dann die Konstruktion entwickelt worden sei. Parallel dazu sei die Finanzierung des ehrgeizigen Projektes geregelt worden. Dass der Anlieger nun nach 194 Tagen fertig sei und die Infrastruktur nun an den Betreiber Uniper übergeben werden könne, sei eine sportliche Höchstleistung, unterstrich Banik.
Perfekt, so Banik, sei auch die Zusammenarbeit mit den Genehmigungsbehörden gewesen, die „uns und sich selbst“ nichts geschenkt hätten. Unzählige teils spontane Entscheidungsrunden seien notwendig gewesen – und mit lösungsorientierter und konstruktiver Zusammenarbeit sei das ehrgeizige Etappenziel rechtzeitig erreicht worden.
Dem neuen Umweltminister Christian Meyer (Grüne) bot Banik an, auch bei anderen Vorhaben der niedersächsischen Seehäfen ähnlich vorzugehen.
Beeindruckendes Tempo
Auch Meyer zeigte sich beeindruckt, dass noch vor Weihnachten das erste Gas durch die Leitungen ins Landesinnere gehen würde. Dieses Tempo müsse künftig auch beim Bau neuer Windkrafträder erreicht werden, um möglichst bald die Abhängigkeit von fossiler Energie zu beenden.
Ähnlich äußerte sich auch Niedersachsens Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD), der die Anlage als ein „Sprungbrett in die klimaneutrale Energieversorgung“ bezeichnete. Die LNG-Terminals seien deshalb ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz auf dem Weg von fossiler zu erneuerbarer Energie.