Preisträger überzeugen mit Feingefühl und Poesie
Artikel vom 23.11.2022

Nicole Piechotta (Mitte) überreichte die Auszeichnung an Matthias Kohm und Sara-Christin Richter. Bild: Martin Remmers
In diesem Jahr gibt es gleich zwei Gewinner des Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreises. Ein Autor und eine Illustratorin trafen mit ihren gefühlvollen Werken mitten ins Leben und ins Herz.
Der objektive Vergleich kreativer Werke fällt einer Jury oft schwer – erst recht, wenn sich die herausragenden und auffällig guten Werke in unterschiedlichen Genres bewegten. Aus diesem Grund geht der diesjährige Oldenburger Kinder- und Jugendpreis an gleich zwei Nominierte, sagte Jurymitglied Markus Lefrançois. So teilen sich die Illustratorin Sara-Christin Richter und der Autor Matthias Kohm die Auszeichnung und das Preisgeld in Höhe von 8.000 Euro. Von ihrer Auszeichnung erfuhren die beiden Nominierten bei der feierlichen Preisverleihung an diesem Freitag im alten Rathaus. Der Festakt wurde moderiert von der Journalistin Ziphora Robina und musikalisch begleitet von Melina Röben.
Drei Nominierte
Unter 201 Einsendungen wählte die Jury zunächst drei Werke aus, die in besonderem Maße herausstachen: Matthias Kohms Coming-of-age-Roman „Ewig braucht doch keiner“, Andreas Brettschneiders Jugendbuch „Auch junge Leoparden haben Flecken“ und Sara-Christin Richters Illustrationen für das Buch „Anette, Querkus und die wilden Worte“, zu dem Cornelia Funke den Text verfasst hat. Sowohl die 32-jährige Leipzigerin als auch der 63-jährige Karlsruher überzeugten unter anderem mit Poesie und Feingefühl.
Laute und leise Töne
„Matthias Kohm hat in seinem Debüt mit den Mitteln der Selbstironie, scharfer Beobachtungsgabe und einer bestechend komischen Ich-Stimme einen philosophischen, rockigen und zugleich poetischen Coming-of-age-Roman geschaffen“, so die Jurorin Christine Paxmann. Auch wäre es ihm gelungen, ein Melodram zu schaffen, das mit Charme und hinreißender Komik bezaubert. Die Preisrede auf das Erstlingswerk „Ewig braucht doch keiner“ hielt Autorin Cornelia Franz („Calypsos Irrfahrt“). Dabei betonte sie, dass es Kohm gelungen sei, so souverän, gekonnt und eigen zu schreiben, als hätte er sein Leben lang nichts anderes gemacht: „Die lauten und die leisen Töne, die dramatischen und die gefühlvollen, die findet man in der Geschichte des Tischlerlehrlings Meyer auf sehr besondere Weise wieder.“
Zauber geht ins Herz
Als weitere Preisträgerin des Abends konnte Illustratorin und Puppenbauerin Sara-Christin Richter mit ihrem Feingefühl, mit dem sie den Figuren in „Annette, Querkus und die wilden Worte“ ein Eigenleben eingehaucht hat, Jurymitglied Lefrançois begeistern. Richters sei es gelungen, dass die Illustrationen wie Momentaufnahmen aus dem Leben von Annette von Droste-Hülshoff wirken. Auch Cornelia Funke (Tintenwelt-Reihe), die die Preisrede für Sara-Christin Richter verfasst hat, lobte ihre Figuren, Landschaften und all ihre inneren und äußeren Szenarien, die einen Zauber ausübten, der mitten ins Herz ginge. „Es kommen einem viele Begriffe in den Sinn beim Versuch diese Verzauberung zu beschreiben: Poesie ganz sicherlich, aber auch Melancholie, Feinfühligkeit, Tiefe und immer wieder Einmaligkeit“, so Cornelia Funke, die persönlich nicht anwesend sein konnte – Bürgermeisterin Piechotta trug die Laudatio stellvertretend vor.
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