Butjadinger nehmen mit ihrem Zigaretten-Müll an Umfragen teil
Artikel vom 30.11.2022

Freuen sich über die neuen Kippenbarometer (von links): Susanne Glückselig (Nabu), Robert Kowitz, Reiner Jahn, Lyndzey Mowatt (alle TSB) und Dr. Dorothee Radtke (Nabu) Bild: Eyleen Thümler
Zigaretten in der Umwelt sind ein großes Problem. In Butjadingen soll nun mit einer spielerischen Idee der Verschmutzung entgegengewirkt werden.
Zigaretten sind für die Umwelt ein riesiges Problem. Denn häufig kommt es vor, dass die Kippe auf dem Boden ausgedrückt oder achtlos fallen gelassen wird. Genauer gesagt: Acht von zehn gerauchten Zigaretten landen nicht im Müll, sondern auf der Straße und werden damit zum Umweltproblem gewaltigen Ausmaßes. Der Naturschutzbund (Nabu) hat sich nun in Zusammenarbeit mit der Tourismus Service Butjadingen GmbH (TSB) etwas Besonderes einfallen lassen: Sogenannte Kippenbarometer sollen die Lösung sein.
Mikroplastik
Die Idee dazu kam Susanne Glückselig vom Nabu Butjadingen bereits vor einiger Zeit. Bei den jährlichen Müllsammelaktionen des Vereins ist den fleißigen Helfern jedes Mal vor allem die Menge an Zigarettenmüll ein Dorn im Auge. Denn die Kippenstummel lassen sich besonders schwer aufsammeln – und jeder, der liegen bleibt, braucht etwa zehn bis 15 Jahre, um sich zu zersetzen. Selbst dann zerfällt die Zigarette aufgrund der faserigen Struktur lediglich in kleine Teile und verwandelt sich zu Mikroplastik. Zudem gelangen dadurch bis zu 7000 giftige Chemikalien in die Umwelt. Um etwas dagegen zu tun, hat sich Susanne Glückselig gemeinsam mit ihrem Mann Detlef und Dr. Dorothee Radtke, die ebenfalls im Nabu tätig sind, mit ihrer Idee an Robert Kowitz, dem Geschäftsführer der TSB, gewandt.
Gemeinsam wurde überlegt, wie sich das Ganze umsetzen lässt. Schließlich wurden die Kippenbarometer durch die Firma Barghorn in Brake per Spezialanfertigung produziert. Zehn Exemplare sollen bis Ostern nächsten Jahres an sechs verschiedenen Standorten in Butjadingen platziert werden. Darunter die Strände in Burhave, Tossens und Eckwarderhörne.
Vor der Tourist-Information Burhave steht bereits eines der Kippenbarometer, das in Zukunft alle Raucher dazu animieren soll, den Überrest ihrer Zigarette in den vorgesehenen Behälter, statt in die Natur zu werfen.
Doch wie funktioniert das Ganze? Die Kippenbarometer sind keine herkömmlichen Zigarettenmülleimer. Unter dem Motto „Lieber die Meinung sagen, als die Umwelt zu verschmutzen“, nehmen Raucherinnen und Raucher mit dem Entsorgen ihrer Zigaretten an einer kleinen Abstimmung teil. Denn alle zehn Kästen wurden mit unterschiedlichen Fragen, wie „Sommer oder Herbst?“, „Radfahren oder Spazierengehen?“ oder „Tee oder Kaffee?“ versehen. Die Seite, auf der schließlich mehr Zigaretten eingeworfen wurden, hat gewonnen. „Die Leute sollen dadurch spielerisch angeregt werden, ihre Zigaretten umweltgerecht zu entsorgen“, sagt Robert Kowitz, „und zudem ist es ja nicht nur interessant zu sehen, wofür abgestimmt wurde, sondern auch, wie viele Menschen überhaupt mitgemacht haben.“
Neuer Reiz
Wenn die Aktion gut angenommen wird, könnte sich die TSB auch vorstellen, weitere Behälter anfertigen zu lassen und diese an noch mehr Orten in Butjadingen zu platzieren. Da die Fragen auf den Behältern lediglich foliert sind, steht zudem die Überlegung im Raum, diese in regelmäßigen Abständen auszutauschen, um Einheimischen und Touristen, die häufig nach Butjadingen kommen, immer wieder einen neuen Reiz zu geben.
Zwar gibt es Kippenbarometer teilweise schon in Großstädten, an der Nordseeküste ist die Idee aber ein absolutes Novum.
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