Vier-Tage-Woche an Grundschule in Wiefelstede ist vom Tisch
Artikel vom 15.02.2023

Zu wenige Personal: An der Grundschule Wiefelstede drohte die 4-Tage-Woche. Bild: Kim Kristin Loschen
Diese Nachricht hatte am Montag für Aufsehen gesorgt: Wegen Lehrermangels wollte die Grundschule Wiefelstede (Landkreis Ammerland) eine Vier-Tage-Woche einführen. Das hieß, dass die Klassen jeweils an einem Tag in der Woche zu Hause bleiben sollten.
Doch am Dienstag erfolgte dann die Kehrtwende. Nun können die mehr als 300 Schülerinnen und Schüler zum Normalfall zurückkehren. „Wir haben der Schule geholfen, ihre Probleme zu lösen“, erklärte der Sprecher des Kultusministeriums, Sebastian Schumacher, in Hannover auf Anfrage unserer Redaktion. Die Entscheidung, für einzelne Jahrgänge einen Unterrichtstag zu streichen, sei weder alternativlos noch mit dem zuständigen Regionalen Landesamt für Schule und Bildung Osnabrück oder mit dem Kultusministerium abgestimmt gewesen, teilte der Sprecher des Kultusministeriums mit.
Dieser Darstellung widersprach am Abend Elternvertreter Daniel Siemen. Er habe selbst mit der zuständigen Sachbearbeiterin beim Landesamt Kontakt gehabt, die versichert habe, es gebe keine bessere akute Lösung. Siemen: „Dass jetzt unserer engagierten Schulleitung die Schuld in die Schuhe geschoben wird, lassen wir nicht zu.“
Feuerwehr-Lehrkraft
„Die Überprüfung der Sachlage hat ergeben, dass Spielräume bestehen, um durchgängige Schulpräsenz an allen Wochentagen für alle Schuljahrgänge zu sichern“, teilte derweil der Ministeriumssprecher mit. Dies werde möglich durch Umstellungen am Stundenplan, das Zusammenlegen von Klassen, den zielgerichteten Einsatz pädagogischer Fachkräfte sowie die kurzfristige Einstellung einer Feuerwehr-Lehrkraft. Entsprechende Schritte würden vom zuständigen Regionalen Landesamt für Schule und Bildung Osnabrück in Abstimmung mit der Schule ab sofort umgesetzt. Die „Vier-Tage-Woche“ sei damit vom Tisch.
Das Streichen ganzer Unterrichtstage sei insbesondere an Grundschulen mit ihrer Verlässlichkeit „grundsätzlich nicht vorgesehen“, so das Kultusministerium. Vergleichbare Vorgehensweisen seien nicht bekannt. Auch sei an allen Tagen die Verlässlichkeit abzusichern. Schumacher: „Dass es kurzfristig zu Ausfallsituationen kommen kann, ist davon unberührt. Als Dauerlösung und Grundsatz sind solche Modelle aber nicht vorgesehen.“ Die Absicherung der Verlässlichkeit an Grundschulen müsse hohe Priorität haben. „Das ist für die Eltern und für die Kinder ganz wichtig, um Kontinuität und Berechenbarkeit im Alltag zu haben“, so der Sprecher weiter.
Elternbrief verschickt
Noch am Freitag hatte Schulleiterin Doris Tapken in einem Elternbrief die schlechte Unterrichtsversorgung thematisiert. Die Schulleitung sehe sich „nicht in der Lage, alle Klassen gleichermaßen mit Unterricht zu versorgen“. Deshalb sollte ein Vertretungsplan in Kraft treten.
Die Elternvertretung der Grundschule Wiefelstede hatte darauf hingewiesen, dass es in Niedersachsen schon lange Probleme wegen des Lehrkräftemangels gebe. Deshalb sahen die Eltern hier auch das Land in der Pflicht. Schülerinnen und Schüler hätten während der Corona-Pandemie genug gelitten und würden durch den Unterrichtsausfall nun weiter belastet. Elternvertreter Daniel Siemen äußerte sich empört: „Wir verspielen gerade die Zukunft der kleinen Menschen, die unsere Gesellschaft später am Laufen halten.“
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