Aus Liebe zu Technik und Nachhaltigkeit
Artikel vom 02.03.2023

Thomas Wartberg aus Klosterseelte repariert unter anderem alte Röhrenradios. Er ist auch im Harpstedter Repair-Café aktiv. Bild: Jana Budde
Seit er ein Teenager war, repariert Thomas Wartberg schon alte Röhrenfernseher. Warum ein Umdenken in der Gesellschaft notwendig sei, erzählt der Klosterseelter, der auch beim Repair-Café hilft.
„Wir brauchen eine allgemeine Veränderung in der Gesellschaft“, ist Thomas Wartberg überzeugt. Der Klosterseelter trägt seinen Teil dazu bei: Der 45-Jährige repariert alte Elektrogeräte, seit er ein Jugendlicher war. „Wenn ein Gerät zehn Jahre alt ist, hat es doch bewiesen, dass es grundsätzlich funktioniert.“
Frühes Interesse
Das Interesse dafür sei ihm „in die Wiege gelegt“, schon mit acht Jahren habe er seinen Kassettenrekorder zerlegt, weil er wissen wollte, wie er von innen aufgebaut ist. Sein Stiefvater habe ihm dann viel beigebracht, beispielsweise über Röhrentechnik, einiges habe er auch über Fachbücher gelernt, erzählt Wartberg. Mit 14 Jahren habe er angefangen, alte Röhrenfernseher zu reparieren. „Mein ganzes Zimmer war voll mit Röhrenfernsehern“, erinnert er sich schmunzelnd.
Die Geräte habe er entweder vom Sperrmüll oder Elektronikgeschäften bekommen. Wenn er sie erfolgreich reparieren konnte, habe er sie für kleines Geld verkauft und sich vom Erlös neues Werkzeug gekauft. Falls sie nicht mehr zu retten waren, habe er sie zumindest noch ausgeschlachtet.
Beim Repair-Café
Eigentlich wollte er beruflich auch diesen Weg einschlagen und Radio- und Fernsehtechniker werden, hat dann jedoch eine Ausbildung zum Energieanlagenelektroniker, Fachrichtung Betriebstechnik, gemacht. Dort habe er gelernt, weitere Geräte zu reparieren. Später folgte eine Weiterbildung zum staatlich geprüften Techniker, Fachrichtung Elektrotechnik.
Nebenbei hat er immer gern weiter gebastelt, von 2007 bis 2011 besonders intensiv: In der Zeit habe er einen Freund unterstützt, der ein Elektronikgeschäft hatte. „Es war mir wichtig, dass er nur Geräte rausgibt, die technisch in Ordnung sind. Das war eine sehr erfahrungsreiche Zeit. Ich habe viel gesehen und gelernt“, sagt der Klosterseelter.
Weil ihm die nachhaltige Nutzung sehr wichtig ist, engagiert er sich seit der Gründung des Harpstedter Repair-Cafés Anfang 2019 dort als ehrenamtlicher Helfer. Dort kämen auch oft Personen, die es noch von früher so kennen, dass Dinge nicht weggeworfen, sondern repariert werden. Da sollten wir als Gesellschaft wieder hinkommen, findet Wartberg: Der Verbraucher müsse sich immer die Frage stellen, ob er wirklich ein neues Gerät benötige.
Ihm ist auch wichtig, dass das Wissen nicht verloren geht. Deswegen möchte er es auch seinen fünf Kindern mitgeben und bringt ihnen vieles bei. Wartberg weiß auch, dass es dem Verbraucher nicht immer leicht gemacht wird: Bei Smartphones ließen sich beispielsweise mittlerweile die Akkus nicht mehr einfach tauschen, auch die neue EU-Verordnung bedeutet nicht dessen Ende. Aber man könne versuchen, Lösungen zu finden.
Zukunftsfähig gemacht
Einiges lasse sich auch gut modernisieren und so „für die Zukunft retten“: So hat er ein altes Saba-Automatic-Radio von 1961 mit Bluetooth ausgestattet. Oft lauscht er den Klängen aus diesem Gerät, das sein Lieblingsstück ist, wenn er morgens mit seinem Kaffee in dem Zimmer mit den alten Radios, Tonbandgeräten und mehr sitzt und seine Sammlung betrachtet, auf die er stolz ist: „Alle Geräte haben etwas Besonderes.“
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