Weizen statt Kuhweide für den Klimaschutz? Warum das hier nicht geht
Artikel vom 14.03.2023

Weniger Kuhweiden, mehr Weizenfelder? Für ostfriesische Landwirte ist das aus verschiedenen Gründen keine realistische Option – und für die Umwelt auch nicht. Bild: Stijn te Strake
Weg mit Nutztierhaltung, her mit dem Brotweizen? Auch Ostfrieslands Bauern werden von Klimaschützern zu einem Wandel aufgefordert – der so aber gar nicht stattfinden darf.
Massentierhaltung ist schlecht, Rinder rülpsen zu viel Methangas aus und der heutige Fleischkonsum ist auch zu hoch – lassen sich die Weiden am Ende nicht besser nutzen? Zwischen belegbaren und gefühlten Problemen rund um landwirtschaftliche Nutztierhaltung kommt immer wieder der Wunsch oder die Forderung auf, dass Bauern den Kuhstall einmotten und auf Ackerbau setzen sollen. „Warum wird nicht mehr Weizen angebaut, angesichts des Klimawandels und der Lieferprobleme seit Beginn des Ukraine-Kriegs?“ ist eine Leserfrage, die unsere Redaktion bis heute vielfach erreicht hat. Dass die Antwort negativ ausfällt, hat aber andere Gründe als einen Unmut seitens der Landwirte.
Weniger Höfe und am Ende weniger Tiere
Der allgemeine Trend, sowohl auf Bundesebene als auch in Ostfriesland, ist seit Jahren schon einer hin zu weniger Tieren. „Die Zahl der Betriebe in der Region geht immer weiter zurück, weshalb auch die Anzahl von Nutztieren sinkt“, erklärte Landvolkspräsident Manfred Tannen jüngst in einem Gespräch. Der seit langem andauernde Konzentrationsprozess führe zwar dazu, dass Höfe heute immer größer werden – teilweise „dazu verdammt sind“, um wirtschaftlich zu bleiben –, vor allem im Bereich der Rinderhaltung gibt es aber immer weniger Tiere. Die Gründe sind vielschichtig, spiegeln am Ende aber auch den Verbraucherwunsch wider, so Tannen.
Grünland darf nicht umgebrochen werden
Eine leere Kuhweide in Ostfriesland darf aber nicht einfach so in einen Acker umgewandelt werden, ein Landwirt darf seine Flächen nicht einmal nach Gutdünken pflügen: Niedersachsenweit dürfen Bauern Grünland nur dann als Acker nutzen, wenn sie eine Ausgleichsfläche gleicher Größe bereitstellen und das alles am Ende auch genehmigt bekommen. „Wobei es unabhängig davon in Landschaftsschutzgebieten eh nicht erlaubt ist, Grünland umzubrechen, egal wann“, betonte Maren Ziegler vom Landvolk auf Nachfrage. Die aktuelle Fassung der GAP-Regeln (Gemeinsame Agrarpolitik) fokussiert sich auch darauf, vorhandene Weiden zu erhalten, anstatt sie intensiver zu nutzen. Landwirte haben dazu eine Palette an freiwilligen Optionen, die sie sich vergüten lassen können – nichts davon sorgt aber dafür, dass Gras durch Brotgetreide oder Gemüse abgelöst wird.
Weizen landet nur vereinzelt im Brot
Das würde sich, unabhängig von allen anderen Faktoren, auch gar nicht überall in Ostfriesland lohnen: Winterweizen kann zwar vielerorts auch in Sichtweite zum Deich angebaut werden, im Bäckerbrötchen landet das am Ende jedoch nur im Einzelfall. Denn die Eiweißqualitäten des Korns müssen sehr hohe Maßstäbe erfüllen, um am Ende einen Abnehmer für das Mehl zu finden – weshalb es dann „nur“ als Viehfutter genutzt wird. Weil dadurch weniger Kraftfutter vom Landwirt benötigt wird, schont das am Ende zwar auch das Klima, doch die kriegsbedingten Lieferengpässe im Lebensmittelbereich wird das nie ausgleichen können.
Kühe fördern die regionale Biodiversität
Und dann ist da noch der Umweltschutz. Unbestritten ist, dass gerade Rinder durch ihren Methanausstoß einen erheblichen Beitrag zum Klimawandel leisten – eine grüne Weide bindet jedoch deutlich mehr Methan und CO
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