Bitte nicht stören, ich bin im Urlaub
Artikel vom 29.09.2022

Leider etwas unscharf, aber das ist mein neues schickes Halfter, wie findet ihr es ?
Moin, moin, hier bin ich wieder, die Kuh eures Vertrauens.
Ich befinde mich Urlaub, wurde aber aufgefordert, mich eben zu melden.
Ehrlich gesagt, ist mir das schon wieder zu viel, schließlich habe ich Urlaub und wollte mich entspannen. Aber nun denn..
Wie ihr nun wisst, bin ich im Urlaub. Auf den Urlaub habe ich mich unheimlich gefreut und war sehr aufgeregt. Meine Familie hat mir nämlich erzählt, dass ich viele neue Freunde kennenlernen, auf der Weide toben und ich sicherlich eine Menge Spaß haben werde. Ich konnte es kaum abwarten und habe jeden Tag gefragt, wann es losgeht. Ich hatte das Gefühl, dass alle von mir genervt waren, aber wann fährt man schon mal als kleine Kuh ohne Familie in den Urlaub?
Und dann kam der Tag, ich bin ausgeflippt vor Freude. Bevor es jedoch richtig losging, habe ich ein wundervolles Beauty-Programm bekommen. Ich wurde ausgiebig gebürstet, sodass mein Fell richtig geglänzt hat. An dieser Stelle möchte ich allerdings betonen, dass meine Klauen wieder keiner Behandlung unterzogen wurden. Schade, aber vielleicht beim nächsten Mal. Anschließend habe ich ein neues schickes Halfter bekommen, darüber habe ich mich sehr gefreut. Wie ihr wisst, liebe ich Geschenke, aber dieses neue Halfter haut mich einfach aus meinen nicht manikürten Klauen. Ich finde, es steht mir einfach ausgezeichnet, was sagt ihr?
Und dann ging es los. Meine Familie kam mit so einem komischen großen Kasten mit einem großen Loch an die Weide. Meine Mama meinte, dass dies ein Anhänger ist und ich dort einsteigen muss damit ich in den Urlaub komme. Ich fand das in dem Moment überhaupt nicht cool, sondern komisch. Ich soll in einen Kasten mit Loch steigen, der anschließend hinter mir verschlossen wird und das Ding rollt mit mir drin über die Straße… Meine ersten Gedanken waren: „Was ist, wenn der Boden wegbricht oder die Klappe sich öffnet und ich rausfalle?“ Meine Mama meinte, dass dies nicht passieren wird und sie auch schon öfter mit dem Anhänger herumgefahren ist und sie es jedes Mal großartig findet. Ich war immer noch etwas skeptisch. Als meine Familie allerdings mit Brot und Möhren um die Ecke kam, konnte ich nicht widerstehen und bin in den Anhänger reingelaufen. Die ganze Weide stand am Zaun und hat sich verabschiedet, sogar Fiete kam und hat sich an mich gekuschelt. Nach einer weiteren ausgiebigen Kuscheleinheit mit dem Sohn der Familie, ging die Klappe zu. Draußen hörte ich noch einige Geräusche und dann setzte sich der Anhänger mit mir drin in Bewegung. Die Situation war neu für mich. Allein im Halbdunkel. Ihr könnt euch vorstellen, dass mir etwas mulmig zumute war. Zudem war mir äußerst langweilig. Man hat ja auch nichts zu tun, wenn man da so herumsteht. Zum Glück ging die Fahrt dann doch schneller als gedacht. Als ich ausgestiegen bin haben mich viele Kühe begrüßt. Das fand ich toll. Dann habe ich auch direkt Streicheeinheiten und Möhren bekommen. Die wissen genau, was man im Urlaub will. Nach der kurzen Begrüßung, bin ich auf die Weide gelassen worden. Sie ist genau so schön, wie meine Mama sie mir beschrieben hat: Saftiges grün und jede Menge Kühe in meinem Alter. Einfach toll. Zudem leben hier noch Shetlandponys. Die sind so frech. Sogar frecher als ich. Sie kommen immer her und ärgern mich, das fand ich anfangs gar nicht lustig, weshalb ich ihnen immer aus dem Weg gegangen bin. Meine Freunde meinten aber, dass das wirklich nur Spaß ist und sie im Grunde ganz lieb sind. Nach einigen Wochen hier, kann ich das bestätigen. Wir haben jede Menge Spaß. Zwischendurch war meine Familie auch zu Besuch, da habe ich mich sehr gefreut. So ein Urlaubsbesuch ist einfach was Großartiges. Mir wurde erzählt, dass wir auf unserem Hof tierischen Zuwachs in Form von Mäusefängern bekommen haben. Ihre Namen lauten Pepper und Pixel. Da bin ich mal gespannt, wie die so drauf sind. Auch wenn es hier sehr schön ist und ich viele neue Freunde dazu gewonnen habe, freue ich mich riesig auf zu Hause. Ich vermisse es wirklich. Ich vermisse in erster Linie natürlich meine Familie. Zudem vermisse ich aber auch die Fragen meiner Geschwister, ich vermisse den Brotklauenden Fiete, ich vermisse mein Beautyprogramm und ich vermisse das Ausbüchsen von der Weide. Ausbüchsen tue ich hier nicht, meine Mama meinte, dass ich das nicht machen soll, da die Herde viel größer ist und es nicht so schnell auffällt, wenn ich nicht mehr auf der Weide bin und es so sehr schnell, sehr gefährlich für mich werden kann. Am meisten vermisse ich aber die ganzen Kuscheleinheiten mit meiner Mama. Jeder, der schon mal länger von zu Hause weg war, kann mich sicherlich verstehen. Vorerst bleibe ich aber noch hier. Drei Monate Auszeit für mich sind geplant und es wird sicherlich schön sich so viel zu erzählen zu haben.
Jetzt muss ich aber schnell los, die nächste Runde “Ticker“ ist angesagt und anschließend gibt es Möhrchen. Das will ich mir nicht entgehen lassen.
Bis zum nächsten Mal
Eure Lotti
Lottis Abenteuer erscheinen immer am letzten Freitag eines Monats auf
www.nordwest-sonntagsblatt.de/Lotti
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