Drohender Arztmangel? Etwa 62 Hausärzte gehen bis 2034 in den Ruhestand
Artikel vom 29.01.2024
Das Durchschnittsalter der Hausärzte in Oldenburg und im Ammerland liegt bei 55 Jahren, viele von ihnen werden in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand gehen. Die Kassenärztliche Vereinigung sagt, der richtige Zeitpunkt, für ausreichend Arztnachwuchs zu sorgen, wurde verpasst. Bild: Antoni Shkraba (Symbolbild)
Die Kassenärztliche Vereinigung rechnet damit, dass in Oldenburg und im Ammerland mehr als 30 Prozent der derzeit niedergelassenen Hausärzte in den Ruhestand gehen. Neue Ärzte werden weiter nicht ausreichend ausgebildet. Kommt der Engpass?
Oldenburg/Ammerland - Schon jetzt ist die Suche nach einem Hausarzt in Oldenburg und im Ammerland oft langwierig: Viele Praxen lehnen die Aufnahme von neuen Patienten ab, klagen über Überlastung – und das, obwohl es beim reinen Blick auf die Zahlen laut Bedarfsplan aktuell sogar zu viele Ärzte in beiden Bereichen gibt. Der Altersdurchschnitt der Hausärzte liegt derzeit bei 55 Jahren – in den kommenden zehn Jahren werden viele von ihnen in den Ruhestand gehen. Droht dann die hausärztliche Unterversorgung?
Zu viele Stunden
Zahlen dazu, wer wann in den Ruhestand wechselt, sind ein Stück weit spekulativ. Die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen hat die Entwicklung aber im Blick – und das mit Sorge. Setzt die KVN eine Altersgrenze von 68 Jahren an, dann werden in Oldenburg in den kommenden zehn Jahren 37 der jetzt 109 Hausärzte und im Ammerland 25 der 93 Hausärzte in den Ruhestand gehen. In Oldenburg habe es in der Vergangenheit keine Nachbesetzungsprobleme gegeben, wenn Hausärzte in den Ruhestand gegangen sind. „Im Ammerland wird es schwieriger, in Zukunft Nachfolger zu finden. Das gilt für alle ländlichen Regionen in Niedersachsen“, sagt Detlef Haffke. Wo sollen all die Ärzte herkommen, die dann fehlen? Die KVN kritisiert deshalb, dass insgesamt und auch in Oldenburg zu wenig Mediziner an den Hochschulen ausgebildet würden. Bezüglich des Ammerlands komme hinzu, dass es junge Ärztinnen und Ärzte weniger aufs Land zieht. Haffke weiter: „Außerdem sind gerade junge Ärztinnen nicht mehr bereit, 50 oder 60 Stunden in der Woche zu arbeiten. Schon heute brauchen wir zwei Nachrücker, um die Arbeitskraft einer Ärztin oder eines Arztes adäquat zu ersetzen. Bei der Besetzung von Arztsitzen heißt das Zauberwort Work-Life-Balance.“ Selbst wenn die Studienkapazitäten sofort hochgefahren würden und die Landarztquote kommt, rechnet die KVN dennoch mit einer Zuspitzung der Lage – der richtige Zeitpunkt zum Handeln wurde demnach bereits verpasst.
Oldenburg gesperrt
Die aktuelle Versorgung der Bevölkerung durch Hausärzte beurteilt die KVN so: „Insgesamt ist das Ammerland und die Stadt Oldenburg mit Hausärzten gut versorgt“, sagt Detlef Haffke beim Blick auf die Zahlen. Grundlage für die Ausweisung und Besetzung von Kassensitzen ist die sogenannte Bedarfsplanung. Diese verzeichnet für Oldenburg derzeit 109 niedergelassene Hausärzte, von denen jeder 1752 Patienten versorgen soll. Der Versorgungsgrad mit Hausärzten beträgt für die Stadt 110,5 Prozent und ist damit übererfüllt. Das heißt: „Der Bereich ist gesperrt“, so Detlef Haffke, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN). Neue Hausärzte dürfen sich derzeit in Oldenburg nicht niederlassen.
Luft in Westerstede
Im Ammerland zeichnet sich ein ähnliches Bild in den Mittelbereichen, die die KVN hier gebildet hat: In Bad Zwischenahn und Edewecht sind 38,25 Hausärzte niedergelassen, jeder soll 1529 Patienten versorgen. Der Versorgungsgrad ist mit 110,9 Prozent übererfüllt. In Rastede und Wiefelstede sind 30 Hausärzte niedergelassen. Auf jeden entfallen 1567 Patienten. Hier liegt der Versorgungsgrad bei 119,1 Prozent. Dann fasst die KVN Apen und Westerstede zusammen: Hier sind es 24,5 Hausärzte mit je 1606 Patienten. Der Versorgungsgrad wird mit 109 Prozent angegeben. Hier dürfte sich noch ein Hausarzt mit einem halben Kassensitz niederlassen, die Sperrung des Bereichs erfolgt bei einem Versorgungsgrad ab 110 Prozent.
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