EWE besteht auf Termin zur Gasumstellung – Obwohl Heizung fehlt

Artikel vom 11.01.2023

Kerstin Schumann

Erdgas-Geräte werden erfasst: Rund 140 Gasmonteure sind für die EWE Netz unterwegs. Bild: Archiv/Steffen Szepanski

In einem Holzhaus in Ihausen sollte die Erdgasumstellung vorbereitet werden. Doch hier gibt es keine funktionierende Heizung.

Ute Hegemann wohnt im Emsland, besitzt aber ein Holzhaus in Ihausen, das in zweiter Reihe liegt. Als sie Anfang November eine Karte der EWE-Netz in ihrem Briefkasten fand mit den Wortlaut „Wir haben uns verpasst“, ahnte sie nicht, dass sich daraus ein zwei Monate dauernder Ping-Pong-Dialog entwickeln würde. Aktuell ist das Energieunternehmen dabei, im Ammerland die Umstellung von L- auf H-Erdgas vorzubereiten und hatte deshalb auch Ute Hegemann angeschrieben. Doch das Gebäude Am Kanal ist seit drei Jahren unbewohnt und aktuell ist dort auch keine Heizung vorhanden, die man umstellen könnte.

Genau das habe sie dann am 4. November dem Energieunternehmen geschrieben, berichtet Hegemann. Als Antwort erhielt sie von EWE-Netz eine Antwort per Standard-Textbaustein „Bitte lassen Sie unseren Techniker in Ihr Zuhause“. Daher habe sie erneut geschrieben: „Dort ist keine Heizung vorhanden, ich wohne dort nicht, das Haus steht seit drei Jahren leer.“

Bestätigung kommt

Am 16. November kam dann die Nachricht: „Die Bezirksmeisterei hat soeben bestätigt, dass dieser Gasanschluss nicht mehr aktiv ist / keine Umstellung nötig.“ Daraufhin war für die Emsländerin die Sache erledigt.

Zwischenzeitlich hatte auch der Schornsteinfeger bei der jährlichen Prüfung die zum Heizen früher genutzten Gas-Außenwandstrahler als nicht mehr funktionsfähig eingeschätzt. Ute Hegemann bestätigte daraufhin schriftlich, dass die Geräte defekt seien und bei Wiedernutzung der Liegenschaft erneuert oder demontiert werden würden.

Doch am 14. Dezember wurde sie von der EWE-Netz erneut angeschrieben, diesmal mit einem konkreten Termin am 11. Januar zwischen 7 und 9 Uhr. „Ich verzweifelte allmählich“, erinnert sie sich und schrieb daraufhin der EWE-Netz per Einschreiben mit Rückschein, dass der Anschluss nicht aktiv sei. In der Weihnachtszeit erhielt sie dann wieder von der EWE-Netz erneut per Einschreiben den Termin am 11. Januar zwischen 7 und 9 Uhr. Daraufhin wandte sie sich an die Zeitung und schrieb außerdem an mehrere Verantwortliche des Energieunternehmens, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Gaszähler vorhanden

Und was sagt die EWE-Netz? „Uns liegt eine Information vor, dass an der besagten Adresse der Kundin noch ein Gaszähler vorhanden ist, daher könnten in dem Haus eventuell auch noch Erdgasgeräte angeschlossen und im Einsatz sein, zum Beispiel eine Erdgasheizung oder ein Erdgasofen. Bei einem Besuch müssen wir dieses zur Sicherheit der Kundin persönlich prüfen. Auf Aussagen von Kunden oder auch von Fachbetrieben dürfen wir uns in diesem Projekt leider nicht verlassen“, erklärte Jens Witthus, Sprecher des Projekts bei EWE Netz.

„Insgesamt dürfen wir bei der Sicherheit keinerlei Abstriche machen, da in diesen Geräten Erdgas und Feuer zusammenkommen. In der Regel müssen wir daher mindestens einmal in jedes Haus, das über einen Erdgasanschluss verfügt und uns immer selbst überzeugen, ob und welche Erdgasgeräte im Haus genutzt werden und dann die jeweils notwendigen Maßnahmen einleiten. Für Kunden ist das leider gelegentlich umständlich, es dient aber der Gasversorgung für das gesamte Ammerland und besonders der Sicherheit für die Hausbewohner.“ Die technische Überprüfung sei grundsätzlich notwendig, weil die Erdgasgeräte technisch umgerüstet werden müssten, und es eine Vielzahl unterschiedlicher Modelle gebe.

Termine per Einschreiben

Terminvorschläge würden immer per Einschreiben versandt. „Dieses ist eine von mehreren Schutzmaßnahmen, um es potenziellen Haustür-Trickbetrügern schwerer zu machen, unter dem Deckmantel der Erdgasumstellung in die Häuser unserer Kunden kommen zu können“, betont Witthus.

Und was geschieht, wenn der Hauseigentümer entfernter lebt, zum Beispiel im Ausland? Dann bestehe die Möglichkeit, eine Vertrauensperson in der Nähe zu beauftragen, erläutert der Pressesprecher.

Für den besonderen Fall in Ihausen hat sich das Unternehmen inzwischen mit der Hausbesitzerin auf einen Termin Mitte Januar geeinigt, und die Wartezeit auf den Techniker wurde auf eine Stunde eingegrenzt.

Weil sie als Selbstständige nicht abkömmlich ist, wird sich ihr Lebensgefährte Sven Hohlen mit dem Techniker treffen. „Dort wird man feststellen, dass die Gaszufuhr abgestellt ist. Die zwei Stunden Fahrt mit dem Auto sind eigentlich überflüssig, kosten Geld und schaden der Umwelt“, bedauert Hohlen. Beide ärgern sich jedoch noch immer über die standardisierten Mitteilungen mit Textbausteinen, die sie über zwei Monate hinweg erhalten haben. Erst jetzt gab es einen Anruf der EWE Netz zur Klärung des Sachverhalts.

 


 

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