„Parkhaus ist eine Verschandelung der Landschaft“
Artikel vom 20.05.2022

„Fehlentscheidung“, „Verschandelung der Landschaft“, „scheußlicher Bau“ – die Reaktionen der NWZ-Leser auf das neue Parkhaus am Reha-Zentrum Bad Zwischenahn sind eindeutig.
So recht anfreunden können sich die Bad Zwischenahner nicht mit dem neuen Parkhaus, das derzeit gegenüber der Reha-Klinik entsteht. 260 Autos sollen dort Platz finden, bisher befand sich dort ein Parkplatz für rund 100 Pkw. 4,5 Millionen Euro soll das Parkhaus kosten. Unsere Redaktion hatte die Leser nach ihrer Meinung zum Neubau gefragt.
Bessere Lösung möglich
Schon der Anbau an die Reha-Klinik sei eine Zumutung gewesen, meint Jürgen Hammerschmidt aus Bad Zwischenahn. Dieser verhindere nun den einst freien Blick über die Wiese mit Baum und Strauch zum See. „Aber schlimmer geht’s immer“, schreibt Hammerschmidt. Im Gegensatz zum Normalbürger bekomme der Klinikbetreiber offensichtlich jede Baumaßnahme genehmigt. Ein Parkhaus mit 260 Plätzen in unmittelbarer Nachbarschaft des Kneipp-Beckens und des Kurparks, „da muss man ganz tief durchatmen“, so Hammerschmidt. Klein und fein, das sei in Bad Zwischenahn wohl einmal gewesen.
Auch Hildegard Augustinski aus Bad Zwischenahn ist vom Parkhaus-Bau wenig begeistert. „Die Architekten dieses scheußlichen Baues sollten sich mal mit ästhetischer Baukunst befassen. Die können auch funktionell sein, sind sicher nicht kostspieliger und haben die gleiche Lebensdauer“, schrieb sie. Bei einem Blick in den Kurpark wäre einem guten Architekten sicher eine anschauliche Lösung eingefallen.
Für Heidi Fischer ist das Parkhaus ein „Planungsfehler“. Das neue voluminöse Parkhaus neben den typischen Ammerländer Bauernhäusern und dem idyllischen Heldenhain sei eine Verschandelung der Landschaft und eine nicht wiedergutzumachende Fehlentscheidung. „Was kommt als nächstes?“, fragt die Zwischenahnerin.
Mehr Ebenen
Für den Zwischenahner Detlef Beyer könne über die Schönheit des Parkhauses gestritten werden. Ihn stören aber vor allem die Klimaanlagen auf dem Dach neben der neuen Kurklinik. „Hier hätte es auch eine bessere Optik geben müssen und können“, ist er überzeugt und verweist auf die Galerie KÖ Bogen II in Düsseldorf, deren Fassade komplett begrünt ist. „Das sollte man hier auch machen – und Ruhe und Begeisterung kehrt ein“, meint Beyer.
Doch es gibt auch andere Stimmen. Werner Finke findet, dass es ein schickes Parkhaus sei. „Mit Holzlatten drum rum, die dann irgendwann grau sind und Bäume drum rum fast unsichtbar“, schreibt er. Er werde da wohl nie parken, aber für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sei das doch perfekt. Allerdings hat er auch einen Vorschlag, wie es hätte besser sein können. „Noch schlauer wären natürlich ein paar Ebenen darunter zusätzlich gewesen“, so Finke.
Hohe Anforderungen
Die recht hohen Kosten für den Bau resultieren aus besonderen Erfordernissen, die das Parkhaus an dieser Stelle erfüllen muss. Die Ansprüche im Kurgebiet seien andere, hatte Kurdirektor Dr. Norbert Hemken beim Baustart zu Jahresbeginn gesagt. Das Parkhaus bekommt eine Verkleidung im Holzlook und solle sich so in die Landschaft einfügen. Die sieben Parkebenen des etwa elf Meter hohen Gebäudes werden versetzt angeordnet, damit sie unterhalb der Firsthöhe der anliegenden Villa 1912 liegen. Auch die Nähe zur Reha-Klinik spielt eine Rolle beim Bau, Lichtemissionen für Passanten und Anwohner durch ein- und ausfahrende Fahrzeuge sollen ebenfalls gering gehalten werden.
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