Tragischer Tod wegen geplanter Zwangsheirat?

Artikel vom 08.06.2022

Arne Jürgens

Hier kam der voll besetzte Zug später nach dem Unfall an: der Bahnhof Bad Zwischenahn. Rund 200 Reisende mussten stundenlang ausharren und betreut werden. Bild: Arne Jürgens

Am Samstagabend ist eine 17-Jährige aus Bad Zwischenahn von einem Zug überfahren worden. Sollte das Mädchen mit einem älteren Mann zwangsverheiratet werden und starb deshalb?

Der tragische Tod eines 17-jährigen Mädchens aus Bad Zwischenahn (Landkreis Ammerland) bestürzt viele Menschen. Inzwischen sickern immer mehr Details durch. Wie die Polizei aufgrund der Aussage des Lokführers bestätigt hat, handelt es sich um einen Suizid. In dieser Sache würden wir normalerweise nicht berichten, der Todesfall scheint aber eine weitere schreckliche Dimension zu haben: So sollte das Mädchen angeblich mit einem älteren Verwandten zwangsverheiratet werden, heißt es aus dem Umfeld.

Nachricht zum Abschied?

Fest steht, dass die 17-Jährige am Samstag kurz vor 20 Uhr unter den Zug auf der Bahnstrecke in Bad Zwischenahn geraten war und dabei starb. Hatte die Zwischenahnerin womöglich wegen der Zwangsheirat keine Möglichkeit mehr auf ein freies, selbstbestimmtes Leben gesehen? Darauf weist eine angebliche Abschiedsnachricht hin, welche das Mädchen vor ihrem Tod verschickt haben soll. Darin schreibt sie nach Informationen unserer Redaktion davon, dass sie enttäuscht sei, keine Unterstützung bekomme und keinen anderen Ausweg mehr wisse.

„Grundsätzlich werden bestimmte Todesfälle bei der Polizei gemeldet. Dazu gehört auch das Unfallgeschehen, wie es sich an der Bahnstrecke in Bad Zwischenahn ereignet hat“, bestätigt eine Sprecherin der Polizeiinspektion Oldenburg-Stadt/Ammerland auf NWZ-Nachfrage und führt weiter aus: „In solchen Fällen werden automatisch vorläufige Ermittlungen aufgenommen zu den Todesumständen. Dabei wird die Plausibilität der Ereignisse überprüft.“ Strafrechtlich relevant sei der Fall aber offenbar nicht, da kein Fremdverschulden vorliege.

Dramatische Situation

Als dramatisch stellte sich die Situation auch für die Retter dar. So waren beispielsweise die Einsatzkräfte der Feuerwehr sichtlich gezeichnet vom Geschehenen. Über der Unfallstelle wurde ein großes weißes Tuch gespannt, um Blicke zu vermeiden. Auch der Rettungsdienst und das DRK Ammerland waren im Einsatz.

Rund 200 gestrandete Zugreisende mussten teilweise stundenlang im Zug und Bahnhof ausharren und dabei das Erlebte verarbeiten. Sie wurden mit den notwendigsten Lebensmitteln versorgt, nachdem ein Ersatzlokführer den Zug in den Bahnhof Bad Zwischenahn gefahren hatte. Hunderte Reisende warteten daraufhin am Hauptbahnhof Oldenburg und an weiteren Bahnhöfen Richtung Bremen vergebens auf ihre Züge.

HILFE BEI SUIZIDGEDANKEN

Wir berichten nur in begründeten Ausnahmefällen über Suizide. Wenn Sie daran denken, sich das Leben zu nehmen, oder jemanden kennen, der suizidgefährdet ist, suchen Sie Hilfe.

Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/1110111 und 0800/1110222. Auch ein Kontakt per Chat und E-Mail ist möglich:

www.telefonseelsorge.de

www.robert-enke-stiftung.de


 

Blaulicht-Ticker

Weitere interessante Artikel

Zwei Megapartys bis Mitternacht

Bestes Wetter für fröhliche Partys: In Tange und Nethen wurde am Pfingstsonntag gefeiert. Hier gibt es Bilder und Infos. Das waren die zwei Riesenpartys im Ammerland am Pfingstsonntag: Um ...

Traditionsunternehmen feiert Jubiläum: Traditionsunternehmen feiert Jubiläum: 25 Jahre Hallmann

Anzeige

Wenn der Marktplatz zum Spieleparadies wird

Die Edewechter Marktpartie lockte am Wochenende viele Besucher auf den Marktplatz. Am Sonntag wurde das Gelände zum Spieleparadies für Kinder. Edewecht - Der Marktplatz in Edewecht ...

Landjugend ist keine Aufgabe zu groß

Überall im Ammerland haben Landjugend-Gruppen bei der 72-Stunden-Aktion mitgemacht. Mit Teamarbeit und viel Unterstützung aus den Orten sind tolle Projekte entstanden. Ammerland - So ...

Rund die Hälfte der Pflegeschüler bricht die Ausbildung ab

Das Pflege-Personal ist ohnehin sehr knapp und in der Ausbildung schmeißen im Ammerland auch noch rund 50 Prozent der Azubis hin: Was sind die Gründe für die hohe ...

LzO: Mit dieser Vielfalt hat man nicht gerechnet

Anzeige

Unternehmen haben Hunderte Azubi-Plätze frei

Der Endspurt auf dem Ausbildungsmarkt beginnt. IHK, Arbeitsagentur und Unternehmen appellieren an Schulabgänger und Eltern, alle Möglichkeiten der Berufsorientierung zu nutzen. Mit einem ...

Wölfe schießen oder schützen? Video-Interview im Wolfcenter Dörverden

Wölfe schützen oder per Abschuss aus der Kulturlandschaft verbannen? Zwischen diesen Extremen steht Frank Fass, Betreiber des Wolfcenters Dörverden. Wir haben ihn mit der Filmkamera ...

Wie Meta Meirose in die USA zog und ihre Heimat nie wiedersah

Meta Meirose wanderte 1905 von Kayhausen nach Amerika aus – klischeehaft arbeitete sie zunächst als Tellerwäscherin. Nun haben sich ihre Nachfahren aus den USA und Deutschland ...

Die richtige Adresse für Ihre Gesundheit: Das Therapiezentrum des Evangelischen Krankenhauses punktet mit einem breiten Angebot

Anzeige

Wie Schüler aus Region die Gene von Kresse manipulieren

Drei Schüler aus Bad Zwischenahn, Oldenburg und Meppen haben beim Regionalwettbewerb von „Jugend forscht“ den ersten Platz geholt. Bei ihrem anspruchsvollen Projekt ging es um ...

Wie eine Dorfhelferin bei einem Ausfall den Haushalt übernimmt

Was tun, wenn Mama ausfällt? Dorfhelferinnen bieten ihre Hilfe an und übernehmen den Haushalt. Sich in einem fremden Haushalt zurechtzufinden, das ist für Anita Köver kein ...

Vier-Tage-Woche an Grundschule in Wiefelstede ist vom Tisch

Weil Lehrkräfte ausgefallen sind, wollte die Grundschule Wiefelstede die Vier-Tage-Woche einführen. Doch das Kultusministerium beendet das Experiment. Andere Maßnahmen sollen ab ...

Klinikum Oldenburg: Was passiert im OP-Bereich?: Ein Blick hinter die Kulissen

Anzeige

Vom Fachkräftemangel bis zur Sterbehilfe

Aktuelle Themen aus Politik und Gesellschaft werden beim „Politischen Stammtisch“ in Augustfehn diskutiert. Ende Februar startet wieder die Veranstaltungsreihe. Demokratie leben, sich ...