Vom Kaffeeröster zum Wein- und Whiskey-Händler

Artikel vom 10.07.2024

Karsten Röhr

Hochprozentiges in Hülle und Fülle: Neben Wein verkauft Dörte Duddeck 250 Sorten Whiskey, dazu Rum und Gin. Bild: Karsten Röhr

Die Weinhandlung Duddeck feiert ihr 75-jähriges Bestehen. Was einst mit Fisch und Kaffee begann, entwickelte sich in Rastede zu einem erfolgreichen Doppelgeschäft.

Oldenburg - „Ich brauche ein Geschenk“ – für Dörte Duddeck und ihre Mitarbeiterinnen ist das eine Art Ohrwurm. Denn darum dreht sich hier fast alles an der Oldenburger Straße 243. Auch der groß gewachsene Mittfünfziger, der gerade hereinkommt, braucht ein Geschenk – „für einen Kollegen, am besten Gin, und schön verpackt“. Gin ist für den Kunden kein Heimspiel – zum Glück aber für Dörte Duddeck, genauso wie das schicke Verpacken. „Wollen Sie probieren? Es ist ja schon fast 11“, lacht sie. Und schenkt ein, dem Kunden, der daneben steht, gleich mit. Die Chefin, die seit 21 Jahren das Geschäft führt, hat Ahnung von Wein und Gin und Rum und Whiskey. Sie sagt: „Beim Whiskey habe ich mich richtig reingefuchst, wir hatten mal 15 Sorten, jetzt haben wir 250, vieles ist offen, zum Probieren.“ Ihre Test-Abende sind regelmäßig ausgebucht.

Kaffee, Süßes und Alkohol

Alkohol konnten die Duddecks schon immer. Auch wenn sie in Rastede vor 75 Jahren erst mit Fisch starteten, weil die Besatzer aus Versorgungsgründen darauf drangen. Die Fische fuhren sie mit dem Rad aus. Dann hielten Kaffee und Süßwaren Einzug, seit Jahr und Tag in einer Kombination mit dem Reformhaus der Familie. Seit 44 Jahren ist Duddeck aber auch schon Weinhandlung – was sehr gut passt. Denn Gustav Duddeck, der nach der Flucht der Familie 1949 an der Anton-Günther-Straße 13 startete, hatte in seiner alten Heimat, im damaligen Sensburg in Ostpreußen, die Gaststätte „Zur Bärentatze“, schon mit Kolonialwaren.

Drei Jahre nach der Gründung in Rastede stieg Klaus Duddeck ins Geschäft ein, als es dem Vater schlechter ging. Er erweiterte den Laden am Wohnhaus um eine Kaffeerösterei und eine Süßwarenabteilung, die immer weiter gewachsen ist und bis heute im Weihnachtsaufbau ihren jährlichen Höhepunkt findet. „Wenn ich Kaffee geröstet habe, duftete es in ganz Rastede“, hat Klaus Duddeck mal gesagt, der neben Süßem und Dura-Kaffee (Duddeck Rastede) schon damals auch Spirituosen verkaufte.

Als die aufkommenden Supermärkte es den Tante-Emma-Läden immer schwerer machten, legte Duddeck den Laden mit seinem Reformhaus an der Oldenburger Straße zusammen. Vorher hatte der Rasteder Mechanikermeister Wilhelm Hülsebusch hier seine Fahrräder und Eisenwaren verkauft. Aus den damaligen 20 Quadratmetern sind längst 180 geworden, für Wein, Feinkost und Reformhaus.

Familienbetrieb

Dörte Duddeck ist erst 61 Jahre alt, aber schon seit 45 Jahren im Geschäft. Wie geht das? Sie sagt: „Als ich 14, 15 war, hatte ich nur Pferde im Kopf. Ich konnte die Schule, aber ich hatte keine Lust darauf. Da machte mir mein Vater das Angebot, in sein neues Reformhaus in Varel zu gehen. Er hat gefragt: ,Willst du?’ Und ich dachte: Dann kann ich mir irgendwann ein Pferd kaufen. Also habe ich es gemacht, und es war genau richtig.“

Dass die Duddecks es mit ihrem Weinhandel, der Feinkost, dem Reformhaus und ihren 16 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern so weit gebracht haben, liegt wohl auch an ihrer Art. Dörte Duddeck, die ihre Schwester und ihre Schwägerin mit im Boot hat, sagt: „Was viele bei uns zu schätzen wissen, ist das Persönliche, es ist ja ohnehin ein Dorf und wir kennen uns hier.“ Sie ist begeistert von ihrer Gemeinde: „Rastede ist ja ein total schöner Ort mit Mega-Veranstaltungen wie den Musiktagen und dem Reitturnier. Das ist eine relativ heile Welt hier.“

Hilfe für Bedürftige Tiere

Und weil sie sich eine etwas heilere Welt auch für die Tiere wünscht, hat sie die Tombola zum „75-Jährigen“ bedürftigen Tieren gewidmet: Den Benefiz-Erlös von 2000 Euro haben der Gnadenhof Pferdeoase in Ovelgönne (500 Euro), die Wildtierauffangstation Rastede (750 Euro) und das Tierheim Oldenburg (750 Euro) erhalten.

Dörte Duddeck will ab Ende des Jahres kürzer treten und die Verantwortung abgeben. Der Name bleibt aber und alles soll normal weiterlaufen. Der Nachfolger wird die Mannschaft übernehmen. Es ist ein Freund der Familie, der aus Oldenburg kommt und schon im ähnlichen Bereich unterwegs ist.


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