Wie Meta Meirose in die USA zog und ihre Heimat nie wiedersah

Artikel vom 30.03.2023

Rudi Lange

Auf den Spuren von Meta Meirose (von links): Gastgeber Frank Meirose aus Portsloge mit Enkelin Sharon Carroll, Enkelin Virjien Hadrick, Ur-Enkelin Laura Baase und Ur-Ur-Enkelin Hanna Hadrick aus South Dakota auf den Spuren ihrer 1905 aus Kayhausen ausgewanderten gemeinsamen Verwandten. Bild: Rudi Lange

Meta Meirose wanderte 1905 von Kayhausen nach Amerika aus – klischeehaft arbeitete sie zunächst als Tellerwäscherin. Nun haben sich ihre Nachfahren aus den USA und Deutschland kennengelernt.

„No Smoking“ waren die einzigen beiden englischen Vokabeln, die Meta Meirose beherrschte, als sie 1905 in Zwischenahn den Zug mit einer älteren Schwester, ihrem Schwager und deren vier Kindern bestieg, um über Wilhelmshaven mit dem Auswandererschiff „Chemnitz“ nach Baltimore und von dort weiter mit dem Zug nach Emery in South Dakota auszureisen.

Am Bahnübergang Hermann-Löns-Straße noch schnell ein letzter Blick auf ihr Elternhaus in Kayhausen und schon sollte sie ihre Ammerländer Heimat nie wiedersehen. 1909 heiratete sie in den USA Heinrich Gossel, dessen Vorfahren in den 1860er oder 1870er Jahren aus Vreschen-Bokel ausgewandert waren.

Emotionales Kennenlernen

Knapp 120 Jahre später kam es zu einem emotionalen Kennenlernen der deutschen und amerikanischen Familienstränge. Bei einem Familiengeburtstag im Hause des Portslogers Frank Meirose, dessen Ur-Opa ein Bruder von Meta gewesen war, wurde vor drei Jahren die Idee geboren, nach der amerikanischen Verwandtschaft zu forschen. In Zeiten von Internet und Facebook wurde man in South Dakota schnell fündig und blieb mit den neuen Verwandten in regem Austausch. Mitte März fanden nun Enkelin Virjien Hadrick, Ur-Enkelin Laura Baase sowie Ur-Ur Enkelin Hanna Hadrick, begleitet von Enkelin Sheron Carroll den Weg ins Ammerland.

Frank Meirose hatte eine „Route der Erinnerungen“ vorbereitet. So ging es zum Gottesdienst in die Johanneskirche. Hier hatten Metas Großeltern und Eltern geheiratet, sie selbst war hier getauft worden. Ergriffen berichtete Virjien Hadrick: „Es ist ein großer, emotionaler Moment, auf Boden zu stehen und Bänken zu sitzen, auf denen meine Großmutter schon stand und saß.“

Freundliche Zwischenahner

Ähnlich war es auch am Torfspitt, beim Befahren der Hermann-Löns-Straße, auf dem Bahnhof sowie an der beispielhaft besuchten Mühle im Freilichtmuseum. Als Höhepunkt entpuppte sich der spontane Besuch der alten Kayhauser Schule, wo die freundlichen Eigentümer sogar einen Einblick in die alten Klassenzimmer ermöglichten. „Die Menschen in Zwischenahn sind so freundlich und aufgeschlossen. Wir werden überall herzlich empfangen“, bemerkte Hanna Hadrick.

Ein weiteres Highlight stellte der Besuch im Auswanderermuseum in Bremerhaven dar. „Welche Gefühle muss Meta mit 15 Jahren am Kai beim Verlassen der Heimat gehabt haben?“, fragte sich Laura Baase. Ur-Ur Enkelin Hanna Hadrick sieht Bezüge zu ihrer aktuellen Lebenssituation: „Ich verließ vor einem Jahr die Staaten, um in Italien englische Literatur zu studieren, ohne vorher jemals in Europa gewesen zu sein, ohne ein Wort Italienisch sprechen zu können.“

Respekt vor Lebenswerk

Übereinstimmend hatten die Frauen großen Respekt vor Meta Meiroses Lebenswerk, die klischeehaft als Tellerwäscherin in einem Hotel für 2,50 Dollar pro Woche angefangen hatte, um anschließend ein gutes bürgerliches Leben mit ihrer Familie und ihren drei Kindern führen zu können.

Als Höhepunkt des Familientreffens fand ein Abschiedsessen in „Renkens Bauerndiele“ statt. Dazu gesellte sich auch eine Linie von einer Schwester von Meta, die in alten Tagen in die Wesermarsch gezogen war. Es gab viel zu erzählen. Sheron Carroll kommentierte: „Schlafen können wir auf dem Rückflug und zu Hause noch genug. Hier mussten wir mit- und aufnehmen, was sich uns bot.“

Dazu gehörte auch ein Kurztrip zur „US Air Base“ in Ramstein, wo auch eine Kuckucksuhr von Virjien Hadrick als Erinnerung gekauft wurde. Ein Dirndl für Ur-Ur Enkelin Hanna Hadrick komplettierte am Rhein noch das Gepäck. Zum Abschluss standen noch Bremer Museen auf dem Programm, ehe es wieder Richtung Heimat ging.


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