Wie sie das Plattdeutsche in die Schulen bringt
Artikel vom 04.01.2022

Setzt sich für den Erhalt der plattdeutschen Sprache ein: Lehrerin Katrin Konen-Witzel mit dem plattdeutschen Unterrichtswerk, das sie mit verfasst hat. Bild: Erhard Drobinsk
Erst konnte sie selbst kein Plattdeutsch sprechen, nur verstehen. Nun ist die Edewechter Lehrerin Katrin Konen-Witzel eine der Vorreiterinnen im Ammerland – mit eigenem Lehrbuch.
Es ist ein Vorurteil, wenn gesagt wird, dass die plattdeutsche Sprache nur etwas für die Älteren ist. An vielen Grundschulen im Ammerland wird das Erlernen dieser Sprache gefördert, seit einigen Jahren auch an der Oberschule in Edewecht, hier sogar als Wahlpflichtkurs. Es wird wie ein Schulfach behandelt, das auch benotet wird. Die Resonanz der Schüler der 6. bis 8. Klassen hier mitzumachen, ist entsprechend groß.
Plattdeutsche Sprache
Die Idee zur Einführung des Lernfaches „Plattdeutsche Sprache“ an der Edewechter Oberschule hatte die frühere Leiterin Jutta Klages. In der Edewechter Lehrerin Katrin Konen-Witzel fand sie eine Mitstreiterin, die zwar selbst kein Plattdeutsch sprach, es aber verstand. „Meine Familie hat zu Hause Plattdeutsch gesprochen. Die Sprache war nicht völlig fremd für mich“, erzählt die 45-Jährige. Ihr Stundenkontingent wurde für die neue Aufgabe entsprechend aufgestockt.
Dazu erhielt die Schule auf Betreiben der damaligen Schulrektorin durch das Regionale Landesamt für Schule und Bildung (RLSB) die Zertifikation als Projektschule Plattdeutsch. Bereits ab 2014 boten die Edewechter das Fach als Wahlpflicht-Kurs an – angefangen mit den Sechst- und Siebtklässlern, mittlerweile ergänzt durch Schüler in den achten Klassen. Wer den Kurs über mindestens zwei Jahre belegt, kann dabei das „Plattinum“ erwerben als Bestätigung zur Teilnahme am Unterricht. In einer 5. Klasse wird durch Marika Schwarz derzeit das Fach Kunst auf Plattdeutsch unterrichtet.
Kein Standardwerk
Die inhaltliche Gestaltung des Sprachkurses an der Edewechter Oberschule unterlag in den ersten Jahren allein Karin Konen-Witzel. Es gab kein einheitliches Standardwerk als Unterrichtsmaterial. „Wir haben vieles selbst zusammengestellt, darunter viel Projektarbeit geleistet“, erinnert sie sich. So fanden unter anderem Aufführungen auf der Marktpartie und auf dem Weihnachtsmarkt in Edewecht statt. Dazu wurden plattdeutsche Gedichte auswendig gelernt und Lieder gesungen sowie zusammen mit der Edewechter Pastorin Regina Dettloff ein plattdeutscher Gottesdienst gestaltet. Nachdem Katrin Konen-Witzel 2016 als Beraterin für plattdeutsche Sprache an Schulen im Bezirk Nordoldenburg abgeordnet war, entwickelte sich bei der zuständigen Schulbehörde die Idee, ein einheitliches Unterrichtswerk zu entwickeln. Heike Hiestermann, Lehrerin an der KGS Tarmstedt bei Bremen, wurde mit dieser Aufgabe betreut. Zusammen mit Konen-Witzel machte sie sich 2018 an die Arbeit.
Lehr- und Lernbuch
Herausgekommen ist ein Lehr- und Lernbuch, finanziell unterstützt vom Landeszentrum für Niederdeutsch (LZN) Bremen, das im April erschienen ist und in den norddeutschen Bundesländern als Standardwerk eingesetzt werden kann.
In „Snacken – Proten – Kören“ lernen die Schüler die unterschiedlichen Alltagssituationen plattdeutsch dargestellt kennen, mit Grafiken von Hagen Schulze aus Bremen. „Den Aufbau des Buches haben wir selbst bestimmt, Anregungen haben wir uns aus anderen Büchern geholt“, so Katrin Konen-Witzel. In jedem Fall, darin ist sich die Edewechterin sicher, wird der Plattdeutsch-Unterricht mit dem Unterrichtsbuch aufgewertet.
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