Wölfe schießen oder schützen? Video-Interview im Wolfcenter Dörverden
Artikel vom 04.04.2023

Frank Fass ist Betreiber des Wolfcenter Dörverden und seit informiert seit Jahren über Risiken und rechtliche Probleme bei der Ausbreitung von Wölfen in Niedersachsen. Im Interview erklärt er, warum es ohne spezielle Wolfszäune nicht geht – Abschüsse von Problemwölfen aber kein Tabu sein dürfen. Bild: Liza Steenemann
Wölfe schützen oder per Abschuss aus der Kulturlandschaft verbannen? Zwischen diesen Extremen steht Frank Fass, Betreiber des Wolfcenters Dörverden. Wir haben ihn mit der Filmkamera besucht.
Die Ausbreitung wilder Wölfe im Nordwesten Niedersachsen beschäftigt Menschen wie kein anderes Umwelt-Thema: Wöchentlich melden Tierhalter und Landwirte neue Risse oder Angriffe auf Nutztiere, Videos von Wolfssichtungen werden in sozialen Medien geteilt. Die Politik tut sich – abseits von Fingerzeigen in Richtung Brüssel zur EU oder unverbindlichen Hilfe-Zusagen – schwer, auf die Dynamik zwischen Wolfsschützern und -gegnern zu reagieren.
Ein Problem für interessierte Laien auf der Suche nach Informationen ist, dass viele Akteure rund um den Wolf eigene Interessen für oder gegen ihn haben. Zwischen den Extrempositionen, den Wolf über alles zu schützen oder ihn einfach abzuschießen, steht Frank Fass: Der 48-Jährige betreibt mit seiner Frau Christina Fass das Wolfcenter in Dörverden (Landkreis Verden). Wir haben ihn vor Ort besucht und dabei umfassende Einblicke in die Arbeit des Wolf-Expertens bekommen.
Aufklärung zum Wolf für Einsteiger und Experten
Die 2010 eröffnete Einrichtung ist ein fünf Hektar großer Tierpark mit einem Hauptstar: Wölfen. Im Wolfcenter können Besucher aber nicht nur hautnah Polarwölfe und Grauwölfe beobachten, sondern werden auch umfassend über deren Geschichte, Verhalten, Verbreitung und den richtigen Umgang mit wildlebenden Exemplaren unterrichtet. Vom Zeltlager bis zum Fachseminar betreiben Frank Fass und sein Team Öffentlichkeitsarbeit, um vor allem auch strittige Punkte rund um den Wolf zu erklären. Fass, im ostfriesischen Rhauderfehn aufgewachsen, war drei Jahre lang Vorsitzender des Arbeitskreises Wolf im Niedersächsischen Umweltministerium und entwickelte dort das Wolfsmanagement des Landes mit. 2018 veröffentlichte er das Fachbuch „Wildlebende Wölfe – Schutz von Nutztieren – Möglichkeiten und Grenzen“. Seit Jahren tritt er im Nordwesten auf Veranstaltungen auf, um das Raubtier zu erklären.
Schießen von Problemwölfen – aber nur mit Zaun
Denn der Wolf, das ist für Fass klar, wird ein dauerhafter Zuwachs der Kulturlandschaft in Niedersachsen bleiben. Eine legale Bejagung ist zum aktuellen Zeitpunkt, wo weiterhin strenge Flora-Fauna-Habitats-Richtlinen auf EU-Ebene greifen, illusorisch – wobei der Experte durchaus dafür ist, sogenannte Problemwölfe zu schießen, die Scheu vor Menschen und großen Nutztieren verloren haben. Was seiner Meinung nach derweil auf breiter Fläche fehlt, ist ein angemessener Herdenschutz. Hier wirbt Fass für die Wirksamkeit von Wolfszäunen, die von vielen Landwirten abgelehnt werden. Im Wolfsmanagement, so die Überzeugung des 48-Jährigen, wird es ganz ohne Konflikte nie gehen – diese ließen sich aber deutlich minimieren.
Hier gehts zum Video: Interview Wolfcenter Dörverden
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