Einst in Wildeshausen ein bedeutendes Datum

Graf Waltbert wurde in Wildeshausen ein Denkmal gesetzt (in Corona-Zeiten leicht verändert). Der Tag, an dem er mit den Gebeinen des Heiligen Alexander ankam, hatte Jahrhunderte später noch eine große Bedeutung für das Rathaus (im Hintergrund). Foto: Verena Sieling
Wildeshausen – Der 7. Januar in Wildeshausen – ein normaler Donnerstag. Ganz anders als früher: Im Mittelalter war dieser Tag für die Wittekindstadt eines der wichtigsten Daten im ganzen Jahr. Darauf weist Peter Hahn, profunder Kenner der Stadtgeschichte, in einer Pressemitteilung hin.
„In längst vergessenen Zeiten wurde alljährlich am 7. Januar der Gedenktag des Heiligen Alexander begangen“, erklärt Hahn – in Erinnerung an den 7. Januar 851, als Graf Waltbert mit den Gebeinen des Märtyrers, die er im Jahr zuvor von Papst Leo IV. in Rom erhalten hatte, in seiner Heimatstadt eintraf. In der Reisebeschreibung (Translatio Sancti Alexandri) heißt es, die Reliquie sei „verehrungswürdig“ in einer Kirche verwahrt worden. Nach Peter Hahns Erkenntnissen handelte es sich um einen hölzernen Vorläuferbau der nach dem Heiligen benannten Alexanderkirche.
Rat in drei Schichten
Aber nicht nur für die Kirche, die so zum Wallfahrtsort wurde, war der 7. Januar von besonderer Bedeutung, sondern auch für das bürgerliche Wildeshausen: Nach der Stadtgründung im Jahr 1270 wechselte stets an diesem Tag der Stadtrat. „Der Rat bestand, wie in vielen norddeutschen Städten, aus 24 Ratsmannen“, weiß Heimatforscher Hahn. Sie gehörten zur damaligen Oberschicht: wohlhabende Ackerbürger, selbstständige Handwerker, reiche Kaufleute.
Und sie teilten sich die Verantwortung für die Stadt sozusagen im „Schichtdienst“: Von den 24 Mitgliedern bildeten stets acht den „sitzenden Rat“, der Entscheidungen traf und aus seiner Mitte einen Bürgermeister wählte, während die übrigen 16 als sogenannte „Wittheit“ im Hintergrund blieben. Jahr für Jahr wurden die Amtsgeschäfte an das nächste Drittel des Rates übertragen – immer am 7. Januar, zum Gedenken an den Heiligen Alexander. Eine frühe Form von „Rotation“, die den Ratsmannen ausreichend Zeit für ihre beruflichen Geschäfte ließ.
Abruptes Ende 1529
Das Prinzip endete schlagartig, als 1529 der Bischof von Münster die Stadt einnahm. Er verlangte, dass „die Bürger von Wildeshausen zwölf aufrichtige katholische Männer wählen. Zwei von ihnen sollen als Bürgermeister und die anderen zehn als Ratsherren die Verwaltung der Stadt übernehmen.“ Schluss war’s mit der Rats-Rotation – und auch mit der Bedeutung des 7. Januar für Wildeshausen.
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