Friseurgeschäft übersteht auch „haarige“ Zeiten

Artikel vom 24.05.2023

Antje Rickmeier

Ronald Kühn führt den Friseursalon in Ganderkesee in dritter Generation. Das Geschäft besteht seit 90 Jahren. Bild: Antje Rickmeier

Der Salon „Creativ-Friseur“ am Ring in Ganderkesee besteht seit 90 Jahren. Ronald Kühn führt das älteste Friseurgeschäft in Ganderkesee in dritter Generation.

Ganderkesee - Das alte Foto zeigt zwei Friseure in weißen Kitteln, die gerade Kunden die Haare schneiden. Auf einem anderen Bild ist das gesamte Team des Salons zu sehen: Fast alle tragen Föhnfrisuren, wie sie in den achtziger Jahren angesagt waren. Ronald Kühn, Inhaber des Ganderkeseer Geschäfts „Creativ-Friseur“, besitzt zahlreiche Fotos und Dokumente aus der Vergangenheit seines Salons. Denn das Friseurgeschäft am Ring in Ganderkesee feiert in diesen Tagen sein 90-jähriges Bestehen.

Mit 19 selbstständig

„Ich habe alles gesammelt, was so los war“, sagt Ronald Kühn. Dazu gehört auch ein Erinnerungsfoto aus der Corona-Zeit, auf dem er einen Gesichtsschutz mit durchsichtigem Visier trägt. „Corona hat gewaltig reingehauen“, sagt der Friseurmeister. Auch der Ukraine-Krieg und die Energie-Krise hätten die Leute verunsichert. „Seit Januar geht es wieder ein bisschen aufwärts“, berichtet der 64-Jährige. Doch das Friseur-Geschäft, das Ronald Kühn in dritter Generation führt, hat in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder „haarige“ Zeiten überstanden.

Dass sich Kühns Großvater Gustav Schütte 1933 mit 19 Jahren in Falkenburg mit einem Salon selbstständig machte, hatte wirtschaftliche Gründe. Nach der Ausbildung in Delmenhorst sei der Großvater in die Arbeitslosigkeit entlassen worden, berichtet der Friseurmeister. In der Wirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre hielt er die Familie mit dem Trinkgeld über Wasser, das er als Friseur in einem Hotel in Bremen bekam. „Er war ein guter Ondulierer“, sagt Kühn über die Technik, bei der mit einer Brennschere Locken oder Wellen ins Haar gemacht wurden.

Im ersten Salon des Großvaters in Falkenburg habe es nur ein Waschbecken, einen Spiegel und einen Herrenstuhl gegeben. Dort habe der Großvater häufig auch für eine Mettwurst oder Eier als Bezahlung gearbeitet. Doch schon bald ging es aufwärts: 1938 eröffneten Gustav Schütte und seine Frau Grete ein Ladengeschäft im Riedelschen Haus am Ring in Ganderkesee.

Der Zweite Weltkrieg brachte jedoch erneut schwierige Zeiten: Gustav Schütte wurde für einige Jahre eingezogen. Und das Geschäftshaus brannte im April 1945 im Zuge der Kriegshandlungen in Ganderkesee vollkommen ab. Doch der Gründer legte wieder los, als er aus englischer Kriegsgefangenschaft zurück war. Von der Großen Höhe habe er eine alte Militärbaracke geholt und sein Geschäft darin betrieben, berichtet Ronald Kühn.

In dritter Generation

Doch es kamen auch wieder bessere Zeiten: 1950 wurde ein Haus gebaut, in dem der Friseursalon seit nunmehr 73 Jahren zu finden ist. 1969 übernahmen Gustav Schüttes Tochter Helga und ihr Mann Rolf Kühn – die Eltern des heutigen Inhabers – das Geschäft am Ring. Seine Mutter habe eine Kosmetikabteilung aufgebaut, erinnert sich der Friseurmeister. Er selbst ist „Quereinsteiger“: Er habe den Beruf des Kürschners erlernt, doch da die Branche danieder gelegen habe, habe er umschulen müssen.

Kühn hat das bis heute nicht bereut: Der Beruf des Friseurs sei kreativ und mache ihm immer noch viel Spaß. Im Jahr 2000 übernahm der Friseurmeister das Geschäft am Ring und eine Niederlassung am Markt 7. Besonders dankbar ist Kühn seinen treuen Kunden. Und auch für seine neun Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gibt es ein großes Dankeschön: „Viele, die hier gelernt haben, sind immer noch hier.“ Das liege an der entspannten Atmosphäre, bestätigt eine Friseurin.

Weitermachen

Noch denkt der 64-Jährige nicht ans Aufhören. Doch er hofft, dass jemand aus dem Team den Salon eines Tages weiterführt. Denn in seiner Sammlung hätte Ronald Kühn gerne auch noch Fotos und Dokumente vom 100-jährigen Bestehen seines traditionsreichen Friseurgeschäfts.


 

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