Hohe Kunst für guten Zweck
Artikel vom 24.06.2022

Andriy Chyzhov vor seinen Gemälden in der Kunstausstellung im Blockhaus in Ahlhorn. Bevorzugt malt er Landschaftsaufnahmen. Bild: Florian Fabozzi
Sechs ukrainische Künstler von Weltformat haben das Blockhaus in Ahlhorn zu einer Künstlerstätte gewandelt. 23 Gemälde stehen zum Verkauf, die Einnahmen kommen der Ukraine zugute.
Das Blockhaus in Ahlhorn ist um eine Attraktion reicher: Seit Dienstag sind dort 23 Gemälde von sechs renommierten ukrainischen Künstlern aus Lviv und Charkiw ausgestellt. Geschäftsführer Niels-Christian Heins erklärte die Ausstellung feierlich für eröffnet. „Die Künstler sind Kulturbotschafter ihres Landes und wir sind froh, dass sie hier sind“, sagte er.
Renommierte Galeristin
Entstanden sind die Gemälde innerhalb von nur einer Woche, ihre Motive reichen von Fischerbooten über Aktfotos bis hin zu Pferd und Reiter. Bis zum 1. September können die Gemälde nicht nur bestaunt, sondern auch gekauft werden. ?Die Preisspanne reicht von 500 bis 14.000 Euro. Der Erlös soll der medizinischen Versorgung in der Ukraine zugutekommen.
Die „Seele des Projekts“ ist die Galeristin Halyna Tryntsolyn. Seit zehn Jahren leitet sie in Lviv erfolgreich eine Galerie. Durch ihre gute Vernetzung konnte sie die ukrainischen Künstler für das Projekt gewinnen. „Mit den Bildern wollen wir unser Land unterstützen“, sagt sie. Die Künstler wohnen derzeit zusammen mit 50 Geflüchteten aus der Ostukraine und 28 aus Lviv auf dem Gelände des Blockhauses. Sie haben die vergangene Woche nicht nur für die eigene Kunst genutzt, sondern auch ukrainischen und deutschen Jugendlichen Unterricht gegeben.
Inspirierende Zugfahrt
Einer der Künstler ist Andriy Chyzhov. Der 27-Jährige ist auf Ölgemälde spezialisiert und zeichnet überwiegend Landschaften, Höfe und Häuser. Eines seiner Bilder ist von einem Bauernhaus inspiriert, das er auf der Zugfahrt von Lviv nach Oldenburg gesichtet hat. Ein anderes Bild soll ein Haus in Großenkneten darstellen. Chyzhov ist weltweit erfolgreich und hat seine Werke bereits in Ausstellungen in Israel, den USA und Frankreich präsentiert.
Von symbolischem Wert sind die Gemälde von Olena Zvir. Die 68-jährige Künstlerin hat mit Acryl und Seide vier Gemälde gefertigt, die das Leben darstellen. Ein Mühlstein ist hart, aber bringt Ergebnisse hervor. Er steht für schwere Herausforderungen, die der Mensch im Leben bewältigt. Ein abgesägter Baumstamm symbolisiert die Krisen, die abrupten Einschnitte im Leben. Ein Kreuz steht für Scheidewege im Leben, an denen man sich für die richtige Abzweigungen entscheiden muss. Ihr letztes Bild stellt auf abstrakte Weise eine Explosion dar, welche Freiheit symbolisiert.
Unterstützung
Zur Galerie-Eröffnung erschienen Hartmut Giese, stellvertretender Bürgermeister Großenknetens sowie Guido Heinisch, der Bürgermeister von Hatten. Landrat Christian Pundt, der das Projekt zuvor gefördert hatte, blieb der Eröffnung aus privaten Gründen fern. Ebenfalls vor Ort war Regina Dörrie, Forstamtsleiterin der niedersächsischen Landesforsten. Eine besondere Aktion hatte sich die Showakrobaten-Gruppe „Green Spirits“ vom TSV Sandkrug überlegt. Diese hatte am 29. Mai ein Benefiz-Gala vor 400 Besuchern veranstaltet. Einen Teil der Einnahmen, 3000 Euro, überreichten sie den Ukrainern nun symbolisch.
Weitere Künstler folgen
Wie Heins verlauten ließ, hatten bereits eine Stunde nach Eröffnung fünf Kunstliebhaber ihre Kaufabsichten bekundet. Auch die Gemeinde Großenkneten wolle eines der Werke erwerben. Aktuell werden sechs weitere Künstlerinnen aus der Ukraine gesucht, die die Ausstellung bereichern sollen. „Wir werden allmählich zu einer Künstlerkolonie“, sagte Heins stolz. Er spiele mit dem Gedanken, das Blockhaus zu einem dauerhaften Arbeitsplatz für Künstler zu machen.
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