Huder Zehntklässler würdigen Todesopfer im Iran mit Wandbild

Artikel vom 14.03.2023

Christin Hufer

Vor dem Wandbild: die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10Rb der Peter-Ustinov-Schule. Bild. Christin Hufer

672 Menschen sind seit Beginn der Protestbewegung bis Ende Dezember im Iran ums Leben gekommen. Diesen Menschen hat eine zehnte Klasse aus Hude ein Wandbild gewidmet.

Es sind 672 Namen – Namen von Menschen, die seit Beginn der Proteste im Iran im vorigen September bis Ende Dezember ums Leben gekommen sind. 672 Namen, die die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10Rb der Huder Peter-Ustinov-Schule vor dem Vergessen bewahren wollen: In einem Klassenprojekt haben sie mit ihrem Religionslehrer Dr. Joest Leopold ein Wandbild erschaffen, das die Unterdrückung des Regimes im Iran sinnbildlich verdeutlichen soll.

Projekte zum Erinnern

Seit 2018 gestaltet Leopold immer wieder im Unterricht mit den älteren Klassen Wandbilder und Collagen, die auf Missstände in der Gesellschaft, politische Krisen oder auf Verbrechen in der NS-Zeit aufmerksam machen. Diese hängen die Schülerinnen und Schüler im langen Korridor der Peter-Ustinov-Schule am Vielstedter Kirchweg auf. „Wir haben schon einiges zum Krieg in der Ukraine gemacht. Da wollten wir den Iran nicht außer Acht lassen“, sagt Leopold.

Den kreativen Anstoß dafür hat die Zehntklässlerin Zahra Rajabi gegeben. Mit ihrer Familie lebte sie einige Jahre im Iran und hat daher einen persönlichen Bezug zu dem Land. „Ich dachte mir dann: ,Warum machen wir da nicht einfach etwas zu?’“ Bei ihren Mitschülerinnen und Mitschülern stieß das direkt auf Anklang. „Die Schüler haben in diesem Alter eine gesunde Empörung und eine ganz natürliche Ehrlichkeit. Das muss man nutzen“, sagt Leopold.

Im Unterricht

Diese Empörung haben die 24 Schülerinnen und Schüler verdeutlicht. Ihre Idee war, einen orientalischen Teppich zu gestalten, auf dem alle Namen der verstorbenen Menschen verewigt werden. Sie haben dann im Religionsunterricht auf grünen, weißen und roten Notizzetteln die 672 Namen geschrieben, die sie einer Liste der Internet-Plattform Wikipedia entnommen haben. Diese Liste würde, so erklärt es Leopold, auf der Grundlage von iranischen Quellen, internationalen Hilfsorganisationen, aber auch journalistischen Quellen wie der New York Times oder der Zeit gespeist und aktualisiert werden.

Eine Stimme geben

Mit diesen Zettelchen haben die Zehntklässler dann die iranische Flagge mit dem sogenannten Hoheitssymbol des Irans nachgestaltet. Das Hoheitssymbol hat die Klasse jedoch so gestaltet, dass es so aussieht, als wäre es mit blutigen Händen gezeichnet.

Auch wollten sie den Verstorbenen eine Stimme geben und ihnen sagen: „So wie 1989 die Ostdeutschen ,Wir sind das Volk riefen!’ und damit eine friedliche Revolution gegen das SED-Regime in Ost-Berlin ermöglichten, so rufen wir den iranischen Opfern und ihren Angehörigen und Unterstützern zu: Ihr seid das Volk.“ Auf einem Infoblatt neben dem Wandbild in der Schule haben die Schülerinnen und Schüler ihre deutliche Botschaft verewigt.

Gemischte Gefühle

Für Tjara Norell Naumann, die in die 10Rb geht, löst das Wandbild gemischte Gefühle aus. „Es ist ein Mix aus Stolz darüber, was wir umgesetzt haben, und aus Trauer darüber, dass so viele Menschen sterben mussten“, sagt sie.

Ihre Klassenkameraden Roohullah Zabihullah und Justus Schilling sehen das Projekt als ein gutes Symbol dafür an, dass ihre Schule nicht weggeschaut. „Es sind 672 Zettel. Das ist eine ganze Menge und hinter jedem steht ein Mensch“, sagt Roohullah Zabihullah.

Mitwirkende

Das sind die Schülerinnen und Schüler der Klasse 10Rb: Leon Behnken, Eske Brouwer, Laura Drieling, Keno Eilers, Ben Ewen, Felina Haye, Clarissa Hermann, Leonie Hinzmann, Lisa Höltke, Jamie-Leon Hurrelberg, Julien Noel Knorre, Rieke Kromminga, Jan Logemann, Tjara Norell Naumann, Melina Peters, Melvüt Can Piskin, Zahra Rajabi, Iman Saad, Justus Schilling, Fynn Schote, Miguel Trah, Anthony-Meikel Vink, Celina Warneke, Roohullah Zabihullah


 

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