Kräuterrasen spart an der Bewässerung
Artikel vom 29.04.2022

Im öffentlich zugänglichen Schaugarten des RUZ Hollen zeigt Projektmitarbeiterin Katharina Warmuth auf den Kräuterrasen, der weniger Wasser als herkömmlicher Rasen benötigt. Bild: Thorsten Konkel
Aufrufe des Versorgers OOWV, nicht mit Trinkwasser den Rasen zu bewässern, nimmt das RUZ Hollen zum Anlass, Alternativen zum „Golfrasen“ aufzuzeigen. Warum auch Insekten davon profitieren.
Nach dem Aufruf des regionalen Versorgers Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband (OOWV), angesichts eines den Wasserbedarf steigernden Klimawandels mit dem Lebensmittel Trinkwasser sparsamer umzugehen und nicht den Rasen damit zu wässern, zeigt das Regionale Umweltzentrum (RUZ) in Hollen eine wassersparende Alternative zum wasser- und pflegeintensiven „Fußball“- oder „Golfrasen“ auf.
Wasserverschwendung
Darauf, dass allein ein Rasensprenger pro Stunde rund 800 Liter (Trink-) Wasser verteilt, hatte OOWV-Geschäftsführer Karsten Specht kürzlich im Interview mit dieser Zeitung hingewiesen. Auch Bewässerungsverbote schloss er nicht aus, wenn es in Zukunft drei, vier heiße Sommer in Folge gibt – wie 2018 –, wodurch der Grundwasserspiegel erheblich sank. Die Reihenfolge des Versorgers laute: erst Mensch, dann Tier, dann Grün, so Specht. Denn in diesem Frühjahr 2022 hat sich der Regen bislang rar gemacht: Laut Dürremonitor des Helmholtz-Instituts weist der Boden in der Region einer Tiefe bis zu 25 Zentimetern bereits wieder eine ungewöhnliche Trockenheit auf.
Pflegeleichte Alternative
„Ein Kräuter- oder Blumenrasen im Hausgarten ist eine gute Alternative, er ist robuster, muss weniger oder nicht bewässert werden, und liegt zwischen einer hochwüchsigen Blumenwiese und einem einheitsgrünen Zierrasen“, sagt Marina Becker-Kückens, Geschäftsführerin des Regionalen Umweltzentrums in Hollen. Zudem sei der naturnahe Rasen auch nicht so pflegeintensiv. Auf dem Gelände der Umwelt-Schulungs- und Bildungseinrichtung in Hollen hat das Projektteam der Insektenakademie („Insa“) einen solchen Rasen angepflanzt.
Die Gräser sorgten für eine hohe Trittfestigkeit, während die Kräuter einen echten „Hingucker“, nämlich einen tollen Blühverlauf über das ganze Jahr hinweg schaffen. Davon profitieren auch Insekten in Form von Nahrung übers Jahr. Dabei sei eines wichtig: „So ein Kräuterrasen sollte mit Saatgut gebietsheimischen Ursprungs angelegt werden“, betont Katharina Warmuth, Mitarbeiterin des „Insa“-Projekts. Durch den Einsatz wildheimischer Arten stelle sich mit der Zeit ein ökologisches Gefüge ein.
Nicht ungeduldig werden
Becker-Kückens: „Zierrasen hat eine Höhe von drei bis fünf Zentimetern, Kräuterrasen darf gern fünf Zentimeter hoch stehen.“ Schön sei es für Insekten, wenn stets nur Teilbereiche abgemäht würden, damit immer blühende Kräuter verfügbar seien. Und noch einen Rat gibt Marina Becker-Kückens Gartenfreuden mit auf den Weg: „Bei einem solchen Naturrasen braucht man viel Geduld.“
Im Privatgarten auf kleinen Flächen reiche es für die Neuanlage eines Kräuterrasens aus, umzugraben, um Wurzeln, Quecke, Giersch oder Brennnessel sowie alte Rasensoden zu entfernen, erklärt das RUZ Hollen.
Natürlich muss bei der Neuanlage anfangs auch regelmäßig gewässert werden. Ist der Rasen im zweiten Jahr angewachsen, sei das aber nicht mehr nötig. Und entgegen dem herkömmlichen Zierrasen müsse auch nicht mehr so oft gemäht werden.
Soll der Kräuterrasen nicht ganz neu angelegt werden, sondern die Ansaat auf einer bestehenden Rasenfläche erfolgen, sei wie folgt vorzugehen: In alte, lückige Rasenflächen könne von Februar bis Mai oder Ende August bis Anfang September eine umbruchslose Ansaat erfolgen. Dazu müsse der Altbestand aber zuvor sehr kurz abgemäht, dann vertikutiert werden. „Danach säen wie bei einer normalen Ansaat“, heißt es.
Mehr Infos unter www.insektenschutzakademie.de
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