Regen und Paten fehlen zum Bienenglück
Artikel vom 20.05.2022

Die Bedingungen für den Start in die neue „Bienenglück“-Saison könnten günstiger sein. Trotzdem geht das Artenschutz-Projekt in Ganderkesee ins vierte Jahr. Wann Führungen angeboten werden.
Eigentlich stünde das „Bienenglück“ in dieser Jahreszeit bereits in voller Blüte. „Aber es war zu lange kalt und jetzt ist es viel zu trocken“, sagt Onno Osterloh. Zusammen mit dem Ganderkeseer Landschaftsökologen Dr. Klaus Handke hat der Landwirt aus Immer das Artenschutz-Projekt auf ehemaligem Ackerland zwischen Bürsteler Fuhren und Dummbäke 2019 initiiert. Am Montag hat mit der neuen Aussaat die vierte Saison des Projekts begonnen, das längst zur landwirtschaftlichen Feldstudie geworden ist und unter anderem Saatguthersteller und Naturschutzverbände lockt.
Welches Ziel hat das „Bienenglück“?
Ziel des Experiments ist es, einerseits Artenschutz für die Öffentlichkeit erlebbar zu machen – etwa bei Führungen oder einer Kartoffelpflanzaktion – und über das Thema aufzuklären, zum anderen aber auch, Erkenntnisse für die Landwirtschaft zu gewinnen. Auch im vierten Jahr tüfteln alle Beteiligten, zu denen auch der Huder Pflanzenbauberater Jan Juister zählt, an der optimalen Saatgutmischung. „Es geht darum, das Mischungsverhältnis so abzustimmen, dass den Insekten möglichst lückenlos bis zum Spätherbst eine Blütentracht als Nahrung zur Verfügung steht“, erklärt Osterloh. Dazu gehöre neben der richtigen Zusammenstellung der Pflanzen auch der richtige Zeitpunkt der Mahd, um wieder Platz für nachwachsende Pflanzen zu schaffen.
Wo steht das Projekt aktuell?
Am Montag hat Landwirt Jürgen Holschen auf rund drei Hektar Fläche neues Saatgut ausgebracht – darunter eine hochwertige Mischung des Naturschutzbundes (Nabu). „Wenn er eine Bahn hoch und die andere wieder zurückfährt, sind 500 Euro weg“, verdeutlichte Osterloh. Ein 2,5 Kilogramm-Sack des Saatguts reiche für gerade einmal 2000 Quadratmeter Fläche.
Auf einem Teil des „Bienenglücks“ summt es bereits, erste Blüten haben sich gerade geöffnet. „Hier ist 2019 zuletzt die Nabu-Mischung gesät worden“, erklärt Juister. Seither sei die Fläche nur abschnittweise gemulcht worden. 2020 sei die Blütentracht überschaubar gewesen, 2021 habe sie sich aber bereits gut entwickelt. „Jetzt müssen wir schauen, was diesmal kommt“, so Jan Juister im Gespräch.
Um optische Effekte von Blühflächen geht es den „Bienenglück“-Initiatoren weniger. „Nicht alles, was bunt und üppig blüht, ist gut für die Insekten“, erklärt Osterloh. Und weil die Fauna neben ausreichend Nahrung auch Nistmöglichkeiten benötigt, ist gerade auch das Portfolio der „Unterkünfte“ erweitert worden: Neben Totholz, Steinhaufen und einem Insektenhotel steht seit Montag auch eine Nisthilfe speziell für Schornsteinwespen am Feldrand. Matthias Brüggemann aus Delmenhorst hat das 300 Kilogramm schwere „Hotel“ eigens aus Lehm, Altholz und Bambus gefertigt und gespendet.
Hat das Projekt noch genügend Förderer ?
Neben dem gegenwärtigen Wassermangel bereits auch das rückläufige Sponsoren-Aufkommen den „Bienenglück“-Initiatoren Sorgen. Die Zahl der Paten reiche für drei Hektar Blühfläche eigentlich nicht mehr aus, sagt Osterloh. Gleichwohl habe er Verständnis dafür, dass sich der Fokus beim Spenden angesichts des Ukraine-Krieges verlagert habe.
Weiterhin hat jeder Interessierte die Möglichkeit, für 1 Euro die Patenschaft für einen Quadratmeter Fläche zu übernehmen. Ab einer Spende von 500 Euro werden Sponsoren auf einer Tafel am Rande der Blühwiese genannt, ab 1000 Euro werden sie dort sogar mit ihrem Firmen- oder Vereinslogo verewigt.
Was aber auch mit Spenden und Sponsorengeldern nicht aufgefangen werden kann, ist der Mangel an Niederschlägen in den vergangenen Wochen – denn ohne Wasser keimt die beste Saatgutmischung nicht. Den Tag der Aussaat hatten Osterloh und Juister gezielt auf Montag gelegt, da für diese Woche endlich Regen prognostiziert war...
Fünf Führungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten werden in diesem Jahr auf dem Bienenglück-Areal angeboten – alle finden an Samstagen statt. Los geht’s am 28. Mai für Frühaufsteher, die etwas über die Fauna, insbesondere über die Vogelwelt, im Bienenglück erfahren möchten: Die rund zweieinhalbstündige Tour mit Dr. Klaus Handke beginnt um 8 Uhr.
Die Landwirtschaft steht am Samstag, 18. Juni, im Mittelpunkt, wenn Jan Juister und Onno Osterloh ab 14 Uhr über die Fläche führen. Am 16. Juli, 10 Uhr, wird Juister die Pflanzen in die Fokus nehmen, bevor sich Handke am 20. August, 14 Uhr, schwerpunktmäßig den Insekten widmet. Eine allgemeine Führung zum Bienenglück findet zum Abschluss mit allen drei Experten statt: Am 10. September, 14 Uhr, führen Osterloh, Handke und Juister Interessierte gemeinsam.
Eine Anmeldung zu allen Terminen ist per Mail erbeten an bienenglueck@hof-osterloh.de – Treffpunkt ist jeweils die Patenwand direkt am Weg, der entlang der Bürsteler Fuhren (Verlängerung Donnermoor) führt. Bei Starkregen finden die Führungen nicht statt.
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