Sie planen ein Klassentreffen vier Jahrzehnte nach dem Abschluss
Artikel vom 21.11.2022

Haben über mehrere Monate ein Treffen ihres Bookholzberger Schuljahrgangs organisiert (von links): Insa Stopinsek (Paradies), Wilfriede Meyer, Hans-Gerd Eilers, Sabine Fokken und Linda Schmidt. Bild: Thilo Schröder
Mehr als 40 Jahre nach ihrem Schulabschluss in Bookholzberg haben Absolventen ein Klassentreffen organisiert. Wie sie frühere Mitschüler wiedergefunden haben und welche Anekdoten sie erinnern.
Wenn am Ende der Schulzeit die Zeugnisse verteilt werden, wenn ein letztes Mal im Klassenverband gefeiert und sich beim Abschied viel Glück fürs weitere Leben gewünscht wird: Dann endet für Jugendliche eine prägende Zeit. Einige bleiben danach in der Region, andere ziehen weg; manche begegnen sich gelegentlich noch auf Dorffesten oder im Supermarkt, andere sehen sich nie wieder. Mehr als vier Jahrzehnte nach dem Abschluss ein Klassentreffen auf die Beine zu stellen, kann vor diesem Hintergrund herausfordernd sein. Doch Insa Stopinsek (geborene Paradies), Sabine Fokken, Linda Schmidt, Hans-Gerd Eilers und Wilfriede Meyer, die in den 1970er Jahren die Haupt- und Realschule in Bookholzberg (die heutige Oberschule) besuchten, haben es geschafft.
120 Personen eingeladen
Für diesen Samstag haben sie und weitere Organisatoren rund 120 ehemalige Mitschüler, Konfirmanden und Freunde aus dem Schwimmunterricht eingeladen. Etwa die Hälfte habe zugesagt, berichten sie bei einem Treffen in Hoykenkamp. Auch vier frühere Lehrerinnen seien dabei, sagt Stopinsek: „Eine reist dafür aus Berlin an, die hat sich so gefreut.“ Gemeinsam wollen sie einen schönen Abend verbringen.
Doch dafür brauchte es viel Vorlauf. Begonnen habe die Suche nach Ehemaligen bereits im April, sagt Stopinsek: über mühsam zusammengetragene Klassenlisten, über Briefe, Nachrichten und E-Mails an Eltern, Geschwister und Nachbarn. Manche habe man über ihr Engagement in politischen Parteien ausfindig gemacht. Hilfreich sei auch eine Praktikumsliste von 1978 gewesen, um über entsprechende Firmen den späteren Werdegang zu rekonstruieren.
Nach Chile ausgewandert
Schwierig gestaltete sich die Suche, wenn Leute mehrfach ihre Nachnamen änderten oder häufiger umzogen. Teils lebten frühere Mitschüler heute in Ländern wie Kanada oder Chile, aber auch deutschlandweit verteilt, sagt Stopinsek: von Sylt bis Baden-Württemberg. „Viele haben wir auch nicht wiedergefunden. Manche sind verstorben, die letzte erst im Juni, das hat uns schon erschreckt.“ Die Eingeladenen sind angehalten, alte Fotos und Poesiealben mitzubringen. Anekdoten aus der Schulzeit dürfte es einige zu erzählen geben.
Stopinsek erinnert sich etwa, dass 1977 auf einer Klassenfahrt einem Lehrer die Schlafanzughose zugenäht wurde vor dem Schlafengehen – „da haben wir vor der Tür Wache gestanden“. In den Unterrichtspausen habe man des Öfteren – verbotenerweise – das Schulgelände verlassen, um sich beim Bäcker Streuselkuchen zu holen. Stopinsek weiß auch noch genau, dass ihr das Schreiben mit links in der Schulzeit verboten war. Heute mache sie alles mit der linken Hand, sagt sie – bis aufs Schreiben.
Politisierte Jugend
Auch politisch engagierten sich die Jugendlichen seinerzeit, nachweislich im Frühjahr 1978 für den Bau eines Hallenbads in Bookholzberg. Sie verfassten ein Schreiben an die Lokalpolitik, organisierten Kundgebungen und sammelten Unterschriften, was Reaktionen seitens der Parteien und in der Presse nach sich zog.
Auf ihr Treffen, bei dem sich manche nach Jahrzehnten erstmals wiedersehen, sind die Organisatoren gespannt: „Mal gucken, ob wir noch alle erkennen“, sagt Hans-Gerd Eilers. „Spaß“ wünsche er sich in erster Linie – „und Bilder“, fügt er schmunzelnd hinzu. Ein paar davon konnte die NWZ vorab einsehen: Sie zeigen etwa Erstklässler mit Schultüten im Arm am Tag ihrer Einschulung oder die späteren Jugendlichen auf Klassenfahrt und beim Fasching.
Im Organisieren von Klassentreffen hat Insa Stopinsek Erfahrung, ihren Einschulungsjahrgang von 1970 hat die 58-Jährige schon dreimal zusammengeführt. Aus diesem Kreis sei eine Art Frühstücksclub hervorgegangen, sagt Wilfriede Meyer, man verabrede sich nun einmal im Jahr. Aus dem anstehenden Treffen könnten sich ebenfalls kleinere, dauerhafte Runden ergeben, ergänzt Stopinsek – „damit man sich nicht wieder aus den Augen verliert“.
Wer von 1974 bis 1980 die Oberschule Bookholzberg – damals noch getrennt als Haupt- und Realschule – besucht und keine Einladung zum Klassentreffen an diesem Samstag bekommen hat, kann auch kurzfristig vorbeikommen. Anmeldung und weitere Infos zum Treffen hat Insa Stopinsek, Telefon 04408/7621.
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