Warum Landwirte nicht einfach mehr Getreide anbauen können
Artikel vom 03.05.2022

Dieter von Seggern (3. von links) führte den FDP-Ortsverband und seine Gäste über seinen Betrieb: Hilmer Poppe (von links), Jürgen Struthoff, Landtagsabgeordneter Hermann Grupe, Landtagskandidatin Imke Haake, Eike Brakmann, Landtagskandidatin Lara-Christin Groen, Konrad Lübbe, Marion Vosteen und Kimberley Kropp. Bild: Karoline Schulz
Durch den Krieg in der Ukraine fehlt es auf dem Weltmarkt an Getreide. Warum die Landwirte nicht einfach die Produktion hochfahren können, erklärte ein Landwirt aus Elmeloh jetzt der Ganderkeseer FDP.
Es seien die Ärmsten der Armen, die eine der Folgen des Ukraine-Krieges ausbaden müssten, betonte Hermann Grupe, FDP-Landtagsabgeordneter aus Stadtoldendorf und Vorsitzender des Ausschusses für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Die Verknappung von Lebensmitteln, insbesondere von Getreide, werde dazu führen, dass Menschen aus Afrika und einigen arabischen Ländern „dorthin gehen, wo sie wenigstens ihre Familien ernähren können“, sagte Grupe beim Besuch des FDP-Ortsverbands Ganderkesee auf dem Hof von Seggern in Elmeloh. Mit Lara-Christin Groen (Harpstedt) und Imke Haake (Großenkneten) nahmen auch die Landtagskandidatinnen der FDP für die Wahlkreise 64 (Oldenburg-Land) und 66 (Cloppenburg Nord), zu dem die Stadt Wildeshausen und die Gemeinde Großenkneten gehören), teil.
Unmut über Vorschriften
Landwirtschaftsmeister Jürgen von Seggern, nach eigener Aussage „Vollblutlandwirt seit eh und je“, betreibt auf seinem Hof Bullen- und Hähnchenmast, Ackerbau und bewirtschaftet Grünland. Mit allem gerate er an aufgrund politischer Vorgaben aber an Grenzen, machte von Seggern deutlich. So werde die vorgeschriebene Senkung der Düngermengen dazu führen, dass zwangsläufig auch der Ertrag auf seinen Feldern sinke. Kritik äußerte von Seggern auch bezogen auf die geforderte Stilllegung landwirtschaftlicher Produktionsflächen.
Angesichts der drohenden Hungersnöte sei beides nicht nachvollziehbar: „Wir müssen die Produktion hochfahren, um die Leute satt zu kriegen!“, so von Seggern.
Für großes Unverständnis sorgt bei dem Landwirt und seien Berufskollegen die Grundlage für die neue Düngeverordnung. So würden der Landwirtschaft negative Werte an Messstellen angekreidet, die ihr überhaupt nicht zugeordnet werden könnten. Auch fehlende Fachlichkeit seitens der politischen Entscheidungsträger und fehlende Planungssicherheit monierte von Seggern. So werde sein vor fünf Jahren nach aktuellen Standards errichteter Bullenmaststall bereits in weiteren fünf Jahren nicht mehr den Vorschriften genügen.
Umdenken gefordert
Grupe, von Haus aus selbst Landwirt, sprach von einer „völlig unsachlichen Symbolpolitik“, die man sich angesichts der Zuspitzung der Probleme durch den Krieg in der Ukraine nicht mehr leisten könne. Die Devise müsse sein: „So umweltverträglich wie möglich so vielproduzieren wie möglich.“ Das Umdenken den Grünen in der Verteidigungspolitik gelte es auf die Landwirtschaft zu übertragen, so der Landtagsabgeordnete. Dass selbst ein sofortiges Zurückfahren der Auflagen keinen kurzfristigen Effekt auf die Ernteerträge hätte, machte Dieter von Seggern den Gästen deutlich: „Für dieses Jahr ist die Anbauplanung gelaufen“, betonte er. „Wir müssen ein Jahr im Voraus denken.“
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