Jobs von 120 Kita-Kräften in Oldenburg stehen vor der Rettung
Artikel vom 16.03.2023

Julia Möhwald (links) arbeitet als Drittkraft in der Oldenburger Kita Bloherfelde. Sie war bei der Aussicht, ihren Arbeitsplatz wegen des Auslaufens der Förderrichtlinie zu verlieren, erschüttert. Alejandra Ramirez ist als spanische Fachkraft nach Oldenburg gekommen, war einige Monate lang Drittkraft und ist mittlerweile Erzieheri. Bild: Anja Biewald
Es wäre das Aus für die Jobs von 120 Quereinsteigern in Oldenburger Kitas gewesen: das Auslaufen der Förderrichtlinie „Qualität in Kitas“ Ende Juli dieses Sommers. Jetzt folgt die Kehrtwende beim Land.
Aufatmen in den Oldenburger Kindertagesstätten: Das Land Niedersachsen will die Richtlinie „Qualität in Kitas“, mit der allein in der Stadt Oldenburg mehr als 120 Zusatzkräfte in den Gruppen finanziert werden, um zwei Jahre bis zum Sommer 2025 verlängern. Die Zusatzkräfte unterstützen die Fachkräfte als Quereinsteiger in allen alltäglichen Belangen. Sie spielen, malen und basteln mit den Kindern, helfen bei den Mahlzeiten, beim Umziehen und den Toilettengängen. Doch zum 31. Juli sollte die Förderrichtlinie ersatzlos auslaufen: das Aus für die Beschäftigung dieser Zusatzkräfte. Landesweit sind die Träger von Kindertageseinrichtungen dagegen Sturm gelaufen. Mit Erfolg.
Elternbeschwerden
Auch aus Oldenburg hatten sich die Träger aller Betreuungseinrichtungen an Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg gewandt und in einem Brief die drastischen Folgen des bereits bestehenden Fachkräftemangels zu schildern. Darin war die Rede von massiven Elternbeschwerden, weil Kita-Gruppen wegen Personalmangels geschlossen oder Öffnungszeiten verkürzt werden mussten. Ohne die Zusatzkräfte drohe der Kollaps.
Nun die positive Meldung: Die Landesregierung wird vorbehaltlich der Verabschiedung des Nachtragshaushalts 2023 die laufende Förderung von Zusatzkräften aus dem Programm „Betreuung über die Richtlinie Qualität“ für zwei weitere Kindergartenjahre bis zum 31. Juli 2025 verlängern. Das bestätigte ein Sprecher des Kultusministeriums in Hannover auf Anfrage dieser Zeitung.
„Qualität für Kitas“
Landesfinanzminister Gerald Heere (Grüne) hat für die Fortsetzung des Programms 68 Millionen Euro eingeplant. Der Landtag wird den Nachtragshaushalt voraussichtlich im Mai verabschieden.
Mit der Richtlinie „Qualität in Kitas“ werden unter anderem zusätzliche Fach- und Betreuungskräfte in Kitas zur Unterstützung der Bildung, Erziehung und Betreuung vom dritten Lebensjahr bis zum Schuleintritt, die Beschäftigung von Fachkräften zur Entlastung der Einrichtungsleitungen sowie Ausbildungszuschüsse finanziert. Die Förderung wurde erstmals ab Januar 2020 auf Basis des „Gute-Kita-Gesetzes“ des Bundes gewährt.
Würde die Förderrichtlinie Ende Juli 2023 auslaufen, hätte Günter Zingel, Geschäftsführer des Verbundes Ev.-luth. Kindertagesstätten im Kirchenkreis Oldenburg Stadt (Ekito) auch das Ende des Spanien-Programms besiegelt: Über das Programm holt Ekito fertig ausgebildete Fachkräfte aus Spanien nach Oldenburg. „Diese Fachkräfte können nicht sofort als Erst- oder Zweitkraft beschäftigt werden. Sie müssen erst besser Deutsch lernen und unsere Pädagogik kennenlernen, in Spanien ist die Arbeit im Kindergarten ganz anders.“ Über die Richtlinie „Qualität in Kitas“ beschäftigt Ekito die Spanier deshalb zunächst für ein paar Monate als Drittkraft und übernimmt sie dann auf Fachkraft-Stellen.
Zu dem Signal aus Hannover sagt Zingel: „Damit wird das Projekt Spanien beziehungsweise Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen auch weiter gehen.“
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