„Dieses Jahr ist es schlimmer denn je“

Artikel vom 15.09.2022

Susanne Gloger

Suchen nach einem Sofaplatz: Viele Katzenkinder leben zurzeit im Oldenburger Tierheim. Bei vielen Fundkatzen sieht es danach aus, dass sie ausgesetzt worden sind. Bild: Tierheim

 

Jeden Tag kommen neue Fundtiere ins Oldenburger Tierheim. Die Mehrzahl davon sind Katzenkinder. Und das, obwohl Kastrationspflicht gilt. Aber es gibt noch andere Gründe für die Katzenschwemme.

Jedes Jahr das gleiche Spiel: Im Sommer platzt das Tierheim Oldenburg aus allen Nähten. „Doch dieses Jahr ist es schlimmer denn je“, berichten die Tierpflegerinnen und Tierpfleger. Sie nennen mehrere Gründe für dieses Phänomen, das ihrer Kenntnis nach die meisten deutschen Tierheime im Moment erleben.

Frühe Kätzchen

Zum einen hat das Klima etwas damit zu tun. Kamen in den vergangenen Jahren Katzenbabys immer erst im Juni/Juli zur Welt, sorgte das warme Klima in diesem Jahr dafür, dass die ersten Mutterkatzen bereits im April im Tierheim aufgenommen werden mussten. „Und ab da gab es kein Halten mehr und das leider trotz Kastrationspflicht“, berichtet das Oldenburger Team. Und zum anderen: „Auch haben wir ein großes Problem mit Menschen, die sich während der Coronazeit Katzen angeschafft haben, aber wohl die Kastrationspflicht nicht kannten oder kennen wollten.“

Jeden Tag kommen neue Fundtiere ins Tierheim. „Die Mehrzahl davon sind Katzenkinder – ob mit oder ohne Mutterkatze. Von zwei bis drei Tage alte Kätzchen bis hin zu 15 Jahre alten Katzen ist immer alles dabei“, so die Tierpfleger. Mit aktuell 143 Katzen sei das Tierheim so ziemlich am Limit, sagen sie.

Die Vermittlungen liefen zwar gut, allerdings dürfe das jetzt auch nicht einreißen. „Es kommen zurzeit einfach zu viele Katzen nach. Wir freuen uns daher wirklich über jeden Interessenten.“ Bei der täglichen Arbeit schaffe man es gar nicht, alle Tiere auf der Homepage vorzustellen.

Krank und ausgesetzt

Ein weiteres Problem: „Teilweise kommen die Kätzchen krank und sehr schwach ins Tierheim, das alles lässt auch die Tierarztkosten enorm in die Höhe steigen und es dauert, bis diese Tiere wieder in die Vermittlung kommen.“ Personell bringt dies Entwicklung das Team des Oldenburger Tierheims an den Rand des Machbaren.

Und noch etwas ist den Profis aufgefallen: „Bei vielen Fundkatzen sieht es eher danach aus, dass die Katzen ausgesetzt wurden, als dass sie in freier Wildbahn geboren wurden.“ Ebenfalls ungewohnt sei die hohe Anzahl an Anfragen für die Abgabe von Katzen von Privatmenschen. „Hier müssen wir zurzeit oft vertrösten, damit wir uns erst mal um die Tiere kümmern können, die niemanden haben. Und natürlich werden einige von denen dann irgendwann wieder als ausgesetzte Tiere hier landen.“

Ein schlimmer Kreislauf, dem sich das Team aber weiter tapfer entgegenstellt. Wer helfen will und zu Hause noch ein oder zwei Plätzchen auf dem Sofa frei hat, ist herzlich willkommen, sich die Katzen im Oldenburger Tierheim, Nordmoslesfehner Straße 412, Tel. 0441/504293, anzugucken. Öffnungszeiten sind mittwochs bis sonntags von 14 bis 16.30 Uhr.

KASTRATIONSPFLICHT

Katzenhalter, die ihrer Katze die Möglichkeit gewähren, sich außerhalb der Wohnung frei zu bewegen, müssen diese Tiere zuvor von einem Tierarzt kastrieren und mittels Mikrochip kennzeichnen lassen. Das schreibt die Verordnung der Stadt Oldenburg über die Kastrations- und Kennzeichnungspflicht von Katzen aus dem Jahr 2011 vor.

Dies gilt nicht für weniger als fünf Monate alte Katzen.

Die Kennzeichnungspflicht durch Mikrochip entfällt, wenn die Katze mit einer Tätowierung versehen ist, über die der Tierhalter ermittelt werden kann.

Wer freilaufenden Katzen regelmäßig Futter zur Verfügung stellt, gilt als Katzenhalter.

Ausnahmen können auf Antrag zugelassen werden, zum Beispiel für die Zucht von Rassekatzen.

Wer vorsätzlich oder fahrlässig die Bestimmungen verletzt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die mit einer Geldbuße zu 5000 Euro geahndet werden kann.

Quelle www.ol.de/kastration


 

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