Hier kommen die Hilfsgüter an
Artikel vom 20.04.2022

Hilfsgüter-Verteilung vom Anhänger aus: Hier im ukrainischen Ort Myrotske in der Nähe von Kiew. Bild: Privat
Viele Oldenburger haben in den vergangenen Wochen Hilfsgüter für die Ukraine gespendet. LKW-Fahrer Karsten Ude berichtet von den Transporten in das osteuropäische Land und bittet um weitere Spenden.
Seit mehreren Wochen läuft der russische Angriffskrieg in der Ukraine. Mit dem Ergebnis, dass einige Landesteile und zahlreiche Orte mittlerweile schwer verwüstet sind. Das Leid der betroffenen Menschen ist groß. Vor allem in den Gebieten, die von der russischen Armee systematisch zerstört, geplündert und verlassen worden sind.
Hoffnung im Angesicht dieser schwierigen Lage machen die vielen Spenden, die aus dem Ausland in diese Gebiete gebracht werden. Doch leider sind die Spenden in der jüngeren Vergangenheit rückläufig, so dass weniger Güter dort ankommen, wo sie dringend benötigt werden. Das haben auch Karsten Ude aus Wüsting und Stefan Schlagowski aus Jeddeloh mitbekommen. Die beiden waren mit acht weiteren Fahrern noch in der vergangenen Woche mit einem Konvoi der Organisation „Oldenburg hilft der Ukraine“ in dem osteuropäischen Land. Im Gespräch mit unserer Redaktion haben sie von den Herausforderungen und der Notwendigkeit der Hilfskonvois gesprochen.
Die Touren
„Bei unserer letzten Tour haben wir insgesamt 21 Tonnen Hilfsgüter in ein zentrales Lager in der Ukraine gebracht“, berichtet Ude. Das sei der insgesamt sechste Konvoi gewesen, der bei dieser Tour nach Tscherwonohrad, einem Ort kurz hinter der polnisch/ukrainischen Grenze, ging. Ude ist eigentlich selbstständiger Diplom-Ingenieur, hat für die Transporte sein Unternehmen aber zeitweise hinten angestellt. „Ich habe die pure Verzweiflung der Menschen an der Grenze gesehen, da kann man nicht anders als weitermachen.“
Ähnlich sieht das Schlagowski, der eigentlich Softwareentwickler ist, für die Transporte seinen Jahresurlaub abbaut und froh ist, dass die Verteilung in der Ukraine gut funktioniert. „Unsere Transporte werden in zentralen Lagern direkt entladen. Von dort aus werden die Güter dann weiterverteilt“, sagt der Jeddeloher. Die Güter aus Oldenburg seien auch nach Butscha gebracht worden, wo nach dem Abzug der russischer Truppen viele zivile Todesopfer gefunden worden sind. Butscha sei aber nur einer von vielen Orten, in denen es solche Gräueltaten gegeben habe.
„Die Russen haben vielerorts verbrannte Erde hinterlassen. Die Menschen dort müssen aber weiter versorgt werden. Deshalb ist es wichtig, dass die Hilfslieferungen nicht abbrechen“, sagt Schlagowski. Auch wenn es nicht einfach sei, solche Touren zu fahren.
„Die Grenzabfertigung ist purer Stress. Man muss sehr lange Wartezeiten an der Grenze in Kauf nehmen, weil es für das Personal so viel zu tun gibt. Da wird zum Beispiel jeder LKW, der von der Ukraine nach Polen fahren will, per Röntgenstahlen untersucht. Das dauert“, berichtet Ude weiter.
Zu sehen, wie die Lieferungen bei den Menschen ankommen, sei aber mehr als entschädigend für die Strapazen des Transports. „Wir sind zwar nicht selber dabei, wenn die Hilfslieferungen an die bedürftigen Menschen ausgegeben werden. Wir haben aber viele Fotos, mit denen dokumentiert wird, dass unsere Lieferungen direkt da ankommen, wo sie gebraucht werden“, sagt Ude, der seinen LKW, mit dem er die Touren gefahren ist, verkauft hat.
So geht es weiter
„Der Plan ist, das Fahrzeug als mobile Suppenküche in der Ukraine zu verwenden, die von Oldenburg aus versorgt wird“, sagt der Unternehmer. Das könne er selbst aber nicht leisten, da er sich jetzt wieder um seine Firma kümmern müsse. Das Projekt sei aber in guten Händen.
Ansonsten sollen weitere Hilfskonvois in die Ukraine geschickt werden. „Dafür brauchen wir aber weitere Hilfsgüter, denn aktuell ist unser Lager hier in Oldenburg nahezu leer – vor allem, wenn es um medizinische Waren und Nahrungsmittel geht.“ Auch Helfer und Koordinatoren werden noch gebraucht. Denn viele Ehrenamtlich hätten sich für die Arbeit frei genommen und müssten jetzt wieder zurück an ihre eigentlichen Arbeitsplätze.
Wer helfen kann und will, kann sich auf der Homepage von „Oldenburg hilft der Ukraine“ weitere informieren, was genau gebraucht wird oder Kontakt mit der Organisation, die dankbar für die bereits vielfach geleistete Hilfe ist, aufnehmen.
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