Ja was denn nun? Kein Wasser für den Rasen – aber für Stadtbäume schon
Artikel vom 18.07.2023
Ein Rasensprenger läuft auf einer Wiese: Das Sprengen von Scherrasenflächen ist unnötige Wasserverschwendung. Bild: Jordan Hopkins/Unsplash
Wie passt das zusammen? Im Garten soll Wasser gespart werden, bei Straßenbäumen bittet die Stadt Oldenburg aber um Bewässerung. Der Umweltamtsleiter sorgt für Klarheit, ebenso bei den Ansätzen zu Schottergärten.
Die ersten Hitze- und Trockenperioden liegt hinter uns. Auch wenn sich das Wetter etwas entspannt, dürften die nächsten Extreme kommen. Dazu Fragen an Robert Sprenger, Leiter des Amtes für Umweltschutz und Bauordnung.
Der OOWV ruft zum Wassersparen und zum weitgehenden Verzicht auf Bewässerung der heimischen Gärten auf. Die Stadt indes bittet die Bürger kurze Zeit später um Mithilfe bei der Bewässerung städtischer Bäume. Wie passt das zusammen?
Sprenger: Die Bitte an die Bürger, sich gemeinsam mit der Stadt Oldenburg um junge, noch nicht ausreichend etablierte Straßenbäume zu kümmern und diese zu bewässern, widerspricht nicht der Aufforderung des hiesigen Wasserversorgers, mit Trinkwasser sparsam umzugehen. Junge Bäume brauchen in Dürrezeiten nur für eine überschaubare Zeit Wasser, nicht auf Dauer. Sobald die Bäume ausreichend Wurzelwerk entwickelt haben, sind diese nicht mehr auf eine Bewässerung angewiesen. Auch solche Bäume helfen schon, den Folgen des Klimawandels zu begegnen, in dem sie beschatten, das Mikroklima positiv beeinflussen und Lebensraum für die Fauna schaffen.
Die Erfahrung zeigt, dass in vielen privaten Gärten die Scherrasenflächen bewässert werden. Dies ist eine vollkommen unnötige Verschwendung von kostbarem Trinkwasser. Brauner Rasen wird nach dem ersten ordentlichen Regenguss schnell wieder grün. Im Übrigen gibt es über Regentonnen und Zisternen wunderbare Möglichkeiten, Regenwasser zu speichern, um es dann für eine Bewässerung einzusetzen. Gerade das Aufstellen von Regentonnen ist schnell gemacht, der Bau von Zisternen wird von der VWG finanziell unterstützt. Und Regenwasser gibt es kostenlos. Für die Pflanzen ist es ohnehin das bessere Wasser.
Bedarf es hier nicht einer besseren Abstimmung, um Bürgerinnen und Bürger nicht völlig zu verunsichern?
Sprenger: Ich kann eine Verunsicherung der Bürgerinnen und Bürger nicht erkennen. 2023 ist nicht das erste zu trockene Jahr. Die große Mehrheit kennt die Folgen und kann mit Sparappellen gut umgehen. Und die Oldenburgerinnen und Oldenburger wissen um die Wertigkeit von Bäumen, die in begrenzten Umfang eine Starthilfe benötigen.
Ein weiteres Beispiel konkurrierender Ansätze: der Kampf der Stadt gegen die ohnehin verbotenen Schottergärten aus Klima- und Artenschutzgründen und erste Stimmen, die deren Anlage als Kampf gegen Wasserverschwendung sogar schon propagieren. Gibt es nur ein „Entweder oder“ oder wie können Klimaschutz, Wasserschutz und Artenschutz miteinander funktionieren?
Sprenger: Richtig ist, dass der Gesetzgeber aus guten Gründen festgelegt hat, dass „nicht überbaute Flächen der Baugrundstücke Grünflächen sein müssen…“ Schotterflächen sind lebensfeindlich und werden ja nicht angelegt, um in Dürrejahren Wasser zu sparen. Schotterflächen werden angelegt, weil sie vermeintlich pflegeleicht sind. Auf einer Schotterfläche fehlt ja nicht nur Fauna und Flora, es werden auch die Bodenfunktionen gestört. Der Schutz von Wasser und Artenvielfalt funktioniert nur dann, wenn wir uns den Folgen des Klimawandels stellen. Dazu braucht es lebendige Böden mit entsprechender Flora und darauf angepasste Flora.
Worauf können Privatleute im heimischen Garten, auf dem heimischen Balkon achten und wo bekommen sie Hilfe und die richtigen Informationen?
Sprenger: Eine gute Orientierungsmöglichkeit bietet der genannte „Masterplan Stadtgrün“. Die Maßnahmen, die für die öffentliche Hand vorgeschlagen werden, können gleichermaßen durch Privatpersonen auf Privatgrund umgesetzt werden.
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