„Kunden kehren zurück in die Innenstadt“
Artikel vom 12.03.2024
Die Zahl der Besucher in der Innenstadt nimmt zu, vor allem ihr Einzelhandel und ihre Gastronomie machen sie für viele attraktiv – hier vor Celona und Ma am Rathausmarkt. Bild: Mittwollen/Gradetchliev
Die Stadt baut sich aus zahlreichen Messwerten eine Art „Fieberthermometer für die Innenstadt“, um die City vital zu halten. Hier sind die Zahlen.
Oldenburg - Die Oldenburger Innenstadt ist wieder stark besucht. Ihre Attraktivität nimmt seit dem Ende der Corona-Maßnahmen, die sie in ein tiefes Tal gestürzt hatten, kontinuierlich zu. Auch im Vergleich mit anderen Städten wie Osnabrück, Münster und Bielefeld steht Oldenburg gut da. Das zeigt eine aktuelle Auswertung der Besucherzahlen von 2019 bis 2023 in der Langen Straße und in der Achternstraße und seit September 2022 auch in der Haarenstraße, die die Stadt im Ausschuss für Wirtschaftsförderung vorgelegt hat.
Der Dienstleister Hystreet misst die Passantenfrequenzen in Oldenburg und in mehr als 100 weiteren Städten in den Einkaufsmeilen. „Die Entwicklung stabilisiert sich“, sagte Giuseppina Giordano von der Wirtschaftsförderung – das gelte trotz aller Unsicherheiten durch Krieg und Krisen und einer im Gesamtjahr hohen Inflation.
Oberbürgermeister Jürgen Krogmann sagte mit Blick auf die Zahlen: „Der Einzelhandel ist nach wie vor die Stärke der Oldenburger Innenstadt, es gibt sicher Rückgänge, etwa im Bereich der Mode, die Passantenfrequenz ist aber weiterhin sehr hoch, der Online-Handel hat sein Potenzial ausgeschöpft.“ Viele Kunden kehrten auch nach diversen Erfahrungen im Online-Geschäft zurück zu den Vorteilen des Direkt-Kaufs vor Ort. Konkrete Umsatzzahlen der Geschäfte fehlten allerdings noch.
Drei Zählpunkte
Die am Messpunkt in der Achternstraße per Laserscanner gezählten Werte schwankten im vergangenen Jahr zwischen 473?182 Menschen im Januar und 733?062 Menschen im Dezember. Das waren Zuwächse gegenüber dem Januar 2022 von 17 Prozent und 0,8 Prozent gegenüber dem Dezember 2022. In vier von zwölf Monaten gab es Frequenzrückgänge – zwischen 4,1 (Oktober) und 12,2 Prozent (November).
Am Messpunkt Lange Straße gab es selbst im insgesamt stagnierenden Dezember 2023 Spitzenwerte: 577?422 Passanten wurden gezählt – ein Plus von 7,9 Prozent. Die Zählstelle an der Haarenstraße, die seit 16. September 2022 läuft, weist Werte zwischen 272?168 Passanten im Dezember 2022 und 184?899 Passanten im Februar 2023 aus. Im November und Dezember 2023 war die Zählstelle hier ausgefallen.
Vitalität der City
Die gelieferten Werte sind „entscheidende Kennzahlen für die Vitalität der Innenstadt“, sagte Ralph Wilken, der Leiter der Wirtschaftsförderung. Die Zahlen belegten, dass „der Besuch der Innenstadt weiterhin attraktiv ist“, sagte Wilken. Trotz Schwankungen zeige sich „ein eher positiver Trend“, so Innenstadtmanager Steffen Trawinski. Weitere Messgeräte sollen folgen.
Gebäudenutzung
Auch die Gebäudenutzung wird untersucht. Sie wird seit dem 1. April 2022 vom Innenstadtmanagement erhoben und zeigt auch die Zahl der Leerstände, die in den Erdgeschossflächen ganz leicht zugenommen haben: von 2022 auf 2023 um 1 Prozent von knapp 8 Prozent auf etwa 9 Prozent, was die absoluten Zahlen angeht (ohne Berücksichtigung der Flächengrößen). Eine Kategorisierung der Leerstände läuft. „Insgesamt liegt die Oldenburger Innenstadt mit diesen Werten unter dem Bundesdurchschnitt und auch deutlich unter den Erwartungen“, sagte Trawinski. 2021 war ein Anstieg auf 14 Prozent Leerstand prognostiziert worden. Etwa 45 Prozent der Erdgeschosse werden vom Einzelhandel genutzt und 15 Prozent von der Gastronomie.
Parkplätze
Überprüft hat die Stadt auch die Nutzung der öffentlichen Parkflächen an der Fußgängerzone, „vor allem mit Blick auf die seit dem 1. Juni 2023 geltende Erhöhung der Parkgebühren von 1,20 Euro auf 2 Euro pro Stunde“. Betrachtet wurden 124 parkgebührenpflichtige Tage von Januar bis Mai 2023 sowie 129 parkgebührenpflichtige Tage von Juni bis Oktober 2023. Nach Angaben der Stadt sind „seit der Gebührenerhöhung die Gesamteinnahmen, die Zahl der gelösten Tickets sowie die Einnahmen pro Stellplatz und pro Ticket gestiegen, die Auslastung der Parkplätze und die durchschnittliche Parkdauer aber gesunken“.
Passanten-umfrage
Um weitere Verbesserungen zu ermöglichen, wird die Stadt jetzt auch an der Umfrage „Vitale Innenstädte“ des Instituts für Handelsforschung Köln (IFH Köln) teilnehmen. Im Rahmen einer vierwöchigen Erhebung werden Passanten unter anderem zu Motivation, Aufenthaltsdauer, Aufenthaltsqualität, Verkehrsmittelwahl und Herkunft befragt.
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