Sie verschaffen Müttern eine Atempause

Artikel vom 14.08.2023

Friederike Liebscher

Die Familienpatinnen schenken Eltern, die an ihre Grenzen gelangen, einmal in der Woche ihre Zeit. Bild: Friederike Liebscher

Eltern mit kleinen Kindern gelangen manchmal an ihre Grenzen. In Oldenburg unterstützen Familienpatinnen in herausfordernden Situationen. Sie schenken Zeit zum Ausruhen – schon zwei Stunden können viel bedeuten.

Oldenburg - Warum eine Familie mit Kindern Hilfe braucht, ist immer unterschiedlich. Und genauso unterschiedlich sind auch die Geschichten, die die ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SKF) zu erzählen haben. Sie bleiben in diesem Text anonym, um die Privatsphäre der Familien, in denen sie mithelfen, zu schützen. Was sie bei ihrer Arbeit erleben, bereichert sowohl die Mütter und Kinder, die sie einmal die Woche besuchen, aber auch sie selbst.

„Mutter sehr gefordert“

Frau B.-H.: „Ich betreue gerade eine Familie mit Zwillingen. Beide sind Frühchen und hatten Komplikationen. Noch immer stehen Termine in der Klinik an. Die Mutter ist sehr gefordert, da ihr Mann viel arbeitet. Als ich das erste Mal kam, hatte sie schon in der Tür Tränen in den Augen. Kein Mensch kann ihr ihre Aufgabe abnehmen. Wenn ich komme und mich um die Babys kümmere, hat sie aber ein paar Stunden Zeit, neue Kraft zu schöpfen, sich mal auszuruhen, in Ruhe zu duschen. Auch unsere gemeinsamen Gespräche sind wichtig.“ 

Eltern machen den ersten Schritt

Die Begleitung der Familienpaten dauert im Schnitt ein Jahr, manchmal auch länger. Die Eltern melden sich – oft durch Vermittlung von Kinderkrankenschwestern oder Hebammen – selbst beim SKF. Das Erstgespräch führt dann Koordinatorin Marina Tihen. „Der erste Schritt kommt von den Eltern. Das ist wichtig, denn es soll kein Druck aufgebaut werden. Wir gehen ohne Erwartungen in eine Familie. Es muss nichts geputzt sein“, sagt sie. „Wir wollen den Eltern Zeit und Raum geben und sie im Alltag begleiten.“

„Neuanfang gefunden“

Frau B: „In meiner letzten Familie hatte die Mutter ein Baby, das sehr viel geschrien hat. Es gab auch noch ein älteres Kind, um das ich mich bei meinen Besuchen gekümmert habe. Man kann schon in zwei oder drei Stunden viel erreichen und bekommt auch viel zurück, finde ich. Auch das Reden hilft. Ich habe die Frau dann auch bei der Suche nach einem neuen Kinderarzt unterstützt. Am Ende hatte sie einen Neuanfang gefunden.“

Elf Helferinnen

Die momentan elf Familienpatinnen treffen sich einmal im Monat, tauschen sich aus oder bekommen fachliche Informationen. „Unser Angebot wurde eigentlich für alleinerziehende Mütter ins Leben gerufen“, sagt Marina Tihen. „Es ist für Frauen, die mit ihren Sorgen allein sind. Wir sind für alle offen, die Religion ist nicht wichtig.“ Auch nicht alle Patinnen sind katholisch. Das Angebot wird vom SKF und der Stadt Oldenburg finanziert.

„Für die Mutter da“

Frau R.: „Ich war zuletzt bei einer Familie, die das fünfte Kind bekommen hat. Ich hatte sie schon beim vierten Kind betreut. Da sich das Baby nicht gut von anderen betreuen ließ, waren vor allem die Gespräche mit der Mutter wichtig.“

Frau V.: „Ich habe hier im Frühjahr neu begonnen. Momentan besuche ich eine alleinerziehende Mutter mit Kind. Sie hat dann Zeit für sich. Ich finde es schön, mich auch nach meinem Berufsleben einzubringen. Ich kann meine Erfahrungen einbringen und manche neue gewinnen.“

Frau F.: „Meine Familie kommt aus dem Ausland, ich finde es immer wieder toll, so viel über kulturelle Unterschiede zu erfahren. Man kann über den Tellerrand gucken.“

Noch Patinnen und Paten gesucht

Im vergangenen Jahr haben die Patinnen des SKF 14 Familien mit insgesamt 34 Kindern betreut. Dabei waren neun Elternpaare und fünf alleinerziehende Mütter. Wer Interesse hat, eine Familie in Oldenburg eine Zeit lang zu begleiten, kann das Team des SKF noch unterstützen. Sie werden auf ihre Tätigkeit vorbereitet und durch Fachkräfte begleitet und fortgebildet.

Kontakt – sowohl für interessierte Familien als auch für potentielle Paten – unter Telefon 0441/25024.

www.skf-oldenburg.de


 

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