So feiern Gäste in Oldenburg ihr Stammlokal

Artikel vom 04.01.2023

Susanne Gloger

Runde Sache: Wirt Wolfgang Beckmann (links) betreibt die „Ohmsteder Klönstuv“ seit 20 Jahren. Dazu gratulierte auch sein Vermieter Klaus Stahmer. Bild: Sascha Stüber

Früher gab es viel mehr Kneipen in Oldenburg. Eines der übrig gebliebenen Lokale in den Stadtteilen ist die „Ohmsteder Klönstuv“. Wie sieht es denn in Ihrem Wohnviertel aus?

Das ist keine gefühlte Wahrheit, sondern Realität: Viele Oldenburger Stadtteil-Lokale sind im Laufe der Zeit einfach verschwunden. Schon vor der Pandemie wurden alteingesessene Gastwirtschaften geschlossen – aus unterschiedlichen Gründen; oft, weil sich kein Nachfolger fand. Fast allein auf weiter Flur ist mittlerweile Wolfgang Beckmann mit seiner „Ohmsteder Klönstuv“ am Hochheider Weg. Und dort wurde am Donnerstag zünftig gefeiert.

So fing es an

Genau 20 Jahre steht Beckmann hier am Zapfhahn. Vermieter Klaus Stahmer kann sich noch daran, dass die kleine Kneipe früher „Heides Bierstube“ hieß. Er hat das Gebäude im Jahr 1986 erworben. „Da wurde es zwangsversteigert“, sagt er. Stahmer verpachtete das Lokal. „Der erste Pächter hatte es 13 Jahre, der zweite blieb zwei Jahre und dann kam Wolfgang Beckmann.“ Das war am 28. Dezember 2002.

Klaus Stahmer gab dem gelernten Tischler ohne gastronomische Erfahrung, „der aber vor Ideen sprudelte“, den Zuschlag mit den Worten: „Toll, dann machen wir das.“ Beckmann sagt, er habe einfach ehrlich seine Lebensumstände erzählt, die damals nicht so rosig gewesen seien. Sein Konzept: „Ich wollte die Leute wieder einfangen, die hier vorher Gäste waren und als Stamm gewinnen.“

„Ein Glücksgriff“, sagt sein Vermieter, der zu den insgesamt rund 90 Gästen gehörte, die am 28. Dezember zum runden Geburtstag gratulierten.

Das wird geboten

Regelmäßige Darts-Turniere (an jedem 1. Samstag im Monat auch ein offenes Turnier) und Skatturniere richtet der Wirt raus, der aus Ostfriesland stammt und seit 1981 in Oldenburg lebt. Kleine Knobelgruppen treffen sich bei ihm. Und hier gibt es für die Gäste auch Sparfächer, die jeden Monat gefüttert werden wollen. „Sonst muss man Strafe zahlen“, erklärt der 62-Jährige. Zur Sparfachleerung gibt es dann Grünkohl und es wird Geld für einen guten Zweck gespendet.

Geraucht werden darf in der Schankwirtschaft, weil der Gastraum unter 70 Quadratmeter groß ist. Wenn Wolfgang Beckmann mitdartet, dann kümmert sich eine Angestellte um den Service. Manchmal sitzt er auch mit am Stammtisch. Urlaub macht er selten, nur Ruhetag am Dienstag. Corona mit den Lockdowns über insgesamt neun Monate hat er „irgendwie geschafft“, sagt er.

Verschwundene Lokale

Und so ist die „Ohmsteder Klönstuv“ jetzt eine der wenigen verbliebenen Gaststätten im weiteren Umkreis: Wo früher Hilbers Landhaus (Wilhelm-Krüger-Straße 1) stand, sind Mehrparteienhäuser entstanden, das Flash (Clausewitzstraße 2) wurde zur Arztpraxis, in der Ohmsteder Bauernstube (Großer Kuhlenweg 19) arbeitet ein Lieferservice, der Mühlenhofskrug (Mühlenhofsweg 94) ist dauerhaft geschlossen genauso wie das Lokal „Zum Alten Sandberg“ (Sandberg 27). Aber das sind nur einige wenige Beispiele und nur aus diesem Bereich.

Wo war Ihre Stammkneipe? Wie sieht es woanders im Stadtgebiet aus? Erinnern auch Sie, liebe Leserinnen und Leser, sich noch an die typische „Kleine Kneipe in unserer Straße“ (wie es im Lied von Peter Alexander heißt), die aber nicht mehr existiert? Dann erzählen Sie uns doch schriftlich von ihrem früheren Stammlokal, von den Wirtsleuten, von Anekdoten und schicken uns alte Fotos für eine Veröffentlichung: per Mail (bitte mit Angabe Ihrer Telefonnummer) unter dem Stichwort „Kneipengeschichten“ an red.oldenburg@nwzmedien.de.


 

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