Tierheim-Mitarbeiter von Solidarität überwältigt
Artikel vom 05.01.2022

Bedauert den Ausfall des Festes: Tierheimleiter Dominic Köppen, hier mit Ridgeback-Schäferhund-Mischling Bantu Bild: Tierheim
Tiere dürfen wegen der Corona-Krise nicht mehr vermittelt werden, die Spenden wurden weniger. In dieser verzweifelten Lage wandte sich der Leiter des Oldenburger Tierheims in einem Video an die Öffentlichkeit – mit ungeahnten Folgen.
OLDENBURG Noch bis vor ein paar Tagen wusste Dominic Köppen nicht, wie er das Tierheim Oldenburg durch die Corona-Krise bekommen sollte. Es kamen weniger Spenden, Tiere dürfen bis auf Weiteres nicht vermittelt werden, 60 ehrenamtliche Mitarbeiter sind nach Hause geschickt worden und die zwölf Hauptamtlichen arbeiten in Kurzzeit. „Wir wissen nicht, wie lange die Situation noch anhält. Noch letzte Woche wusste ich nicht, wie es weitergehen soll“, sagt er.
Ein Facebook-Live-Video des 36-jährigen Tierheimleiters am vergangenen Freitag brachte eine Flut an Futter- und Geldspenden. „Wie uns jetzt geholfen wird, das ist größer, als ich es mir hätte erhoffen können“, zeigt sich Köppen gerührt. Mehr als 30 000 Euro an Spendengeldern haben das Tierheim Oldenburg laut Köppen in nur wenigen Tagen erreicht. „Unser PayPal-Konto steht nicht still und das Mail-Fach ist voll. Wir sind absolut geplättet von so viel Solidarität“, sagt er. Es musste sogar ein zusätzlicher Raum für das viele Futter freigemacht werden, das gespendet worden ist.
Zwar habe er gewusst, dass die Oldenburger tierlieb seien. Auf wie vielen Wegen jetzt allerdings Spenden gesammelt werden, das überwältige ihn. So wurde Ende vergangener Woche auch eine Facebook-Flohmarkt-Gruppe gegründet. Der Erlös der verkauften Bücher, DVDs, Möbel, selbst genähte Mundschutzmasken und vieles mehr kommt dem Tierheim zu 100 Prozent zugute.
„Rettet das Tierheim Oldenburg – Flohmarkt“ heißt die Facebook-Gruppe, die Sandra Hülsmann Ende letzter Woche gegründet hat und in der mittlerweile mehr als 1000 Facebook-Nutzer Dinge verkaufen. „Ich war von dem Video des Tierheims so berührt, dass ich helfen wollte“, erklärt die 41-Jährige. Denn bis auf Weiteres fallen auch große Veranstaltungen des Tierheims, wie das Sommerfest aus. „Ich verkaufe beim Sommerfest schon seit einigen Jahren selbst genähte Tierbettchen und habe öfter Kontakt zum Tierheim“, sagt Hülsmann. In wenigen Tagen seien in der Gruppe rund 2000 Euro zusammengekommen. „So können auch diejenigen etwas tun, die finanziell nicht so viele Möglichkeiten haben. Eine Win-win-Situation sozusagen“, meint die 41-Jährige. Das Geld wird von den Käufern direkt an das Tierheim überwiesen. Mit einem Screenshot der Zahlung weiß der Verkäufer dann, dass alles geklappt hat. „Abholung und Versand werden miteinander abgesprochen“, erklärt sie.
210 kleine, große, kuschelige, scheue und vor allem süße Tiere leben derzeit im Tierheim Oldenburg. „Das ist zum Glück noch relativ wenig. Der große Ansturm kommt erst jetzt“, sagt Köppen. Trotzdem: weil aktuell keine Tiere vermittelt werden, könnten es schnell zu viele Tiere werden. „Wir hoffen zumindest, dass es bald die Möglichkeit der Einzelvermittlung von Tieren gibt. Da habe ich vor allem unsere Sorgenkinder im Blick, die ein neues Zuhause brauchen“, erklärt er.
Normalerweise, so sagt Köppen, finanziere sich das Tierheim zu gleichen Teilen aus der Vermittlung, Zuschüssen und Spenden. „Bei meinem Aufruf hatte ich gehofft, dass wir durch die Spenden einen Monat gewinnen könnten. Jetzt kann ich viel weiter planen“, sagt der Tierheimleiter. Er wisse jeden Cent zu schätzen. Große Ausgaben dürfe es nicht geben. Aber immerhin könne er wieder beruhigt schlafen.
„Mit der Unterstützung ist uns das Fundament für die nächsten Monate gelegt worden. Wir wollen einfach ,Danke‘ sagen“, betont Tierheimleiter Köppen.
Für die Öffentlichkeit ist das Tierheim geschlossen. Fundtiere und Futterspenden werden angenommen. Vor dem Tierheim an der Nordmoslesfehner Straße 412 steht ein Anhänger. Dort kann Futter abgelegt werden. Zwei Mal klingeln und die Mitarbeiter wissen Bescheid.
Gespendet werden kann auch online über www.paypal.me/tierretter oder www.tierheim-ol.de/helfen/spenden/index.php
Die Facebook-Gruppe „Rettet das Tierheim Oldenburg - Flohmarkt“ ist hier zu finden.
Weitere interessante Artikel