Wo Schüler mit Lust frei forschen
Artikel vom 27.04.2022

Wo ist das Problem? Carl, Joel, Terje, Julian und Finja (v.li.) haben im 3D-Workshop an der Liebfrauenschule Geduldsspiele entwickelt und auch gleich produziert. Bild: Hauke-Christian Dittrich
„XperimenT!“, das Schülerforschungszentrum NordWest, nutzt und fördert die Lust aufs Forschen und Erfinden und stärkt damit auch den Bereich Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik.
Konzentriert hält Joris Vogel den Lötkolben, um die Kabel für das kleine Nebelhorn an der richtigen Stelle zu fixieren. Damit kann er dann zu Hause seine Familie „nerven“. Themen wie Elektrotechnik sind in vielen weiterführenden Schulformen nicht im Stundenplan vorgesehen. Genau an dieser Stelle setzt „XperimenT!“, das Forschungszentrum NordWest für Schülerinnen und Schüler (SFZ), an: „Die Lust aufs freie Forschen, Tüfteln und Erfinden zu nutzen und zu fördern“, sagt Markus Schnötke. Der Lehrer der Liebfrauenschule ist Koordinator des Forschungszentrums.
An neun Standorten in Oldenburg, Leer und Delmenhorst hat „XperimenT!“ in dieser Woche ganztägige Workshops online und in Präsenz für Jugendliche organisiert. In Oldenburg waren X-technik und X-nano-Labore am Alten Gymnasium eingerichtet, ein X-3D-Labor an der Liebfrauenschule, zu Sportdrinks wurde in Workshops an der Graf-Anton-Günther-Schule und zu Genetik an der Helene-Lange-Schule geforscht.
Über 100 Schülerinnen und Schüler aus der Region sind zu den anbietenden Mitgliedsschulen gereist. Aus Spendengeldern der NWZ-Weihnachtsaktion wurden die Reisekosten für Familien übernommen, deren finanzielle Situation angespannt ist, sodass dieses Angebot für jeden niederschwellig nutzbar war. Schulübergreifend wurde an verschiedensten Themen gearbeitet wie Nanotechnologie, Robotik, Programmieren, Genetik, Energy Drinks und Augmented Reality. So stellten die Jugendlichen mit 3D-Druckern kleine Geschicklichkeitsspiele her, die sie vorher selbst konstruiert hatten oder wiesen in Energy Drinks Koffein nach und ermittelten mit modernen Analysemethoden die exakte Menge in einer Getränkedose.
Der Workshop „Wetterballon“ fungierte als Auftakt für dieses Thema: Bis zum Sommer bereitet eine Gruppe von Schülern den Aufstieg eines Wetterballons in die Stratosphäre vor. Weitere Interessierte können noch dazukommen, um ein selbst entwickeltes Experiment mit in die Höhe zu schicken oder sich mit der Aufnahme des Fluges mit einer Actioncam zu beschäftigen (mehr dazu unter www.sfz-nw.de).
Bei einigen Workshops war die Nachfrage größer als es Kapazitäten gab. „Das Interesse freut uns natürlich sehr und wir versuchen, dieses in Zukunft erfüllen zu können“, sagte SFZ-Koordinator Schnötke am Freitag. „Gleichzeitig sind wir immer auf der Suche nach weiteren Anbietern, die mit uns kooperieren oder vermitteln an andere Partner.“ Dazu ist der gemeinnützige Verein im sogenannten „AHOI_MINT-Cluster“ vernetzt, der regionale Bildung in den MINT-Fächern – also Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik – fördert und aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung finanziert wird.
Markus Schnötke sagt: „Denn wenn das Interesse geweckt ist, ist der Hunger nach weiteren Experimentier-Möglichkeiten groß, was auch in den Rückmeldungen von Eltern deutlich wird. Das hieß es dann zum Beispiel: ,Mein Sohn hat gelötet wie ein Weltmeister. Er würde am liebsten jede Woche so ein Projekt machen.’“ Genau dafür biete „XperimenT!“ zu verschiedenen Themen regelmäßig stattfindende „offene Labore“ an, um in kleinen Gruppen an eigenen Projekten forschen und arbeiten zu können. Schnötke sagt: „Somit kommt der Verein seinem Ziel näher, dass MINT-Angebote so selbstverständlich werden wie es bei Sport- und Musikangeboten schon der Fall ist.“
„XperimenT!“ ist auf die individuelle Förderung von Schülern und Schülerinnen für den MINT-Bereich ausgerichtet. „Es geht um die Förderung von Interessen und auch Begabungen, nicht jedoch einzig um die Spitzenförderung von wenigen“, so der Verein. „XperimenT!“ solle es Jugendlichen ermöglichen, in ihrer Freizeit in kleinen Gruppen an eigenen Projekten zu arbeiten, themenbezogen im MINT-Bereich selbstständig zu experimentieren und Ideen zu entwickeln.
Unterstützt wird das „XperimenT!“ von Cewe, Der Kleine Kreis, LzO, OLB-Stiftung, OLB, Broetje-Automation, Büfa, Vierol und der Schulstiftung St. Benedikt, die die Liebfrauenschule trägt.
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