Ein Kapitän auf großer Fahrt

Artikel vom 13.05.2022

Klaus Händel

Axel Heinze, Museumsleiter des Zwei-Siele-Museums in Westeraccumersiel, neben einem Teil der Ausstellung zum Leben des Kapitäns Johann de Bloom mit dem Heft 4 aus der Schriftenreihe „Rund um die Accumer EE“. Bild: Klaus Händel

Mit einer Sonderausstellung über den Werdegang des Dornumersieler Jungen Johann de Bloom vom Decksjungen bis zum Kapitän dokumentiert das Zwei-Siele-Museum jetzt beispielhaft das Ende der Segelschifffahrt in Ostfrieslands Sielorten.

Das Zwei-Siele-Museum am Alten Hafen 1 in Westeraccumersiel ist ein Kleinod der Geschichte der Seeschifffahrt an der Nordseeküste. Mit einer Sonderausstellung über den Werdegang des Dornumersieler Jungen Johann de Bloom vom einfachen Decksjungen bis zum Kapitän auf großer Fahrt dokumentiert das Museum jetzt beispielhaft das Ende der Segelschifffahrt in Ostfrieslands Sielorten.

Anfänge

Johann de Bloom wurde als Johann Christoph de Bloom am 13. August 1870 als Sohn des Kapitäns Eppe de Bloom – nach ihm wurde später ein Rettungsboot der Seenotretter benannt, das ganz in der Nähe des Museums betrachtet werden kann – geboren. „Der Vater hatte eigene Segelschiffe und so kam es, dass auch Johann de Bloom Kapitän werden wollte. Als Schiffsjunge bei seinem Vater fing er an“, erzählt Axel Heinze, der die Ausstellung maßgeblich konzipiert und mit Helga Wiechers in der Schriftenreihe „Rund um die Accumer Ee“ das Heft 4 „Johann de Bloom – Kapitän auf großer Fahrt“, finanziert von der Bürgerstiftung Norden und der Frisia-Reederei Norden, publiziert hat.

Johann de Bloom hat zunächst die gesamt nautische Laufbahn absolviert. Als Matrose fuhr er auf dem Vollschiff „Bremerhaven“ unter Kapitän Barenborg. Nach dem Militärdienst machte er 1891 sein Steuermannspatent an der Königlichen Seefahrtsschule zu Timmel, Großefehn. Im Jahr darauf erlangte er die Berechtigung zum Führen von Fischereifahrzeugen. Nach Fahrten auf den Fischdampfern „Paul“ und „Butjadingen“ für die Reedereien Wurthmann und Wieting in Geestemünde bekam de Bloom 1897 schließlich das Schifferpatent für große Fahrt an der Schifffahrtsschule Stade.

 Expedition

Eine Rückkehr nach Westeraccumersiel war dem frischen Kapitän nicht möglich. Die noch vorhandenen Segelschiffe wurden für den kleinen Sielhafen zu groß, und die aufkommenden Dampfschiffe – die Seefahrt war im Umbruch – hatten einen zu großen Tiefgang. Stattdessen begab sich Johann de Bloom auf zwei Polarexpeditionen in Richtung Spitzbergen: 1898 im Auftrag des „Deutschen Seefischerei Vereins“ als Fischsachverständiger auf der „Olga“. Gleich im Jahr darauf folgte die zweite Polarexpedition, diesmal wieder für den „Deutschen Seefischerei Verein“, aber als Kapitän des Dampfschiffes „August“.

1900 heiratete de Bloom, der inzwischen einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht hatte, eine Frau aus Westeraccumersiel, Brunhilde de Bloom, geb. Fokken, vom Hof Friedland bei Westeraccumersiel.

Laut Autor Axel Heinze wurde er zum 1. März 1900 Kapitän und Teilhaber der Frisia-Reederei Norden und somit zu einer markanten Größe in der Region. Für die Rederei sei er bis 1936 gefahren, erzählt Heinze. Am 31. Dezember 1938 wurde de Bloom Rentner, bis 1948 blieb er jedoch als Betriebs-Inspektor der Reederei aktiv. Johann de Bloom verstarb Anfang November 1960 in Norddeich im Alter von 90 Jahren.

 Ausstellung

„Zur jetzigen Ausstellung über Johann de Bloom kam es durch Heike Thedinga-Kromminga“, sagt Axel Heinze. Ihre Mutter war eine Nichte von Johann de Bloom, der selbst kinderlos blieb. Die Mutter hat ihn beerbt und hatte den gesamten Nachlass auf einem Dachboden gelagert. Heike Thedinga-Kromminga hat ihn beim Aufräumen entdeckt und an den Verein „Freunde der Seefahrt“ in Emden gegeben.

„Weil der Kapitän aus Dornumersiel stammt und es in Westeraccumersiel das Museum gibt, hat der Verein den gesamten Nachlass über das Mitglied Johann Behrends an das Zwei-Siele-Museum weitergegeben. Dieser Fund ist für unser Museum der absolute Treffer, weil er den Niedergang der Segelschifffahrt in den Sielhäfen belegt“, betont Axel Heinze.

Die Ausstellung dokumentiere somit ein unwiederbringliches Stück Seefahrtsgeschichte und ist bereits angefragt vom Deutschen Sielhafenmuseum in Carolinensiel. „Leiterin Dr. Heike Ritter-Eden möchte eine Sonderausstellung ausrichten. Später soll die Geschichte über und der Nachlass von Johann de Bloom in die feste Ausstellung des Zwei-Siele-Museums inklusive Erweiterung um das Nachbargebäude integriert werden.

Zunächst bleibt die Ausstellung aber bis Ende Oktober in Westeraccumersiel. „Dazu sind auch einige Aktionen geplant“, sagt Axel Heinze. Zum Internationalen Museumstag hat er eine Bilderschau mit 90 historischen Bildern vom Werdegang Johann de Blooms geplant. Die Bilderschau ist Sonntag, 15. Mai. Das Zwei-Siele-Museum ist an diesem Tag von 10 bis 17 Uhr geöffnet.


 

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