Mit grünem Wasserstoff zur Boomregion

Artikel vom 02.11.2022

Ute Lipperheide

Stellte die Pläne der EWE im Rummel des Emder Rathauses vor: EWE–Vorstand Stefan Dohler. Bild: Ute Lipperheide

Die Erwartungen sind groß: erst saubere Energie durch grünen Wasserstoff, dann Industrieansiedlungen. Diese Hoffnung hat auch Emdens Oberbürgermeister Tim Kruithoff.

Industrie folgt Energie. Dieser Satz ist nicht nur im vergangenen Landtagswahlkampf mehrfach gefallen. Er wird gerade jetzt, wo sich Deutschland und Europa im Umbruch ihrer Energiepolitik befinden, immer wieder angeführt. Das weckt Hoffnungen, vor allem bei den Küstenanrainern – allen voran auf der ostfriesischen Halbinsel, inklusive Wilhelmshaven.

Dort an der Jade sind vorerst Flüssiggas-Terminals der große Wurf, zwischen Emden und Bremen soll es vor allem die Wasserstoffproduktion aus regenerativen Energien werden. Einen guten Schritt nach vorn hat dieses Unterfangen in diesem Herbst genommen. Im September erwarb der regionale Energiekonzern EWE im Borssumer Hammrich sechs Hektar Land, in unmittelbarer Nähe des dortigen Umspannwerks. Schon im kommenden Jahr soll dort eine 320-Megawatt-Elktrolyseanlage entstehen, die bis zu einer Milliarde Kilowattstunden grünen Wasserstoff für Mobilität und Industrie erzeugt.

Batteriezellenfertigung

Bei solch einem Vorhaben – 2026 soll die Anlage laufen, falls die Fördermittel bewilligt werden – regen sich Hoffnungen bei den Hauptverwaltungsbeamten in der Region. „Die Batteriezellenfertigung muss kommen“, betonte deshalb auch der Auricher Landrat und Sprecher der ostfriesischen Hauptverwaltungsbeamten, Olaf Meinen, im Rummel des Emder Rathauses. Dort wurde das EWE-Vorhaben detailliert vorgestellt.

„Mit drei international operierenden Investoren sind wir einen Schritt weitergekommen“, sagte auch Emdens Oberbürgermeister Tim Kruithoff dieser Redaktion. Als Dreh- und Angelpunkt gilt der Rysumer Nacken. Dort ist Platz, um Industrieanlagen mit größerem Flächenbedarf anzusiedeln. Doch es fehlt noch an Infrastruktur. Das Gelände muss zunächst vor Überflutung geschützt werden, woran aktuell gearbeitet wird. Und es fehlen noch eine 380 KV–Hochspannungsleitung und ein Anschluss an die Schiene für den Güterverkehr. „Da sind wir auf das Land angewiesen. Wir haben mit unserer Stadtplanung alle Voraussetzungen unsererseits erfüllt“, sagte Kruithoff.

Viel Zeit für die Umsetzung der Infrastruktur habe man nicht mehr. „Diese Unternehmen schauen europaweit, die wollen jetzt anfangen und nicht in fünf oder zehn Jahren“, sagte der OB in einem Gespräch. Man sei aber intensiv in Kontakt mit den Verantwortlichen in der Landespolitik.

Stromautobahn

Nicht nur Batteriezellenherstellung ist eine der möglichen Industrien, die sich im Nordwesten ansiedeln können. Es geht dabei auch um die Logistikbranche und den Ausbau weiterer Erzeuger erneuerbarer Energieerzeuger, wie der Windkraft. Dafür, genauso wie für Stromautobahnen, gilt es, mehr Verständnis in der Bevölkerung zu erreichen. Darauf verwies vor allem Tim Meyerjürgens, Geschäftsführer von Tennet. Das sind quasi die Stromautobahnbauer und -betreiber.

Versorgungssicherheit, weil der Strom an der Küste erzeugt wird, und die großen noch zur Verfügung stehenden Flächen lassen Meinen und Kruithoff hoffen, dass nun eine Entwicklung in dieser Region einsetzen kann, wie sie nie zuvor stattgefunden hat. Bestärkt in ihrer Annahme wurden die beiden sowohl von den Vertretern der EWE, allen voran EWE-Vorstand Stefan Dohler und Dr. Geert Tjarks, Leiter der Geschäftsfeldentwicklung Wasserstoff bei EWE – und eben auch Meyerjürgens.


 

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