Öliger Film im Hafenbecken gibt Rätsel auf
Artikel vom 13.06.2022

Über einen Schlauch nahm ein Tankwagen den öligen Film auf. Dieser Hafenabschnitt befindet sich im hinteren Bereich des Industriehafens, am Ende des Stichkanals. Bild: Axel Milkert
Ein braunes Gemisch an der Wasseroberfläche im Emder Hafen gibt zurzeit noch Rätsel auf. Für die Feuerwehr entwickelt sich der Einsatz zu einem Marathon.
Der ölige braune Film, der am Donnerstag in verschiedenen Teilen des Emder Hafens aufgetreten ist, stellt die Behörden bislang vor ein Rätsel. Bei Redaktionsschluss dieser Zeitung lag jedenfalls noch kein Ergebnis einer Analyse vor. Weder war klar, um was für eine Substanz es sich dabei handelt, noch gab es irgendwelche Hinweise auf einen möglichen Verursacher.
Gemeldet worden war die Verschmutzung gegen 8 Uhr bei der Wasserschutzpolizei. Thomas ten Hove, Prokurist der am Stichkanal ansässigen Firma Weert Ihnen, hatte zum Hörer gegriffen und die Wasserschutzpolizei informiert, sagte er gegenüber dieser Zeitung. Am Ufer von Weert Ihnen – dort befindet sich auch ein Anleger für Tankschiffe – trieb der größte Teil des braunen Schmierfilms an. 300 Quadratmeter Wasserfläche waren bedeckt, stellte die Wasserschutzpolizei später fest. Aber auch an der Borssumer Schleuse und im Ölhafen sowie im Bereich des Auto-Terminals I gab es Verunreinigungen. Mittels einer Drohne der Feuerwehr-Drohnengruppe wurden weitere betroffene Stellen entdeckt. Für die Feuerwehr wuchs sich das Ganze zu einem Marathon-Einsatz aus: Auch am späten Nachmittag war sie noch vor Ort, bestätigte auf Nachfrage ein Kollege auf der Wache.
Kein Geruch nach Treibstoff
Weert Ihnen – das Unternehmen handelt unter anderem mit Heiz- und Kraftstoffen – war von Beginn an als Verursacher auszuschließen, denn nach Treibstoff roch die schlierige Masse definitiv nicht. Auch hatte der Wind sie erst in den Stichkanal am Ende des Industriehafens getrieben. Der Ausgangspunkt ist also an einem anderen Ort zu suchen.
Von der Feuerwehr waren die Hauptberufliche Wachbereitschaft, die Gefahrgutgruppe sowie die Drohnengruppe im Einsatz. Vertreter von Niedersachsen Ports und des Fachdienstes Umwelt der Stadt Emden hatten ebenfalls das im Blick, was da im Wasser trieb. Eine weitere Gefahr gehe von dem Stoff wohl nicht aus, lautete die Einschätzung von Feuerwehreinsatzleiter Heyko Meints.
Auch die Firma Renewable Energy Group (REG; vormals Petrotec) schaltete sich ein. „Wir kooperieren mit und helfen den Behörden mit unserer Expertise. Proben des im Hafen gefundenen Gemisches wurden an ein externes Labor geschickt, damit es eine unabhängige Einschätzung gibt“, erklärte Michael Fiedler-Panajotopoulos, Manager bei REG. Am Freitag wisse man mehr.
REG nimmt Stellung
REG stellt in der Eichstraße aus Altspeisefetten Biodiesel her. Der Rohstoff wird im Ölhafen angeliefert und über eine spezielle Umschlagsanlage zur Raffinerie befördert. Fiedler-Panajotopoulos: „REG und besonders unser Emder Team möchten einen sauberen Hafen und betreiben Be- und Entladungen unter Einhaltung aller erforderlichen Sicherheitsmaßnahmen.“ Noch ist kein Verursacher gefunden. Sollte sich jedoch herausstellen, dass die Verunreinigung von REG stammt, wäre das aus der Sicht von Fiedler-Panajotopoulos „zwar bedauerlich, aber nicht besorgniserregend“. Altspeisefette seien biologisch abbaubar. „Nichtsdestotrotz haben sie im Emder Hafen nichts zu suchen und müssen abgesaugt werden, falls sie mal dort landen“, erklärte der Manager.
Ein Tankwagen aus Großefehn kümmerte sich schließlich um das im Stichkanal mittels Ölsperren eingefangene Gemisch und saugte es von der Wasseroberfläche. Danach sollte möglichst rasch die Verunreinigung an der Borssumer Schleuse beseitigt werden, um diese wieder für Sportboote freigeben zu können.
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