Zahl der Bedürftigen hat sich verdoppelt

Artikel vom 09.01.2023

Detlef Kiesé

Engagieren sich bei der Friedeburger Tafel: v. l. Marianne Feeke, Karin Baldzer und Monika Scheibling. Bild: Detlef Kiesé

Die Zahl der Bedürftigen, die zur Friedeburger Tafel kommen, hat sich verdoppelt. Dennoch musste die Einrichtung ihre Ausgabezeiten jetzt reduzieren. Der Grund: Es fehlt an Lebensmitteln. Der Sprecher der Tafel, Hanke Rippen, rechnet vor.

Die Tatsache, dass die Friedeburger Ausgabestelle der Diakonie-Tafel Aurich aktuell 300 armutsbetroffene Menschen erreicht, macht den hohen Stellenwert dieser Einrichtung im „Tunis“ in Marx deutlich. „Zurzeit nutzen etwa 100 Haushalte regelmäßig die Tafel, das sind doppelt so viele wie im Jahr 2021“, rechnet Hanke Rippen vor. Er ist neben Karin Baldzer Sprecher der Tafel Friedeburg und Leiter des Teams der Ehrenamtlichen.

Zunehmende Nachfrage

Mittlerweile versorge man auch 54 geflüchtete Familien aus der Ukraine. „Ein weiterer Anstieg der Bedürftigen war im November und Dezember zu beobachten. Viele Gründe sprechen dafür, dass uns diese Situation noch einige Zeit beschäftigen wird“, sagt Rippen. „Einen Aufnahmestopp wie bei anderen Tafeln wollen wir aber nicht.“

Das Tafelteam war wie viele andere Tafeln auch gezwungen, die Ausgabe für die Kunden auf einen 14-tägigen Rhythmus umzustellen. „Die Nachfrage von Hilfesuchenden ist zwar gestiegen, aber das knappe Warenangebot hat uns zu dieser Umstellung bewogen“, erklärt Rippen. Denn angesichts der erhöhten Lebenshaltungskosten als Auswirkung des russischen Angriffskriegs würden die Händler, die wegen der angezogenen Rohstoff- und Energiepreise unter Druck stehen, ihre Waren kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum lieber im Preis reduzieren als vorzeitig an die Tafel abzugeben.

Vielfache Unterstützung

Dankbar ist Hanke Rippen namens der Tafel, die von der Gemeinde Friedeburg und der Stadt Wiesmoor gefördert wird, für die vielseitige Unterstützung. Sie umfasse unter anderem Geldspenden von Einzelhandelsgeschäften; Privatpersonen brächten haltbare Lebensmittel. Vereine, Clubs, Schulen, Firmen, Kindergärten und andere Organisationen stellten sich in den Dienst der guten Sache und stifteten die Erlöse aus ihren Aktivitäten. „Mit ihren Spenden und ihrer Hilfestellung ist es uns möglich, unseren Kunden den Alltag etwas sorgenfreier zu gestalten und ihre Ernährung zu ergänzen.“

„Die Haupt- und Realschule Altes Amt Friedeburg und Grundschulen haben beispielsweise zum Erntedankfest dazu aufgerufen, dass jeder Schüler ein Lebensmittelteil mitbringt und abgibt“, berichtet Hanke Rippen. Damit werde der Zweck der Tafel dort auch thematisiert. Zur Weihnachtsausgabe sei es schöne Tradition geworden, dass die Lions 100 Taschen mit zusätzlichen, eher selten ausgegebenen Lebensmitteln für die Tafel-Kunden packen. „Und Mitarbeiter des Friedeburger Sozialzentrums helfen bei der Kommunikation mit den ukrainischen Kunden.“

„Discounter in Friedeburg und Wiesmoor stellen uns vor allem haltbare Lebensmittel zur Verfügung, etwa Nudeln, Reis, Obst und Gemüse in Konserven, Hülsenfrüchte und fertige Eintöpfe“, zählt der Tafelsprecher auf. Bäckereien gäben Brot und Brötchen vom Vortag hinzu.

Seit 19 Jahren aktiv

Seit mittlerweile 19 Jahren sind die ehrenamtlich wirkenden Frauen und Männer von der Tafel Friedeburg für die Schwächsten in der Gesellschaft da und geben die gespendeten Waren dienstags zwischen 15 und 17 Uhr aus, nachdem sie vormittags eingesammelt wurden.

Einen Mangel an Mitarbeitern gibt es laut Rippen aktuell nicht, das Team sei gut aufgestellt. „Nach einem Bericht im Anzeiger für Harlingerland haben sich vier Fahrer gemeldet.“

Mehr als sechs Tonnen Lebensmittel gerettet

Mehr als sechs Tonnen wiegen die Lebensmittel, die das ehrenamtliche Team der Friedeburger Tafel im vergangenen Jahr in Discountern und Bäckereien in Friedeburg und Wiesmoor eingesammelt hat.

Diese Waren, die nicht mehr verkauft werden können, wurden demnach nicht entsorgt, sondern an Bedürftige ausgegeben. „Wenn die Kühlkette funktioniert, sind die Produkte wie Käse und Joghurt auch zwei bis drei Tage nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums noch gut genießbar“, betont Tafel-Sprecher Hanke Rippen. Bevor ein eingesammeltes Produkt allerdings in die Ausgabe kommt, werde es von einer Mitarbeiterin einer Sicht- und einer Geruchsprobe unterzogen. „Auf anderen Waren steht eine Angabe, bis zu welchem Datum sie verbraucht sein müssen. An diesen Termin halten wir uns allerdings“, betont Rippen.

Bundesweit sorgen 60 000 Helferinnen und Helfer in mehr als 960 Tafeln dafür, dass 265 000 Tonnen Lebensmittel im Jahr an zwei Millionen Menschen weitergegeben werden.


 

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