2000 Besucher feiern ausgelassen nach Corona-Pause
Artikel vom 15.06.2022

Die Hände zum Himmel: Beim Fonsstock-Festival herrschte beste Stimmung. Bild: Jens Milde
Nach der coronabedingten Flaute gieren die Festival-Fans wieder nach Musik und Spaß: So wurde Fonsstock 2022 zu einem ganz besonderen Event – mit vielen besonderen Momenten.
Es ist so, als wollten die Fonsstock-Fans an einem Wochenende nachholen, worauf sie in den vergangenen drei Jahren verzichten mussten. Schon am Freitag reicht die Schlange vor dem Kassenhäuschen bis zur Strandallee. Der Vorsitzende des Fonsstock-Vereins, Thomas Neumann, hat allen Grund zum Strahlen. Knapp 2000 Besucher tummeln sich auf dem Nordenhamer Kult-Open-Air – ein neuer Rekord, seitdem Fonsstock auf der ehemaligen Osterfeuerwiese am Weserstrand gefeiert wird.
16 Bands erleben die Besucher am Freitag und Sonnabend. Schwerpunkte sind Punk und Ska. Was bei den Fonsstock-Fans aber auch immer gut ankommt, ist diese Mischung aus Irish Folk und Punk, die die Pogues in den 80er-Jahren so populär gemacht haben. Kein Wunder, dass es bei den Rumjacks, die am Freitagabend für das Finale sorgen, und bei Mr. Irish Bastard, die als vorletzte Band am Sonnabend auftritt, besonders hoch hergeht – auf und vor der Bühne.
Zum Mitsingen
Kult ist Fonsstock auch wegen des Nordenhamer Shantychors: Die „älteste Boyband der Stadt“ verzückt auch die hartgesottenen Punkfans am Sonnabend zur Mittagszeit mit Seemannsliedern wie „Hamborger Veermaster“ und „Rum aus Jamaika“. Genau das richtige Programm zum Schunkeln und Mitsingen. Das Publikum ist textsicher. Zum Mitmachen und Mitsingen hat auch der Fonsstock-Nachwuchs reichlich Gelegenheit. Den Sonnabend eröffnet die Band Radau aus Hamburg. Rockmusik für Kinderohren, aber auch für Erwachsene. Die Jungen und Mädchen haben freien Eintritt. Für viele von ihnen ist es das erste Rockkonzert überhaupt. Fonsstock ist und bleibt ein Wohlfestival, eine Tabuzone für Spaßbremsen. „Sieh mal, hier gibt es nur fröhlich lächelnde Menschen“, sagt eine Besucherin, als sie ihren Blick über das Gelände schweifen lässt. Unweit der Bühne wird Tischtennis gespielt, zwei Frauen liefern sich spontan ein Beerpong-Match. Weiter hinten werden Krawatten aus Bierdosen verkauft. Es darf gerne ein bisschen verrückt sein bei Fonsstock. Schließlich ist Fonsstock mehr als ein Festival. Es ist auch eine Art Lebensgefühl. Bevorzugtes Getränk beim Festival ist Dosenbier: Den halben Liter Paderborner gibt’s für einen Euro. 20?160 Dosen haben die Fonsstocker gekauft. Am Sonnabend um 19 Uhr geht die letzte über den Tresen. Zum Glück für die durstigen Besucher kommt die Bierversorgung aber nicht zum Erliegen. Schließlich gibt es auch noch andere Anbieter auf dem Gelände.
Besonderer Charme
Dass Fonsstock etwas Besonderes ist, sagen auch Besucher von außerhalb. Nils Köhler und Gerlies Schulz sind mit dem 9-Euro-Ticket der Bahn aus Bremen angereist. Am Freitag schlagen sie ihre Zelte auf dem Gelände hinter der Jugendherberge auf. „Klein und muckelig ist dieses Festival“, schwärmt Nils Köhler. Seine Freundin sieht’s genauso. Sie genießt zudem die Umgebung. Am Sonnabend, als alle anderen noch in den Kojen liegen, macht sie einen Spaziergang am Strand. Es sind die kleinen Fonsstock-Momente, die den Charme des Festivals ausmachen. Freitagnacht zum Beispiel packt ein Mitglied der Band Brand aus Bremerhaven seine Klampfe aus und unterhält die Nachtschwärmer unter den Campern.
Die Stimmung, das Wetter, die Zahlen – das erste Festival nach der Corona-Pause wird als eines der schönsten in die Fonsstock-Geschichte eingehen. Und während auf dem Gelände gefeiert wird, nehmen Thomas Neumann und seine Crew bereits die ersten Band-Bewerbungen für nächstes Jahr entgegen. Nach dem Festival ist vor dem Festival: Die Planungen für Fonsstock 2023 haben im Prinzip schon begonnen.
Weitere interessante Artikel