Fjordpferde sind seine Leidenschaft
Artikel vom 21.06.2023

Gerd Ostermann aus Hiddigwardermoor züchtet Fjordpferde.
Bild: Merle Ullrich
Die Fjordpferde sind seine Leidenschaft. Seit 1988 züchtet Gerd Ostermann aus Berne die gutmütigen Norweger. Viele Jahre bot er auch Kutschfahrten an, doch damit ist jetzt Schluss.
Berne/Hiddigwardermoor - Gemächlich zuckeln die beiden Fjordpferdhengste vor der Kutsche von Gerd Ostermann her. Die Ausfahrt sei für ihn Entspannung, eine Möglichkeit, abzuschalten. Partystimmung kam dagegen oft bei seinen Planwagenfahrten auf. Denn jahrelang bot er mit seinen Gespannen Kutschfahrten an. Doch nun soll damit Schluss sein.
Durch die strengen Auflagen in der Corona-Pandemie hatte Ostermann die Fahrten bereits eingestellt. „Ich hab immer gesagt, mit 70 höre ich auf“, erzählt er. Durch Corona kam der Schritt vorzeitig, denn nun, mit 72 Jahren, will er die Fahrten auch nach der Pandemie nicht wieder aufnehmen.
Es steckt eine Menge Arbeit hinter den Fahrten. Die Pferde müssen gepflegt, die Kutsche muss betriebsbereit gehalten werden. Das Einspannen der Pferde ist zeitaufwendig und diese werden für Ausfahrten natürlich immer herausgeputzt. Das alles macht der 72-Jährige in seiner Freizeit. Bis vor 11 Jahren arbeitete er im Boots- beziehungsweise Schiffbau auf einer Werft. Als Rentner wurde die Arbeit nicht weniger, im Gegenteil. „Ich hab mich schon gefragt, wie ich das immer geschafft habe, als ich noch neun Stunden am Tag bei der Arbeit war“, erzählt er schmunzelnd.

Das jüngste Fohlen kam am 1. Mai auf die Welt.
Bild: Merle Ullrich
Mindestens einmal pro Woche fährt Gerd Ostermann aus Hiddigwardermoor auch heute noch mit seinen Pferden aus.
Bild: Merle Ullrich
Insgesamt 19 Fjordpferde hat Gerd Ostermann in seiner Zucht.
Bild: Merle Ullrich
Das An- und Ausspannen aus der Kutsche sind sehr zeitaufwendig. Den Aufwand hinter den Vergnügungsfahrten kennen die wenigsten Fahrgäste.
Bild: Merle UllrichDie Fjordpferde sind für Gerd Ostermann ein reines Hobby, in das inzwischen allerdings die gesamte Familie involviert ist. Sohn Stefan sammelte bei Turnieren und Show-Wettbewerben Erfolge. Obwohl er sich inzwischen mit einer Zaunbau-Firma selbstständig gemacht hat, kann Gerd Ostermann auf ihn zählen. Schwiegertochter Louise kümmert sich um die Gesundheit der Pferde. Sohn Frank übernimmt als Landmaschinenmechaniker alles, was mit den Maschinen auf dem Hof zu tun hat. Ostermanns Frau Karin ist die gute Seele des Hobbybetriebes, die immer da anpackt, wo helfende Hände gebraucht werden.
Gutmütiges Wesen
Als Gerd Ostermann gerade 12 Jahre alt war, bekam er sein erstes Fjordpferd. Er habe sich sofort in das gutmütige Wesen der Tiere verliebt. Der Hengst begleitete ihn durch seine ganze Jugend. Nach der Hochzeit mit Karin, wollte er das Pferd eigentlich verkaufen, doch weil er sich mit dem Händler nicht einig wurde, musste er noch eine Nacht über die Entscheidung schlafen und stellte fest: „Eigentlich will ich gar nicht verkaufen“, erzählt er. Als der Händler am nächsten Tag wiederkam, bekam statt eines Pferdes ein Angebot: „Besorg’ eine Stute, dann züchte ich und Du kannst das Fohlen kaufen“, sagte Ostermann. Der Händler fand einen Züchter, der Fohlen hatte. Das schönste Fohlen wollte er jedoch behalten und bot Ostermann mit den Worten „auch aus einem hässlichen Entlein kann ein schöner Schwan werden“, ein anderes an. Ostermann kaufte es und das Fohlen wuchs zu einer wunderschönen Stute heran. Als er den Züchter später wieder traf, schnappte Ostermanns Stute der Stute des Züchters einen Titel vor der Nase weg. „Ich bin dann zu ihm gegangen und hab gesagt ,Mensch Fritz, danke, das hat ja gut geklappt mit dem hässlichen Entlein’“, erzählt er schmunzelnd.
Weiterer Nachwuchs
Seit 1988 züchtet Gerd Ostermann offiziell. Inzwischen hat die Familie 19 Fjordpferde, davon vier Hengste. Die Zucht möchte Ostermann weiterführen. Im Mai kam wieder ein Fohlen zur Welt. Ein weiteres wird erwartet. Doch bei aller Freude über neue Fohlen schwingt immer Sorge mit. „Es gibt auch Schattenseiten, die hat jeder Züchter schon erlebt“, sagt Ostermann. Bei einer Geburt verstarb jüngst eine Stute. Seine Schwiegertochter übernahm die Aufzucht des Fohlens. Dies bedeutete, das Fohlen zunächst alle zwei Stunden, später alle vier Stunden zu füttern, auch in der Nacht, und das ein viertel Jahr lang, sagt Ostermann. Die Zucht bedeutet eben vor allem viel Arbeit.
Dennoch überwiegt die Freude. Auch die dritte Generation, die Enkelkinder von Gerd und Karin Ostermann, sind schon Pferdenarren. An jedem Sonntag steht beim Besuch bei Oma und Opa Reiten auf dem Programm. Und so hat Gerd Ostermann auch im Ruhestand noch alle Hände voll zu tun.
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