Gewalt kann jede Frau treffen
Artikel vom 20.11.2023

Neues Element zum Aktionstag: Die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Maren Ozanna, hat in diesem Jahr erstmals auch eine Plakataktion an Nordenhamer Straßen organisiert. Bild: Landkreis Wesermarsch
Jeden Tag werden Frauen Opfer von Gewalt – auch in der Wesermarsch. Der Aktionstag am 25. November soll aufrütteln.
Wesermarsch - Jährlich findet am 25. November der internationale Aktionstag gegen Gewalt an Frauen statt. Dass dieser Aktionstag nach wie vor wichtig ist, zeigen seit Jahren die Statistiken des Bundeskriminalamtes: Jedes Jahr überleben bundesweit mehr als 100 Frauen die Gewalt des Partners oder Expartners nicht – fast jeden dritten Tag findet somit in Deutschland ein Femizid statt. Jede dritte Frau erlebt in ihrem Leben mindestens einmal körperliche und/oder sexualisierte Gewalt. „Erschreckend ist, dass diese Zahlen in den letzten Jahren stetig angestiegen sind – und hierbei handelt es sich nur um das Hellfeld, die Dunkelziffer wird um einiges höher geschätzt“, berichtet Maren Ozanna, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Wesermarsch.
Gewalt gegen Frauen könne in verschiedensten Formen auftreten und richte sich gegen alle Frauen, fügt sie hinzu und betont dabei: „Gewalt an Frauen lässt sich nicht auf bestimmte soziale Milieus zurückführen.“ Vor dem geschichtlichen Hintergrund und der seit Jahren alarmierenden Zahlen in Deutschland organisiert die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises gemeinsam mit ihrem Team und verschiedenen Kooperationspartnern zum internationalen Aktionstag ein Programm, um die Öffentlichkeit auf die Thematik aufmerksam zu machen und zu sensibilisieren – so auch in diesem Jahr wieder.
Fahnen
Für alle sichtbar ist die Teilnahme des Landkreises an der jährlich wiederkehrenden Fahnenaktion. Die Fahne wird sowohl beim Kreishaus wie auch bei den Rathäusern der Wesermarsch-Kommunen am Freitag, 24. November, fürs gesamte Wochenende gehisst. Die Intention dabei ist neben der Solidarisierung mit den von Gewalt betroffenen Frauen auch die Zeichensetzung, dass Gewalt gegen Frauen nicht toleriert wird.
Brötchentüten
Bereits zum siebten Mal beteiligen sich die hiesigen Bäckereibetriebe und liefern bereits ab dem 24. November unter dem Titel „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ Brötchen in einer optisch entsprechend gestalteten Tüte aus. Mitgetragen wird die Aktion in der Wesermarsch von der Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten, der Kreishandwerkerschaft sowie den Präventionsräten der Städte und Gemeinden. „Insgesamt wurden rund 32?000 Tüten gezählt, verpackt und an 57 Bäckereifilialen sowie an die Tafeln ausgeliefert“, erläutert Maren Ozanna das beachtliche Volumen.
Zum Vergleich: Im ersten Aktionsjahr waren es noch 25?000 Tüten, die von 40 Bäckereien ausgegeben wurden. „Nahezu alle Bäckereien und -filialen in der Wesermarsch beteiligen sich in diesem Jahr an der Aktion und nehmen dafür auch den organisatorischen Mehraufwand in Kauf. Dafür möchten wir uns bei allen Beteiligten ganz herzlich bedanken“, so die Gleichstellungsbeauftragte.
Plakate
Neu in diesem Jahr ist die Plakataktion in Nordenham. „Wir haben an zwei Straßen in Nordenham themenbezogene Plakate aufgehängt, die zum einen Menschen zum Thema Gewalt gegen Frauen sensibilisieren sollen, aber zum anderen auch noch einmal aufzeigen, wo in der Wesermarsch Unterstützung gefunden werden kann. Dadurch erhoffen wir uns, noch einmal eine andere Zielgruppe erreichen zu können“, nennt Maren Ozanna die Intention der neuen Maßnahme.
Orangefarbene Sitzbank
Des Weiteren platziert der Arbeitskreis gegen Gewalt an Frauen des Präventionsrates Nordenham am Sonnabend, 25. November, zwischen 10 und 12 Uhr die orangefarbene Sitzbank in der Nordenhamer Fußgängerzone. Dort findet dann unter anderem mit der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt Nordenham, Karin Windheim, eine Fotoaktion statt. Außerdem bieten die Serviceclubs eine Kinoveranstaltung am 29. November im Filmpalast Nordenham an.
Ausstellung und Film
Mit der Ausstellung „Loverboy – das Geschäft mit der großen Liebe“ und einer Filmvorführung im Centraltheater Brake wird das Aktionsprogramm am Freitag, 24. November, ab 18 Uhr abgerundet. Das Referat für Gleichstellungsfragen zeigt neben der Ausstellung auch den thematisch dazu passenden Film „Ich gehöre ihm“. Im Anschluss findet ein Gespräch mit Ausstellungsmacherin Sinur Aziz statt, in dem einzelne Filmsequenzen und die Ausstellung fokussiert werden. Inhaltlich geht es sowohl im Film als auch in der Ausstellung um die sogenannte „Loverboy“-Masche, bei der die männlichen Täter den betroffenen Frauen und Mädchen die große Liebe vorspielen.
Meistens sind dies junge und minderjährige Frauen, die später zur Prostitution gezwungen werden. Das gelingt den Tätern, indem sie die Frauen über Wochen und Monate hinweg emotional an sich binden und so ein Abhängigkeitsverhältnis aufbauen. Durch diese emotionale Bindung haben die Betroffenen kaum eine Chance, der gewaltvollen Unterdrückung des Täters zu entkommen.
Die Veranstaltung im Centraltheater samt Filmvorführung, Ausstellung und Gespräch ist kostenfrei und richtet sich an alle Interessierten ab zwölf Jahren. Eine vorherige Anmeldung ist nicht erforderlich.
Beratung für Betroffene
Die Beratungsstelle LaWeGa (Landkreis Wesermarsch gegen Gewalt an Frauen) besteht seit dem Jahr 2003 in Trägerschaft des Landkreises Wesermarsch und berät und unterstützt Betroffene von häuslicher Gewalt sowie deren Angehörige.
Im vergangenen Jahr wurden mehr als 300 Fälle durch die Mitarbeiterinnen von LaWeGa betreut. Unterstützung erfahren die Betroffenen durch Gespräche und Informationen zum Gewaltschutzgesetz durch die Fachberaterinnen.
Für die Beratung können Betroffene unter Telefon 04401/927436 oder per Mail an lawega@wesermarsch.de Kontakt aufnehmen. Das Angebot ist kostenlos, anonym und vertraulich. LaWeGa ist zudem mit dem bundesweiten Hilfetelefon (116-016) vernetzt, das rund um die Uhr telefonische Hilfe für Betroffene von Gewalt anbietet.
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