Mehr Nichtschwimmer, weniger Möglichkeiten
Artikel vom 06.02.2023

Immer mehr Nichtschwimmer: Der Andrang auf Seepferdchenkurse in der südlichen Wesermarsch ist groß. Bild: Pixabay
Laut einer Forsa-Umfrage ist die Zahl an Kindern in Deutschland, die nicht schwimmen können, in den vergangenen Jahren gestiegen. Jörg Weegen (DRLG Stedinger Land) kennt das Problem.
Immer mehr Nichtschwimmer: Die Zahl der Grundschüler in Deutschland, die nicht schwimmen können, ist in den vergangenen fünf Jahren von zehn auf 20 Prozent gestiegen. Das hat eine Forsa-Umfrage ergeben, bei der Eltern über die Schwimmsicherheit ihres Kindes befragt wurden. Nicht zuletzt sei dies den zahlreichen geschlossenen Schwimmbädern während der Corona-Pandemie geschuldet. Auch in der südlichen Wesermarsch macht sich das geringe Angebot an Schwimmmöglichkeiten bemerkbar.
Wenig Möglichkeiten
„Wir haben das Wurplandbad in Elsfleth und ein Lehrschwimmbecken in Lemwerder. Letzteres eignet sich aber nicht dafür, richtig Schwimmen zu lernen – Bronzeabzeichen können hier nicht abgenommen werden“, sagt Jörg Weegen, Pressesprecher der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) Stedinger Land. Noch sei die Situation „nicht dramatisch“, aber es sei ein Rückgang an Schwimmern mit einem Bronzeabzeichen zu erkennen – und dieses ist laut Weegen die Bescheinigung, dass man sich sicher im Wasser fortbewegen kann.
„Viele Eltern denken, dass ihre Kinder mit dem Seepferdchen vorbereitet sind. Nach DLRG-Standards sind sie es aber erst mit dem Freischwimmer. Das erste Abzeichen bestätigt nur, dass die Kinder keine Angst vor dem Wasser haben“, sagt Weegen. Das Interesse an Kursen für die Tiefwassergewöhnung sei in der südlichen Wesermarsch hoch.
Allerdings könne man den Anfragen aufgrund der geringen Möglichkeiten nicht gebührend nachkommen. „Bäderschließungen sind der Grund. Außerdem mutmaße ich, dass viele Eltern zu wenig Zeit haben, ihre Kinder an das Wasser zu gewöhnen. Alle paar Wochenenden mal in ein Spaßbad zu fahren, reicht dafür nicht.“
Lange Warteliste
Die Jungen und Mädchen müssen laut Weegen häufiger in ein Schwimmbad, um auf den Freischwimmer vorbereitet zu sein. Laut Angaben des DLRG Stedinger Land stehen derzeit 71 Kinder auf der Warteliste für das Seepferdchen – ein bis anderthalb Jahre Wartezeit müsse man einplanen. Etwa 20 bis 25 Kinder können die DLRG-Mitglieder in einem Anfängerkurs ausbilden.
Für die Abzeichen in Bronze, Silber und Gold würden sich durchschnittlich jeweils 15 Personen anmelden, wie Weegen erzählt. Deshalb sei der DLRGler froh, dass das Wurplandbad weiter bestehen bleibt. „Wenn es dieses Schwimmbad nicht mehr geben sollte, wäre dies für die Schwimmfähigkeit der Kinder in der südlichen Wesermarsch eine Katastrophe.“
Sportunterricht
Ein großes Problem sei außerdem, dass der in Schulen übliche Schwimmunterricht immer weniger Platz findet. Weegen, der hauptberuflich Sportlehrer ist, kennt die Problematik: „Zum Glück haben wir wieder Hallenzeiten für die Schülerinnen und Schüler. Das war in den vergangenen Jahren nicht möglich.“ Zwischen der fünften und zehnten Klasse stehe mittlerweile allerdings nur ein halbes Jahr im Wasser auf dem Lehrplan.
Ein Lehrgang bei der DLRG sei deshalb vonnöten: „Wir haben viele Vorteile gegenüber den Schulen, bei deren Unterricht meistens nur ein Lehrer und eine weitere Aufsichtsperson vor Ort sind. Bei uns sind mehrere Rettungsschwimmer und Ausbildungshelfer zur Stelle“, erklärt Weegen.
So könnten die Kinder in kleinere Gruppen unterteilt werden, was das Lehren und Lernen vereinfache. Dafür hätten die Schulen schlichtweg zu wenig Personal. Deshalb sei es laut Weegen enorm wichtig für die DLRG, dass sich auch in Zukunft engagierte Ehrenamtler finden, die motiviert bei der Sache sind.
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