So will die Wesermarsch ein Vorbild beim Thema Inklusion werden
Artikel vom 17.01.2022

Der Case Manager und der Kreisbehindertenbeauftragte werden im Kreishaus wichtige Aufgaben übernehmen. Bild: Archiv
Der Landkreis Wesermarsch will „Modellregion für Inklusion“ werden. Dafür wurden noch vor Weihnachten erste Weichen gestellt. Über allem steht aber ein Ziel, das ausschlaggebend für den Erfolg ist.
Stephan Siefken hat ein geschultes Auge. Wenn der Landrat der Wesermarsch mit seinen Kindern einen Spielplatz besucht, achtet er ganz genau auf die Gegebenheiten vor Ort. Sind die Geräte so verbaut, dass auch wirklich jedes Kind damit spielen kann? Ermöglicht der Untergrund eine problemlose Teilhabe ohne Barriere?
Das sind nur wenige Aspekte, die stimmen müssen, wenn die Wesermarsch ihr Ziel als „Modellregion Inklusion“ tatsächlich erreichen möchte. Auf dem Weg dorthin hat der Kreistag kurz vor Weihnachten auf seiner Sitzung mit dem Beschluss von zwei neuen Stellen für diesen Bereich einen wichtigen Schritt getan. Für Siefken steht eine Sache aber über allem.
Weichenstellung
Es sei von überragender Bedeutung, betonte er, alle Bürgerinnen und Bürger im Landkreis für das Thema zu gewinnen. „Wir können es nur schaffen, wenn jeder mitmacht“, sagte er. Der Landkreis geht mit gutem Beispiel voran und hatte zuletzt erste Weichen gestellt.
Auf Antrag der Mehrheitsgruppe aus CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP beschloss der Kreistag die Vollzeitstelle eines „Case Managers“ und die halbe Stelle eines Kreisbehindertenbeauftragten. Damit spiele die Wesermarsch sehr bald in der ersten Inklusions-Liga mit, glaubt Kerstin Held (CDU) als Initiatorin des Antrags.
Schlüsselpositionen
Der Case Manager dürfte eine Art Lotsenfunktion übernehmen und damit die Arbeit innerhalb der Kreisverwaltung verbessern. Im Antrag der Mehrheitsgruppe heißt es passend: „Verschiebebahnhöfe werden vermieden und die komplexe Fallbearbeitung optimiert.“ Davon geht auch der CDU-Kreisvorsitzende Björn Thümler aus, der betont: „Der Case Manager moderiert und zeigt, wo es langgeht.“
Auch der Kreisbehindertenbeauftragte übernimmt wichtige Aufgaben. So soll er gemeinsam mit dem Kreisbehindertenbeirat die Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention auf lokaler Ebene voranbringen oder auf Wunsch die Kommunen der Wesermarsch bei deren Aktivitäten begleiten. Ganz wichtig: Der Kreisbehindertenbeauftragte kann als unabhängige Ombudsperson für Menschen mit Behinderungen tätig werden.
Siefken hat für die Besetzung beider Stellen einen groben Zeitplan skizziert. Wenn der Haushalt voraussichtlich Ende Februar/Anfang März vom Niedersächsischen Innenministerium genehmigt wird, könne die Ausschreibung erfolgen. Ziel sei es, beide Stellen bis spätestens Ende des Jahres mit geeigneten Personen zu etablieren.
Runde Sache
Gemeinsam mit dem Kreisbehindertenbeirat des Landkreises sei das alles „eine runde Sache“, sagt Siefken. Vertreter des Kreisbehindertenbeirates sind in den verschiedenen Ausschüssen des Kreistages vertreten und richten auf sämtliche Maßnahmen den inklusiven Blick. Sie geben Hinweise und achten darauf, dass bei den Entscheidungen die Teilhabe aller Bürger berücksichtigt wird.
Trotz aller erreichten Etappenziele glaubt Siefken, dass sich die Wesermarsch in Sachen Inklusion noch weiterentwickeln könne und müsse. Das Beispiel Burgdorf Ovelgönne zeige eindrucksvoll, dass Infrastruktur erhalten werden könne, wenn das Thema Inklusion ernst genommen werde. „Wenn wir Ovelgönne auf die gesamte Wesermarsch übertragen könnten, wäre das ein großer Erfolg“, sagte Siefken.
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