Tiersuchdienst Wesermarsch zählt immer mehr streunende Hunde

Artikel vom 25.10.2023

Stephanie Meyer

Hat ein Herz für Tiere: Britta Czwalinna vom Tiersuchdienst Wesermarsch mit ihrer Stafford-Mix-Hündin Steffi. Bild: Stephanie Meyer

Freilaufende Hunde ohne Halter leben gefährlich. Sie sind aber auch eine Gefahr für den Straßenverkehr und andere Menschen. Wie der Tiersuchdienst Wesermarsch mit der steigenden Zahl herrenloser Hund umgeht.

Wesermarsch - Hunde greifen Menschen in der Regel nicht grundlos an. Dennoch kommt es immer wieder vor, dass ein Hund Menschen durch Bisse verletzt – auch tödlich. Erst im vergangenen Sommer griff ein entlaufener Pitbull in Oldenburg mehrere Menschen an und verletzte diese schwer. Wer Erfahrung gemacht hat mit Tierangriffen, vergisst das nicht so schnell. Wie Britta Czwalinna aus Oldenbrok in der Gemeinde Ovelgönne: „Als Zehnjährige wurde ich von einem Schäferhund in den Arm gebissen.“

Dieser Vorfall hat sie viele Jahre lang beschäftigt. Angst vor Hunden hat sie nicht, aber Respekt. Den braucht es auch, denn ist Britta Czwalinna nicht gerade mit ihrer zwölfjährigen Stafford-Mix-Hündin Steffi unterwegs, hat sie regelmäßig mit fremden, streunenden Hunden zu tun. Sie ist Mitglied beim Tiersuchdienst Wesermarsch, der sich um vermisste, zugelaufene oder herrenlose Tiere im gesamten Landkreis kümmert. Letzteres bereitet Britta Czwalinna zunehmend Sorgen: „Es werden immer mehr freilaufende Hunde ohne Halter gemeldet.“

Das Problem

Gibt es in der Wesermarsch ein Problem mit streunenden Hunden? Jein. „In den meisten Fällen klappt eine Rückvermittlung zum Hundehalter innerhalb weniger Stunden“, sagt Czwalinna. Aber die Zahlen sprechen für sich: Allein in diesem Jahr wurden dem Tiersuchdienst schon mehr als 100 herrenlose Hunde gemeldet. Unterwegs in den Städten, auf dem Land und den Straßen sind die Tiere durchaus eine Gefahr für Verkehr, Mensch und andere Tiere. Und es werden immer mehr: „Vor der Corona-Pandemie hatten wir nicht so viele Fälle“, sagt die Oldenbrokerin, die seit 2019 im Verein aktiv ist. Sie vermutet: „Die Menschen haben sich die Haustiere während Corona angeschafft und gehen jetzt wieder arbeiten. Sie haben keine Zeit mehr, sich zu kümmern.“ Zu viele Menschen ohne „Hunde-Ahnung“ würden ihre Tiere unbeaufsichtigt lassen, die dann ausbüxen.

Die Gefahr

Aus Erfahrung kann Britta Czwalinna berichten, dass das Einfangen solcher Hunde Wochen dauern kann. Dabei ist vor allem Ruhe und Vorsicht geboten. Sie selbst hatte „zum Glück“ noch nicht mit aggressiven Hunden zu tun, doch von anderen Mitgliedern des Tiersuchdienstes weiß sie, dass sowas durchaus vorkommt. „Unsere 1. Vorsitzende Heidi wurde erst kürzlich von der Polizei zur Hilfe gerufen, einen aggressiven, freilaufenden Hund zu sichern“, sagt Czwalinna, „Selbstschutz steht dabei ganz oben.“ Häufiger würden Katzenbisse vorkommen, die besonders gefährlich sind.

In Erinnerung geblieben ist der Oldenbrokerin ein Fall, bei dem sie drei große, freilaufende Hütehunde, die, abhängig von der Rasse, ein Gewicht von um die 60 Kilogramm erreichen können, einfangen sollte. Die Halterin hat die Tiere schließlich abgeholt und ist – ohne Leine – mit ihnen weiter gelaufen. Ein anderes Mal wurde der Tiersuchdienst zu einer Gartenlaube gerufen, an der zwei Hunde angekettet waren. „Sie wurden dort ausgesetzt und waren vom Regen schon ganz durchnässt“, erinnert sie sich. „Was geht in den Köpfen solcher Menschen vor?“ Eine Frage, die sich Britta Czwalinna oft stellt. Das Ordnungsamt wird in jedem Fall informiert.

24-Stunden-Aufgabe

Das Ehrenamt beim Tiersuchdienst ist eine 24-Stunden-Aufgabe, Tag und Nacht sind sie erreichbar. Ihre Freizeit opfere sie aber gern, sagt Britta Czwalinna. Dass sie ein Herz für Tiere hat, ist ihr anzumerken – auch privat: Vor zwei Jahren hat die Oldenbrokerin Stafford-Mix-Hündin Steffi aus einem Bremer Tierheim adoptiert. Die in anderen Bundesländern als Listenhund eingestufte Hündin stammt wahrscheinlich aus einer Vermehrerzucht und ist dazu noch krebskrank. Drei von vier ihrer Katzen haben zudem ein Handicap und sind über den Tiersuchdienst zu ihr gekommen. Britta Czwalinna lebt ganz nach dem Motto: „Jedes Tier hat das Recht auf ein schönes Leben.“

Tiersuchdienst Wesermarsch

Der Tiersuchdienst Wesermarsch ist ein in Nordenham eingetragener Verein und wurde offiziell 2009 von der 1. Vorsitzenden Heidi Huth-Hinrichs gegründet. Aktuell zählt der Verein elf aktive Mitglieder.

Die Ehrenamtlichen ermitteln auf einem Gebiet von rund 820 Quadratkilometern Halter von Fundtieren und helfen Besitzern bei der Suche nach vermissten Tieren. Im Jahr 2022 haben die Mitglieder für Fundtiere insgesamt 18.105 Kilometer durch die Wesermarsch zurückgelegt.

Wer ein Tier zu melden hat, kann sich unter Telefon 04731/22297 melden. Der Verein ist auf Spenden angewiesen. Weitere Informationen gibt es auf der Website unter www.tiersuchdienst-wesermarsch.de.


 

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