„Toni“ hilft bei Belästigung und Gewalt auf Veranstaltungen
Artikel vom 31.07.2024
Setzen bei Freiluftveranstaltungen auf das neue Konzept „Frag nach Toni!“ (von links): NMT-Geschäftsführerin Ilona Tetzlaff, Svenja Faehse (NMT), Karin Windheim (Gleichstellungsbeauftragte Nordenham), Maren Ozanna (Gleichstellungsbeauftragte Landkreis Wesermarsch) und Christiane Hagen (Marktmeisterin Gemeinde Stadland) Bild: Stephanie Meyer
Mit dem Stadtfest Nordenham, dem Ovelgönner Pferdemarkt und dem Roonkarker Mart stehen drei große Veranstaltungen an, auf denen es auch zu Gewalt kommt. Der Landkreis setzt auf das neue Konzept „Frag nach Toni!“.
Nordenham - Auf dem Deichbrand-Festival ist es „Panama“, beim Ganderkeseer Fasching „Lilo“ und in der Wesermarsch kann ab sofort nach „Toni“ gefragt werden. Unterschiedliche Fragen, die dieselbe Wirkung erzielen sollen: Wer sich bei einer Veranstaltung belästigt oder bedroht fühlt, wem eventuell sogar Gewalt widerfahren ist oder wer das Gefühl hat, jemand hat in sein Getränk K.o.-Mittel gemischt, kann beim Personal gezielt nachfragen und Hilfe erhalten. „Frag nach Toni!“ heißt das neue Schutzkonzept, das jetzt erstmals in der Wesermarsch umgesetzt wird.
Mit dem Stadtfest in Nordenham, dem Pferdemarkt in Ovelgönne und dem Roonkarker Mart stehen in den kommenden Wochen drei große Freiluftveranstaltungen im Landkreis an. Dabei soll der Spaß der Besucherinnen und Besucher im Mittelpunkt stehen. Immer wieder kommt es bei solchen Festen aber auch zu Übergriffen und sexueller Belästigung. Deshalb hat die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Maren Ozanna, gemeinsam mit der Frauenberatungsstelle der Diakonie Oldenburg ein Schutzkonzept erarbeitet, wo Betroffene unkompliziert und anonym Hilfe bekommen können. Den Anstoß dafür gab Ilona Tetzlaff, Geschäftsführerin bei Nordenham Marketing & Tourismus (NMT), die in diesem Jahr erstmals das Stadtfest in Nordenham organisiert.
Sicherheit
„Sicherheit liegt uns am Herzen“, betont Ilona Tetzlaff. Und damit in Nordenham, Ovelgönne und Rodenkirchen auch sicher gefeiert werden kann, setzt man auf „Toni“. Das Konzept ist einfach: Wer sich belästigt, bedrängt oder bedroht fühlt, kann an einem Stand das Personal nach „Toni“ fragen. Möglich ist das an den Ständen, die mit einem entsprechenden Plakat sichtbar gekennzeichnet sind. Das geschulte Personal hat in erster Linie eine Aufgabe: „Die betroffene Person aus der Situation herausbringen und an einen sicheren Platz führen“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises, Maren Ozanna. Beim Nordenhamer Stadtfest kann das die NMT-Geschäftsstelle sein, beim Roonkarker Mart das Feuerwehrhaus. Dort wird die betroffene Person dann von Sanitätern behandelt und die weitere Vorgehensweise besprochen.
Wer lieber anonymer bleiben will, hat die Möglichkeit, über einen QR-Code auf die Website des Landkreises zu gelangen und eine Notfallnummer zu kontaktieren. Beim Nordenhamer Stadtfest wird das ein Sanitäter der Johanniter sein, der vor Ort ist und sofort Hilfe leisten kann.
Präsenz
Zu finden ist der QR-Code auf Plakaten und Bannern, die überall auf dem Festgelände angebracht werden – in kleinerer Ausführung auch in den Toilettenräumen mit Hinweisen für K.o.-Mittel. Flyer weisen auf die Kontaktdaten örtlicher Beratungsstellen hin. Beim Roonkarker Mart sollen auch Fahrgeschäfte beteiligt sein, sagt Marktmeisterin Christiane Hagen.
Die Verantwortlichen legen viel Wert auf eine starke Präsenz des Schutzkonzeptes. Auch Getränkebecher werden bedruckt. „Wir wollen zeigen: Hier wird aufgepasst“, sagt Ilona Tetzlaff. Das Konzept soll „abschreckend wirken“, betont Maren Ozanna, damit es im besten Fall gar nicht erst zu Überfällen kommt. Sanitäter vor Ort sollen mit K.o.-Mittel-Tests ausgestattet werden. Der Name „Toni“ wurde bewusst gewählt, weil er geschlechtsneutral ist: Denn das Hilfsangebot richtet sich an alle Geschlechter.
Schulung des Personals
Das Schutzkonzept „Frag nach Toni!“ wird erstmals beim Stadtfest in Nordenham vom 8. bis 11. August angewandt. Auch beim Pferdemarkt in Ovelgönne (31. August bis 2. September) und beim Roonkarker Mart (20. bis 23. September) wird es umgesetzt. Damit Betroffene die richtige Hilfe bekommen, finden Präventionsmaßnahmen und Trainings von Sicherheitspersonal, Gastronomen und Sanitätern statt.
In diesen Trainings werden sie nochmals thematisch sensibilisiert und geschult, um Anzeichen von Gewalt schneller erkennen und angemessen reagieren zu können. Auch der Umgang mit Betroffenen wird thematisiert.
Aufgrund der hohen Zahl an Personen, die im Vorfeld geschult werden müssen, stehen Veranstalter und Organisatoren vor einer kleinen Herausforderung. Abhilfe soll eine digitale Schulung schaffen, die online angeboten wird und nicht zwingend in Präsenz stattfinden muss.
Feedback
„Frag nach Toni!“ ist ein Konzept mit Wiedererkennungswert, hinter dem eine Menge Arbeit steckt und das künftig auf allen größeren Veranstaltungen in der Wesermarsch umgesetzt werden soll. Im Nachgang an die Veranstaltungen will der Landkreis sich mit den jeweiligen Kommunen austauschen, um das Konzept stetig zu verbessern. „Durch die Feedbackmöglichkeit können Betroffene zur Sicherheit in der Wesermarsch beitragen, damit alle Besucher Spaß am Feiern haben“, sagt die Gleichstellungsbeauftragte Maren Ozanna.
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