Regen macht Premiere Strich durch die Rechnung
Artikel vom 27.03.2024
Der Deutsche Meister im BMX Freestyle, Finn Lismann aus Wilhelmshaven, zeigte einen freihändigen Rückwärtssalto. Bild: Natalia Vershko
Jever - So richtig gut hat es der Wettergott in Jever an diesem Sonntag nicht gemeint. Auch wenn der Regen Punkt 11 Uhr zum Start des ersten Fahrradtages eine kurze Pause machte und sich die Sonne zumindest etwas durch die Wolkenlücken kämpfte – wirklich dauerhaft waren die Trockenphasen nicht. Regenschauer sorgten den ganzen Tag dafür, dass weitaus weniger Besucher zur Premiere kamen, als sich die Organisatoren erhofft hatten.
Aber das lag nun mal am Wetter, denn das Programm an der Schlossstraße, am Schlossplatz und auf dem Alten Markt hatte neben den ab mittags geöffneten Geschäften und anderen Verkaufsständen für Fahrradbegeisterte durchaus einiges zu bieten.
Versteigerung von Drahteseln
Erster Programmpunkt war die Fahrradversteigerung. Einige Interessierte hatten sich um 11.30 Uhr am Schlossplatz eingefunden, um das eine oder andere Schnäppchen abgreifen zu können. Vom E-Bike über das sportliche Rennrad bis hin zum kleinen handlichen Drahtesel für den Campingurlaub war so gut wie alles vertreten. Mit Stimmgewalt und der nötigen Portion Überzeugungskraft trieb Heymo Schmidt die Gebote zwar nicht in schwindelerregende Höhen, aber es ging zum Teil auch um den Spaß und den guten Zweck. Denn die Einnahmen sollen Jevers Dorfgemeinschaften zugutekommen, „Ich brauchte eh noch ein Fahrrad“, sagte zum Beispiel Gernot Beckemeyer. Für nur 20 Euro hat er ein – zugegeben schon etwas in Mitleidenschaft gezogenes – Vehikel ersteigert. „Ich muss morgen erst Mal schauen, ob es überhaupt fährt“, merkte er noch lachend an. Denn ausprobiert hatte er seine neue Errungenschaft kurz nach dem Kauf noch nicht.
Schutz vor Diebstahl
Nur ein paar Meter weiter stand Gudrun Strauß gemeinsam mit ihrem Mann beim Stand des ADFC an. „Wir sind viel mit dem Rad unterwegs, machen viele Touren und nutzen den Tag, um unsere Fahrräder codieren zu lassen.“ Damit will das Ehepaar auch Dieben einen Riegel vorschieben. „Wir machen das bereits seit mehr als 20 Jahren“, erzählte Thomas Tappe vom ADFC Wilhelmshaven, während sein Kollege Theo Kramkowski den sogenannten Storchschnabel bedient, mit dem die Nummer in den Rahmen des Rades graviert wird. „Früher war es einfacher. Heute gibt es so viele verschiedene Rahmenmodelle und Rahmengeometrien, aber mithilfe des Storchschnabels ist das alles gar kein Problem.“
Sicherheit und Sauberkeit
Neben den zahlreichen Händlern, die über Räder, E-Bikes oder Lastenräder informierten, konnten sich die Besucher auch über das Thema Sicherheit informieren. Der Round Table 167 Jever beispielsweise war mit seiner Aktion „Toter Winkel“ und einem Lkw vor Ort. „Wir zeigen hier, wie gefährlich dieser Tote Winkel eigentlich ist“, erklärt Christian Dirks. Viele Lkw besitzen heute zwar schon die fortschrittlichen Außenspiegel für den Toten Winkel, aber: „Wir haben dieses Hilfsmittel abgeklebt. Gerade Kinder können dann erkennen, wann sie gesehen werden und wann nicht.“
Zudem war die Verkehrswacht mit einem Fahrradsimulator vor Ort. Hier konnten Rad- aber auch Autofahrer verschiedene Verkehrssituationen erleben. „Wir wollen für das richtige Verhalten im Straßenverkehr sensibilisieren“, sagt Jutta Wilhelms von der Verkehrswacht. „Oft unterschätzen wir als Verkehrsteilnehmer unsere eigene, aber auch die Geschwindigkeit der anderen.“ So konnte jeder Simulator-Besucher sehen, wie lang und wie schnell sein Bremsweg und seine Reaktionszeit waren – zum Teil mit überraschenden Ergebnissen. „Da kann es schnell mal krachen“, stellte dann auch Jürgen Ultsch fest, als er nach einer kurzen simulierten Tour vom Sattel stieg.
Direkt hinter der Verkehrswacht stand die mobile Fahrradwaschanlage von Dominik Groth in Aktion. Extra aus Aachen angereist, demonstrierte er, wie schnell ein Rad sauber werden kann. „Zwischen 90 Sekunden und drei Minuten, je nach Verschmutzung.“ Mit biologisch abbaubaren Reinigungsmitteln, einer Führungsschiene, um die Felgen zu säubern, und Bürsten wie in einer Autowaschanlage sehen die Räder anschließend teilweise aus wie neu.
Noch was fürs Auge
Wer einfach nur mal schlendern wollte, der bekam an diesem Sonntag so ganz nebenbei auch die eine oder andere Showeinlage geboten. Ob es nun Ralph Habersetzer mit seinem historischen Einrad war oder der Künstler „Ingo Bingo“ aus Potsdam auf seinem Ein- oder Minirad.
Etwas schwerer hatten es da die Jungs von der „Freestyle Family“ aus Oldenburg. Die Stuntshow vor dem Hof von Oldenburg musste aufgrund der plötzlich einsetzenden Regenschauer immer wieder verschoben werden. Mit Planen, großen Gebläsen und Brennern sorgten die Fahrer dann aber noch dafür, dass zumindest eine kurze Sonnenlücke genutzt werden konnte. „Sicherheit geht natürlich immer vor. Aber wir wollen den Leuten auch etwas bieten“, sagte Finn Lismann. Der 17-jährige Wilhelmshavener, der an diesem Montag seinen 18. Geburtstag feiert, ist Deutscher Meister im BMX Freestyle und verrät, worauf es bei dieser Randsportart, bei der man sich gut drei Meter in die Luft katapultiert, ankommt. „Eigentlich kann es wirklich jeder. Man braucht aber schon etwas Talent, Disziplin und Mut. Ängstlich darf man bei diesem Sport nicht sein.“ Und so kamen gerade die kleinen Zuschauer noch in den Genuss von Rückwärts- und Vorwärtssaltos – und die zum Teil sogar freihändig.
Zufriedenes Fazit
Auch wenn die Innenstadt an diesem Nachmittag nicht vor Menschen überquoll – angesichts des wechselhaften und kalten Wetters zeigte sich Jörg Schwarz, Leiter des Ordnungsamts der Stadt, zufrieden mit dem ersten Fahrradtag. „Wir haben viele verschiedene Einblicke zeigen können. Und an den Ständen war trotz des Regens eigentlich kaum Leerstand. Von daher: eine gelungene Veranstaltung.“ Und auf dem Weg in Richtung Fahrradstadt ein weiterer Schritt. „Durch die zahlreichen Piktogramme zeigen wir schon jetzt, dass der Radverkehr auch viel auf der Straße stattfinden soll. Insofern ist dieser Fahrradtag auch ein wichtiges Signal für unser Vorhaben, Fahrradstadt zu werden.“
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