Wilhelmshaven neue „Hoffnungsstadt“ für Energie
Artikel vom 04.07.2022

Vertragsunterzeichnung (v.li.): Tom Nietiedt, Uwe Oppitz, Stephan Weil, Carsten Feist und Sven Ambrosy. Ziel ist die Schaffung von Strukturen, um Wilhelmshaven als Energie-Drehscheibe Deutschlands zu etablieren. Bild: Stefan Idel
Das Land Niedersachsen und der Nordwesten wollen den Ausbau der Region Wilhelmshaven/Friesland zur Energie-Drehscheibe vorantreiben. Welche Schritte stehen als Nächstes an?
Für die größten Komplimente ist in Niedersachsen der Ministerpräsident zuständig: Wilhelmshaven sei zu einer „Hoffnungsstadt“ geworden, so Stephan Weil (SPD) am Mittwochabend vor rund 200 Gästen aus Wirtschaft und Politik in Hannover. Nirgendwo zeige sich die Energiewende deutlicher als an der Jade. Neben dem Bau eines LNG-Terminals für Flüssiggas-Importe an der Umschlaganlage Voslapper Groden gebe es ein weiteres Dutzend hoch spannender Projekte. Nach Kohle und Atom finde „das nächste Kapitel der Energiegeschichte“ im Nordwesten statt.
Absichtserklärung
Um die Region Wilhelmshaven/Friesland zur Energie-Drehscheibe für Erneuerbare Energien und Grünen Wasserstoff auszubauen, unterzeichneten Weil, der Wilhelmshavener Oberbürgermeister Carsten Feist, Frieslands Landrat Sven Ambrosy, Tom Nietiedt vom Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband Jade (AWV) und Uwe Oppitz von der Initiative „Energy Hub“ im hannoverschen Rathaus eine Absichtserklärung. Darin verpflichten sich die Partner, die Entwicklung der Region aktiv zu unterstützen. Noch in diesem Jahr solle unter der Regie des Landes eine Entwicklungsgesellschaft gegründet werden, so Weil. Diese soll unter anderem das Flächenmanagement im Norden der Jadestadt betreiben und namhafte Firmen in die Region locken.
Erstmals hatten die Partner der „Jade Wirtschaftsregion“ zu einem Parlamentarischen Abend nach Hannover eingeladen. AWV-Präsident Nietiedt sprach von einer „Weltpremiere“. Zwei Veranstaltungen dieser Art gab es zuvor in Berlin.
Feist nutzte die Anwesenheit so prominenter Gäste wie Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), Weil und Umwelt- und Energieminister Olaf Lies (SPD), um mehrere Forderungen an Bund und Land zu adressieren: Die Brücke auf dem ersten Wilhelmshavener Teilstück der Autobahn A 29 müsse dringend saniert werden, um die Container aus dem Tiefwasserhafen schneller abzutransportieren. Das kleine Gebiet, auf dem unter anderem die neue LNG-Brücke im Voslapper Groden entsteht, soll Wilhelmshavener Stadtgebiet werden. Dann könne man auch von den Gewerbesteuereinnahmen profitieren. Und letztlich wünsche man sich das Schild „Wissenschaftsstadt“, sagte Feist auch mit Blick auf Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU) unter den Gästen. Die Region entwickle sich zum bedeutenden Wissenschaftsstandort.
Bier an Weil und Lindner
Geschenke verteilte der OB auch: Weil und Minister Lindner erhielten je eine Flasche des neuen Bieres, das unter dem Namen „Wilhelmshopven“ vermarktet wird. Lindner möge die Pulle doch an Kanzler Olaf Scholz (SPD) weitergeben, weil der in seiner „Zeitenwende-Rede“ Wilhelmshaven erwähnt habe. Der wollte nur ungern als Postbote fungieren: Da stehe 4,8 Prozent auf dem Etikett. Das nehme ein FDP-Politiker nicht an. Ambrosy, der am Mittwoch seinen 52. Geburtstag feierte, lud den Finanzminister ins Friesische Brauhaus nach Jever ein.
Mehrfach von Applaus unterbrochen wurde die Rede Lindners, der von einer „ökonomischen Zeitenwende“ sprach und die Bedeutung der „Schuldenbremse“ hervorhob. Die Veranstalter zeigten sich zufrieden: Es war bleibe wohl das letzte Treffen in der Landeshauptstadt, ahnte Nietiedt.
Übrigens: Bei Märchen ist der Ministerpräsident nicht ganz so sattelfest. Er meinte, der Wechsel in Wilhelmshaven sei so, als ob Schnewittchen wachgeküsst wurde. Im Grimmschen Märchen allerdings wurde Dornröschen wachgeküsst.
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