Wilhelmshaven wird neue Wasserstoff-Hauptstadt am Meer
Artikel vom 02.05.2022

Werben in Berlin für den Energie-Hafen Wilhelmshaven, Tom Nietiedt (links), Präsident des Arbeitgeber- und Wirtschaftsverbands, und Oberbürgermeister Carsten Feist. Bild: Stefan Idel
Wilhelmshaven präsentiert sich in Berlin als Deutschlands Energie-Drehscheibe der Zukunft. Wie das Vorhaben gelingen soll.
Bereits im Jahr 2030 könnte die Hälfte der gesamten Wasserstoffversorgung Deutschlands über Wilhelmshaven gehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Deutschen Energie-Agentur (Dena, Berlin) in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde. Auftraggeber der Studie ist die Initiative „Energy-Hub – Port of Wilhelmshaven“, ein Zusammenschluss von 15 Unternehmen aus der Jade-Region und der Wirtschaftsförderung. Ihr Ziel: Wilhelmshaven zur deutschen Energiedrehscheibe zu machen.
Fürs ganze Land
„Wir reden über die Zukunft unseres ganzen Landes“, sagte der Wilhelmshavener Oberbürgermeister Carsten Feist vor mehr als 230 Gästen in der niedersächsischen Landesvertretung in Berlin. Dort veranstalteten Wirtschaftsförderung und der Arbeitgeber- und Wirtschaftsverband (AWV) eine Diskussionsarena zu nationalen Themen der Energiewende. Es gehe nicht mehr ums Problematisieren, sondern ums Machen, sagte Feist. Die angestrebte Unabhängigkeit von Energieimporten aus Russland war großes Thema bei vielen Diskussionen.
AWV-Präsident Tom Nietiedt würdigte die Veranstaltung als „beispielgebend“ für die Zusammenarbeit von Wirtschaft und Verwaltung. Die Region gehe mutig voran. Jetzt gelte es, die Dynamik aufzugreifen. Schon Ende des Jahres könnte Flüssiggas (LNG) über ein schwimmendes Terminal in Wilhelmshaven importiert werden, betonte Matthias Wunderling-Weilbier, Staatssekretär im niedersächsischen Bundes- und Europaministerium. Er sprach von einem „nationalen Kraftakt“.
Die Dena hat sechs Monate lang eigene Analysen vor Ort durchgeführt. Das Ergebnis ist ein Strategiedokument. Es beschreibt den Transformationspfad für die Region Wilhelmshaven/Friesland als Drehscheibe für erneuerbare Energien und klimafreundlichen Wasserstoff – dem „Energy Hub Port of Wilhelmshaven”. Er werde zum Schlüsselstandort für den Import von Wasserstoffderivaten. Neben dem Import soll das klimaneutrale Gas auch lokal produziert werden. Laut Dena sind bis 2030 Elektrolyseure mit einer Gesamtleistung von 1,1 Gigawatt geplant. Kavernenspeicher wie beispielsweise in Etzel (Kreis Wittmund) sollen die Versorgungssicherheit gewährleisten. In Wilhelmshaven sei der Anschluss ans Fernleitungsnetz vorhanden. Aufgrund der Verfügbarkeit klimafreundlicher Energieträger in der Region, etwa aus Windkraft, werde der „Energy Hub“ auch ein attraktiver Standort für die energieintensive Industrie, heißt es in der Dena-Studie.
Habeck kommt
„Wilhelmshaven wird Wasserstoff-Hauptstadt“, zeigt sich der Oberbürgermeister überzeugt. Das Treffen in Berlin sei mehr als eine Werbeveranstaltung. Nun gehe es um konkrete Vereinbarungen und die Umsetzung der Projekte. Mithelfen will dabei Niedersachsens Umweltminister Olaf Lies (SPD). Er unterzeichnet am nächsten Donnerstag in der Jadestadt mit Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine Vereinbarung über den Ausbau Wilhelmshavens zur grünen Energie-Drehscheibe für Deutschland. Ohne Wilhelmshaven werde der Wandel hin zu den Erneuerbaren Energien nicht gelingen, sagt Lies. Als Energie-Drehscheibe könne Wilhelmshaven Klimaschutz, Versorgungssicherheit, Wertschöpfung, und zukunftsfähige Arbeitsplätze zusammenbringen.
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