Zugvögel laden zum Schauen und Staunen ein
Artikel vom 19.09.2022

Kiebitzregenpfeifer im Anflug: Diese Vogelart ist der Titelvogel der 14. Zugvogeltage im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Der Kiebitzregenpfeifer brütet in der hocharktischen Tundra Russlands. Bild: Andrea Hoppe/Nationalpark Wattenmeer
Die faszinierende Welt der Zugvögel beleuchten die Zugvogeltage. Dutzende Veranstaltungen zwischen Borkum und Cuxhaven laden ein. Die Tiere stärken sich derzeit im Wattenmeer für ihre Tausende Kilometer lange Reise.
Zugvögel bilden eine Brücke zwischen Ländern und Kontinenten. Auch die Zugvogeltage, die der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer seit 2009 ausrichtet, binden Partnerländer ein. Normalerweise. Denn die für dieses Jahr geplante Partnerschaft mit Russland kam wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht zustande.
International beachtet
Dennoch: Der Blick der Veranstalter richtet sich in diesem Jahr besonders auf die arktischen Brutgebiete. Hier zeigen sich in besonderer Weise die Folgen des Klimawandels, wie Peter Südbeck, Leiter der Nationalparkverwaltung, am Donnerstag erläuterte. Die steigenden Temperaturen drängen die Tiere schon jetzt immer weiter in den nördlichen Teil. „Aber es ist absehbar, wann sie ganz im Norden ankommen – und dahinter kein Land mehr finden.“
Der Nationalpark lenkt mit der international beachteten Großveranstaltung nicht nur den Blick der Öffentlichkeit auf ein einzigartiges Naturschauspiel, das sich sozusagen vor der Haustür des Oldenburger Landes abspielt. Unter dem Motto „Zugvögel brauchen Freunde“ gehe es auch um Unterstützung; „ideell, finanziell, politisch – wie auch immer“, sagte Südbeck. Die Millionen von Zugvögel, die sich in diesen Tagen im Wattenmeer für ihre große Reise stärken, seien einer der Gründe für die Anerkennung des Wattenmeers als Weltnaturerbe. Erstmals hatte die Nationalparkverwaltung zusammen mit der renommierten Gesellschaft für Naturfotografie einen Fotowettbewerb ausgerichtet.
Das Ergebnis, rund 800 eingereichte Arbeiten, übersteige alle Erwartungen, freute sich Mitorganisator Rune Michaelis vom Nationalpark, sie seien „fotografisch von höchster Qualität“. Eine Auswahl ist in einer Ausstellung zu sehen, die am Sonntag, 2. Oktober, 11.30 Uhr, im Besucherzentrum des Nationalparks in Wilhelmshaven, Südstrand 110B, eröffnet wird.
Auch ein Kalender mit zwölf der besten Motive ist geplant. Kinder (8-12 Jahre) sind am Samstag, 8. Oktober, 12 Uhr, eingeladen ins Landesmuseum Natur und Mensch, Oldenburg, zum Basteln von Zugvögeln in Origami-Technik, wie die stellvertretende Museumsleiterin Christina Barilaro ankündigte.
Neu im Angebot sind auch die Zugvogel-Andachten, die der ehemalige Oldenburger Landesbischof und derzeitige Inselpfarrer Jan Janssen täglich auf Wangerooge anbietet. Wie in den Vorjahren ruft die Nationalparkverwaltung zu einem sogenannten Zuvogeltage-Aviathlon auf. Vogelfreunde zählen Vogelarten, die sie beobachten. Die Insel oder Region mit den meisten Vogelarten erhält einen Preis.
Viele Vögel verendet
Ein trauriger Höhepunkt dürfte ein Ausflug auf die Vogelschutzinsel Minsener Oog am Sonntag, 16. Oktober, werden. In der Kolonie der Brandseeschwalbe, die wichtigste in Deutschland, hat das Vogelgrippe-Virus gewütet. Mehr als die Hälfte der Tiere, die dicht aufeinander brüten, sei in den vergangenen Jahren verendet. Bei den Jungvögeln sei der Verlust nahezu 100 Prozent, sagte Südbeck.
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