Artikel vom 14.11.2023

Er verhinderte den zweiten Raub der Hospiz-Spendenbox und überwältigte den Dieb: Der 73-jährige Günther Omozik. Bild: Aike Sebastian Ruhr
Günther Omozik ist der Held vom Pavillon in Norden: Er verhinderte Anfang November, dass zum zweiten Mal die Hospiz-Spendenbox gestohlen wurde. Wie es ihm seit dem zweiten Überfall geht – und wie es nun weitergeht.
Norden - Er ist der Held vom Pavillon in Norden und stellte sich einem Dieb mutig in den Weg, zeigte Zivilcourage, die weit über das normale Maß hinausgeht: Der 73-jährige Günther Omozik verhinderte am 1. November, dass die Spendenbox, die Sterbenden im Hospiz am Meer zugutekommen sollte, zum zweiten Mal aus der Klaus-Peter Wolf-Ausstellung gestohlen werden konnte. An den Tag erinnert er sich noch genau: „Ich stand hier am Tresen und unterhielt mich mit einer sehr interessierten Besucherin“, so Omozik, der seit Eröffnung der Ausstellung durch diese führt, im Gespräch. Es war schon ruhig geworden, zirka 16.45 Uhr, erzählt Omozik. Die Tür stand noch offen, denn das wirke einladender, sagt Omozik. Doch plötzlich sei jemand hereingekommen, habe sich zielstrebig die Hospiz-Spendenbox gegriffen und sei losgerannt. Omozik habe nicht überlegt, sondern nur im Affekt gehandelt: „Ich griff ihn noch, wir fielen gemeinsam aus der Tür zu Boden und lagen direkt vor dem Eingang. Die Besucherin griff die Kasse, die der Räuber beim Herabstürzen fallen gelassen hatte.“ Der Dieb trat wild um sich, traf Omozik an der Schläfe und rannte erst einmal davon. Omozik sammelte sich und verriegelte von innen die Tür. Und das war auch genau das richtige Vorgehen, wie sich wenig später zeigte: „Das mögen wohl Sekunden gewesen sein, da kam der Täter zurück und hämmerte gegen das Glas der Tür. Er fluchte herum, beleidigte mich und verschwand dann wieder.“
Mit der Besucherin und Spendenbox zur Polizei
Omozik und auch die Besucherin mussten sich erst einmal wieder fassen und sind, nachdem sie überzeugt waren, dass der Räuber nicht zurückkehren würde, gemeinsam zur Polizei gegangen. Für Omozik blieb nichts als eine leichte Prellung – nicht einmal ein Schrecken: „Da einzugreifen und den Diebstahl zu verhindern, war normal für mich“, so Omozik. Und trotz des mittlerweile zweiten Vorfalls fühlt er sich nicht unwohl, wenn er allein in der Ausstellung ist: „Ich habe jahrelang in Kriegs- und Krisengebieten gearbeitet, für das internationale Komitee des Deutschen Roten Kreuz in Ruanda, Somalia und Afghanistan. Da bringt mich so ein Vorfall nicht so schnell aus der Fassung.“
Die Angst wächst
Derweil bemerkt Omozik, dass viele Besucher durchaus „beunruhigt“ seien über die Entwicklungen in der Stadt Norden: „Gerade die Älteren sind wirklich beunruhigt und auch verärgert. Die Spendenkasse ist für einen guten Zweck – und gerade so etwas zu stehlen ist beschämend. Aber die Leute sind auch in Sorge, weil sich die Vorfälle häufen und in letzter Zeit wirklich viel passiert“, so Omozik. Damit bezieht er sich nicht nur auf den ersten, erfolgreichen Diebstahl Anfang Oktober, sondern auch auf mehrere Autobrände, Körperverletzungen und weitere kriminelle Vorfälle, die bis dato allesamt nicht aufgeklärt wurden.
Omozik fürchtet sich aber nicht
Der Ausstellungsführer wird aber unabhängig von dem jüngsten Vorfall weiterhin in der Ausstellung arbeiten – und hat keine Angst vor einem weiteren Diebstahl. Allerdings hat er mittlerweile vorgesorgt und ein Bekannter brachte ihm eine Dose Pfefferspray: „Im Zweifel nutze ich diese“, so Omozik. Dabei ist der Einsatz dieses Reizgases gegen Menschen nur dann straffrei, wenn eine absolute Notlage vorliegt.