Gefälschte Paypal-Anrufe bringen Opfer um Tausende Euros

Artikel vom 11.09.2023

Arne Jürgens

„Hallo, das ist Paypal“: So beginnt eine elektronische Bandansage, mit der Betrüger ihre Opfer über das Telefon hereinlegen wollen. Das LKA Niedersachsen rät dazu, nicht auf solche Anrufe zu reagieren. Bild: Brett Jordan/Pexels

Das Landeskriminalamt Niedersachsen warnt vor einer Telefonansage, bei der sich Betrüger als Paypal-Mitarbeiter ausgeben. Es gibt bereits mehrere Geschädigte – einer hat 10.000 Euro verloren.

Im Nordwesten - Das Telefon klingelt, angezeigt wird eine private Nummer. Es meldet sich eine weibliche Stimme: „Hallo, das ist Paypal. Sie haben gerade 700 Euro an Basecoin gesendet. Um diese Anschuldigung abzuwenden, drücken Sie die 1.“ Wer jetzt nicht auflegt, könnte Opfer einer fiesen Betrugsmasche werden, vor der das Landeskriminalamt (LKA) Niedersachsen warnt. Betrügerinnen und Betrüger rufen derzeit wahllos Personen an und geben sich als Mitarbeiter des Online-Bezahldienstes Paypal aus. Nach LKA-Angaben haben sich bereits mehrere Geschädigte gemeldet.

Unterschiedliche Versionen

Diese elektronische Bandansage gibt es offenbar in unterschiedlichen, leicht abgewandelten Versionen. „Leider liegen uns keine vollständigen Versionen vor, da diese lediglich aus dem Gedächtnis unserer Hinweisgeber stammen“, teilt das LKA mit. Unsere Redaktion kann den Inhalt bestätigen, da auch der Autor dieses Artikels einen solchen Anruf bekommen hat. Die Telefonate können mittels gefälschter Rufnummer (Call-ID-Spoofing) und auch anonym erfolgen.

zwischen liegen dem LKA vermehrte Rückmeldungen von Personen vor, die der Aufforderung gefolgt sind. Diese berichteten, dass nach Drücken der Taste „1“ das Gespräch von einem Call-Center-Mitarbeiter übernommen werde. „Teilweise konnte passender Lärm im Hintergrund gehört werden“, so das LKA. Dieser Mitarbeiter spreche Englisch mit leicht indischem Akzent. „Das ist vergleichbar mit der Europol- bzw. Microsoft-Masche, bei der eine reale Person das Gespräch übernimmt und versucht, Zugangs- und Kontaktdaten abzugreifen“, schreiben die Ermittler.

Die angerufenen Personen berichten laut LKA auch davon, dass sie aufgefordert worden seien, über den App-Store von Apple oder den Google Playstore nach der Fernwartungssoftware „AnyDesk Remote“ zu suchen, diese zu installieren und dann den Fernzugriff zu erlauben. Im Anschluss sollen Guthabenkarten im Wert von mehreren 100 Euro erworben werden. Die zugehörigen Codes könnten beim Kauf auf dem Bildschirm mitgelesen oder im Anschluss erfragt werden.

Opfer verliert 10.000 Euro

Die Betrüger hätten diese Masche inzwischen noch erweitert. Demnach versenden die Täter zuvor eine SMS mit der Rückfrage zu angeblich erfolgten Abbuchungen. Nach Anklicken des Links wird das potenzielle Opfer per Telefonanruf kontaktiert. Die Täter geben sich als Paypal-Mitarbeiter aus und bieten an, die beabsichtigten Abbuchungen aufzuhalten. Weiterhin werden Zugangsdaten abgefragt – man solle sich einer Webcam sogar mit dem Personalausweis in der Hand zeigen.

Die Ermittler berichten, dass mindestens eine geschädigte Person 10.000 Euro in Guthabenkarten an die Betrüger übergeben hat. Diese hatten behauptet, es habe eine versehentliche Fehlbuchung von 10.000 Euro auf das Paypal-Konto gegeben. Diese müsse nun zurückgezahlt werden. Die Täter hätten ihr Opfer sogar telefonisch zu den unterschiedlichen Shops „begleitet“, um die Guthabenkarten zu erwerben.

Nicht auf Anrufe reagieren

Wichtig ist es nach Angaben des LKA, nicht auf die Anrufe zu reagieren. Auf keinen Fall sollte irgendeine Zahlentaste zur Bestätigung gedrückt werden. Zudem sollten, falls doch zu einer realen Person verbunden wird, keinen Daten genannt und Zahlungen bestätigt werden. Auch sollten keine Gelder überwiesen oder sensible Dokumente wie Ausweise hochgeladen und keine Apps installiert werden.

Wer in Sorge um sein Paypal-Konto ist, sollte sich über die bekannten echten Links einloggen und dort die getätigten Zahlungen prüfen. Wenn Opfer auf die Masche hereingefallen sind, müssen sie den offiziellen Paypal-Support kontaktieren und Anzeige bei der örtlichen Polizei erstatten.


 

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